Drei Wochen Nippon. Da kommt was zusammen an Eindrücken und Fotos.
Japan
Japan im Frühjahr 2024: Tempel, Kirschblüten und Glückskatzen.
Christian Kohlhof | Rostock, Schwerin
Japan im Frühjahr 2024: Tempel, Kirschblüten und Glückskatzen.
Drei Wochen Nippon. Da kommt was zusammen an Eindrücken und Fotos.
Das „kleine Fest im großen Park“ ist immer ein besonderes Erlebnis. Das Open-Air-Kleinkunstfestival ist einer der Höhepunkte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Die Frage, ob man als Minister wichtige E-Mails zu maßgeblichen Projekten löschen sollte oder nicht, ist natürlich gut. Leider lässt sich bei gelöschten Mails auf die Schnelle ja nicht mehr prüfen, ob sie wichtig waren. Und genau das ist das Problem, das in der Amtszeit von Christian Pegel als Energieminister von MV entstanden ist.
Adobe hat vor ein paar Wochen einen eigenen Foto- bzw. Grafik-Generator-KI an den Start gebracht. Firefly ist noch im Beta-Stadium, das schreiben die Entwickler auch. Sie nennen ihre Feuerfliege lieber “Kunst-Generator”. Mit meinem Testaccount habe ich jedenfalls mal gefragt, ob ich ein Bild von einem gesteuerten Ruder-Achter haben kann. Ich weiß nicht, vielleicht liegts an meinem Englisch, aber: nun ja.
Die Gesellschafts-Convention „re:publica“ ist wie ein lebender Algorithmus: Die Plattform ist dieselbe, aber jeder erlebt sie anders, sozusagen in einer eigenen Interessen-Bubble. Drei Tage Programm bei etwa einem Dutzend Bühnen, Workshops, Diskussionsrunden und Vorträgen – oft im Halbstundentakt. Für jeden Besucher verläuft die rp anders, je nach eigenen Vorlieben und dem Programm, das man sich zusammenstellt. Ab und zu trifft man sich bei den großen Terminen, die gehen dann sozusagen viral.
Dabei geht es einerseits um digitale Verantwortung, Teilhabe und Zukunft, den Zustand und den Schutz der Demokratie und der offenen Gesellschaft und wie man deren Feinden entgegentritt, um Identitäten, um Ideen oder Interventionen. In den Panels zum Themenkomplex Medien spielte an vielen Stellen der Nutzen und die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz eine wesentliche Rolle – ihre Grenzen, ihre Chancen. die Verantwortung der Redaktionen. Spannende Publikumsdiskussion: Welche Inhalte sollten künftig gekennzeichnet werden? Die automatisch erstellten – oder die von Menschenhirn erdachten und geschriebenen Texte. Man muss das so genau differenzieren – „von Menschenhirn erdacht und geschrieben“ – denn eines wurde auch deutlich: Die KI ist derzeit zwar schon beeindruckend wortgewandt, bildgewandt und oder tongewandt – aber nur, wenn man ihr ganz genau sagt, was sie tun und lassen soll.
Das übergeordnete Thema dieser re:publica war „Cash“ – mit vielen Aspekten von der gerechten Bezahlung bis zur Verantwortung, die Geld mit sich bringt. Aber wie das mit einem Algorithmus so ist: In meiner Bubble spielte dieses übergreifende Thema jedenfalls keine große Rolle.
Und dann ist da ja noch Twitter – und wie wir alle dabei zusehen, wie es allmählich zugrunde geht, seitdem Elon Musk es für viel Geld gekauft und mit bemerkenswerten Entscheidungen irgendwie aus dem Game zu nehmen scheint. Bei all den Veranstaltungen zum Thema schwang auch der Eindruck mit, dass alle, aber wirklich alle sich besser mit Twitter auszukennen glauben als der, dem die Plattform jetzt gehört. Und darum sind alle sauer, dass der schwerreiche Ahnungslose nun das Spielzeug wegnimmt. Ist ja auch so. Immerhin waren das mit die unterhaltsamsten Sessions auf der rp23.
Dennis Horn und Gavin Karlmeier haben diesem Phänomen gar einen eigenen Podcast gewidmet. Haken dran ist wohl das Beste, was man aus dem Twitterdesaster rausholen kann. Die beiden haben für die rp die spektakulärsten Moves von Musk als Jeopardy-Runde aufgezogen. Sehr unterhaltsam.
Dazu dann noch die Analyse von Data Scientist Luca Hammer. Sozusagen das hintergründige Warmup zum Thema. Die Folien zum Vortrag gibt es hier:
Was kommt nach Twitter? Natürlich war das Fediverse und damit auch Activitypub Thema. Ein unabhängiges Konvolut an sozialen Netzwerken, die sich sogar untereinander verstehen – und auch für WordPress gibt es schon ein Plugin. Das probiere ich hier gleich mal mit aus. Mal sehen, was nun alles passiert – ich muss mich erst mal selbst damit vertraut machen.
Bei der re:publica war gerade Workshop „Wie man eine gute Kolumne schreibt (wenn man eine Maschine ist)“ – inklusive Fingerübung.
Ich habe Chat-GPT4 gebeten, als humorvoller Kolumnist etwas über Speisewagen zu schreiben mit Sätzen, die mit unterschiedlichen Buchstaben beginnen, alphabetisch aufsteigend sortiert. Hier ist das Ergebnis:
Achtung, Bahnpassagiere: Cremespinat dringend empfehlenswert! Fantastisches Geschmackserlebnis hier inklusive. Jeder kauft Lachs mit Nudelsalat? Oder preist Quinoa-Rote-Bete-Salate ständig überraschender Verkaufsschlager? Während Xylophonmelodien zärtlich spielen…
Chat-GPT4
Schnell-Erkenntnis: Eine KI braucht viel kollegialen Input, bevor was Gutes rauskommt.
Das war der initiale Prompt: „Eine stilistisch versierte ki schreibt einen pointierten Text über Speisewagen.“
Der Systemprompt: „Du bist ein humorvoller Kolumnist. Jeder Satz ist höchstens acht Wörter lang. Jeder Satz beginnt mit einem anderen Buchstaben, alphabetisch sortiert von a bis z.“
Temperature: 0.9. Presence-Penalty: 1.80. Frequency-Penalty: 1.89.
Das alles ausprobiert auf Basis der KI-Kolumne vom Team der KI Anictwae bei der taz.
Mitten in Nordfriesland passiert täglich Eisenbahngeschichte: Arglos sitzt man in einem Kurswagen, was an sich schon selten genug ist – und dann kommt auch noch ein Heizwagen dazu.
Eine Fahrt nach Amrum kann ein echtes Abenteuer sein – wenn man auf das Auto verzichtet und mit dem Zug anreist. Das hat gut geklappt, wir waren pünktlich am Schiffsanleger – planmäßiger Betreiberwechsel, historischer Heizwagen und Kurswagen-Rangiererei inklusive. Und das auch noch mit Fahrrädern.
Wer eine Bahn-Fahrkarte nach Dagebüll bucht, um dort aufs Schiff zu steigen, kauft unter Umständen arglos ein Eisenbahn-Improvisations-Erlebnis. Das wird einem erst bewusst, wenn man mitten drin steckt. Und das geht so: Wer die DB-Navigator-App der Deutschen Bahn nach einer Fernverbindung nach Dagebüll fragt, bekommt freimütig ein Bouquet an Angeboten. Zum Beispiel den Intercity 2216 mit Halt in Dagebüll, direkt an der Mole. Streng genommen ist der Intercity 2216 aber nur der Wurmfortsatz von etwas viel Größerem, vom IC 2214 nach Westerland auf Sylt. Die ersten drei Wagen dieses elf Waggons umfassenden Zuges sind Kurswagen – so etwas gibt es nur noch in dieser Verbindung. Die ersten drei Wagen werden in Niebüll vom Rest des Zuges abgekoppelt, umrangiert und dann nach Dagebüll zur Mole gebracht.
Das allein wäre schon spannend. In Niebüll passiert noch mehr. Mitten in Nordfriesland übernimmt die Norddeutsche Eisenbahn Niebüll GmbH neg den Intercity 2216 – und das ist ja: ein Zug ohne Lok. Die besondere Herausforderung: Die neg hat nicht genug passende Lokomotiven für Züge wie diesen. Und hier kommt schließlich das Improvisations-Erlebnis: Die neg hat ein paar Triebwagen älteren Datums, die haben immerhin einen Motor. Aber: Die alten Regional-Zossen haben für die dicken fetten Intercity-Wagen nicht genug Power für Licht, Klima und was weiß ich denn noch). Darum hat die neg ein paar ausgemusterte uralte ehemalige Reisezugwagen zu Heizwagen umgebaut. Vereinfacht gesagt: Das ist nun ein Stromgenerator auf Schienen.
Das alles hintereinander gehängt (IC-Wagen, Heizwagen, uralte Regio-Triebwagen) sieht aus wie eine zusammengewürfelte Fahrt von Eisenbahnschrott auf dem Weg zur vorerst letzten Ruhestätte am Eisenbahnfriedhof Mukran, ist aber ein Ferien-Reise-Standard-Angebot. Und damit dabei nichts schief geht, gibts in Niebüll wegen des Betreiberwechsels auch einen Personalwechsel. Während draußen am Bahnsteig Männer in ölverschmierten orangenen Arbeitsanzügen Wagen abkuppeln und Triebwagen rumpelnd herandröhnen, hört man drinnen charmante Durchsagen: „Wenn Sie das hier hören, dann sind Sie auf dem Weg nach Dagebüll. Wenn Sie da nicht hinwollen, sondern lieber nach Westerland, dann steigen Sie jetzt aus und steigen im anderen Teil dieses Zuges wieder ein.“ Wenig später rollen die Kurswagen im Schritttempo doch ein paar Meter weiter gen Sylt, aber nur, bis sie über eine Weiche hinaus sind, über die sie dann zurück zum zweiten Bahnhof der nordfriesischen Metropole geschoben werden – gut, technisch ist das ein Wechsel von einer Straßenseite auf die andere, aber Niebüll hat nun mal zwei Bahnhöfe: Einer gehört zur DB, der andere zur neg. Dort halten die Kurswagen dann wieder, die Fahrgäste der neg steigen auch noch ein – und dann gehts weiter Richtung Fährhafen.
Im DB-Navigator, also im Online-Ticket, ist zu diesem Schauspiel nichts zu erfahren. Man muss es wohl selbst erlebt haben. Das alles geht auch nur so lange gut, wie der Intercity des Weltkonzerns Deutsche Bahn in der planmäßigen Wagenreihung in Niebüll ankommt. Wenn das nicht der Fall ist, hängen die Kurswagen unerreichbar für die historische Eisenbahntechnik am falschen Ende des Schnellzuges – und dann ist Umsteigen vom einen Bahnhof zum anderen angesagt. Allerdings scheint das Personal der neg mit allen Wassern gewaschen zu sein – jedenfalls haben sie uns auf dem Rückweg ebenso freundlich wie nachdrücklich um diese Klippe herumgeschifft.
Schicke Echtzeit-Datenaufbereitung von Zügen und Zugbewegungen in Deutschland: bahn.expert
Das alles finden durchschnittliche Bahnreisende sicherlich nicht so spannend wie ich – und die Tatsache, dass Sie bis zu diesem Absatz gelesen haben, spricht wohl dafür, dass Ihnen die Bahn und all ihre Mysterien samt ihrer Vorzüge nicht ganz egal sind. Jedenfalls bleibt bei einer Zeitreise wie dieser auch noch genug Zeit zum Wikipedieren. Und so stellt sich heraus, dass diese Kurswagen die letzten und einzigen sind, die es im deutschen Bahnnetz im Personen-Verkehr noch gibt. Ein paar Nachtzüge haben Kurswagen, einige ICEs teilen sich auf und fahren dann in unterschiedliche Richtungen weiter (aber sie fahren aus eigener Kraft, weil einfach zwei Garnituren hintereinander hingen) – aber so ein Kurswagen? Früher, also bevor das große Kaputtsparen der ehemaligen Bundesbahn begann, waren Kurswagen Alltag. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob es eine Erhebung gibt, wie oft Menschen im falschen Teil des Zuges saßen. Denn: Wer will schon nach Sylt, wenn er auch nach Amrum kann?
Dies ist ein Text aus dem kohlhof.de-Archiv. Die Zeitbezüge wurden nicht angepasst.
Es war der pure Zufall. Geplant war ein kurzer Mittagsspaziergang rund um den Homeofficeblock. Ein Polizeibus sperrte da gerade den Goetheplatz in Rostock stadtauswärts ab. Jenseits der Bahnhofsbrücke flackerten gefühlt hunderte Blaulichter. Reporterneugier ließ mich besonders schnell schneller werden. Wenige Augenblicke später fand ich mich inmitten der Hektik nach einem großen Unfall wieder. Auf Höhe Platz der Freundschaft waren zwei Straßenbahnen zusammengestoßen. Die nächsten sechs Stunden verbrachte ich damit, online, bei NDR 1 Radio MV und im Nordmagazin über den Einsatz der Rettungskräfte, die Lage an der Unfallstelle und schließlich die Aufräumarbeiten zu berichten.
„Heute vor einem Jahr: Straßenbahnunfall in Rostock“ weiterlesen