Email macht vieles leichter – aber manches leider auch unerträglich. Als Besitzer, Betreiber und fleißiger Nutzer dieser wundervollen Domain kann und möchte ich der digitalen Welt folgende Geschichte nicht vorenthalten.
Seit 1998 gibt es kohlhof.de. Seit wann es kohlhof.com und andere Domains gleichen Namens mit anderen Endungen gibt, weiß ich nicht. Wie es der Zufall will, gehört zu Kohlhof.com auch ein Christian Kohlhof, der Querflöte und Gitarre spielt – und zwar in einer Band mit dem seltsamen Namen Krampussies. Es ist zu vermuten, welche Mail-Adresse eben dieser Musiker hat… richtig christian-Ätt-kohlhof-Punkt-Com.
Das weiß er, das weiß ich, nur seine Bekannten sind seit Jahren vollkommen ahnungslos und dazu in einer verhängnisvollen Weise beratungsresistent. Die ersten Einladungen per Mail zu Geburtstagen von mir vollkommen unbekannten Personen habe ich noch höflich beantwortet: Da müsse ja wohl ein lustiger Irrtum vorliegen, ich jedenfalls würde diese Einladung nicht annehmen können und wollen, da sie wohl gar nicht für mich gedacht war – und ob man am anderen Ende des Internets doch bitte auf die korrekte Adresse von privaten Mails achten könnte. Es kam keine Antwort. Stattdessen erhielt ich ein Jahr später eine Einladung, mich an den Hochzeitsvorbereitungen für irgendeinen Christoph und eine Frauke zu beteiligen. Ich lehnte wie im Jahr zuvor höflich dankend ab und wünschte viel Erfolg bei den Planungen. Es kam keine Antwort – jedenfalls nicht sofort. Wenig später wurde ich aufgefordert, endlich die Texte für die Hochzeitszeitung abzuliefern. Ich antwortete mit entschiedenem Ton, dass ich mich nicht im Stande sähe, die Hochzeitszeitungen vollkommen Fremder mit belanglosem Text vollzulaichen.
Es kam keine Antwort. Stattdessen erhielt ich eine PDF-Datei mit der Bitte, das Anzeigen-Motiv gegenzulesen, ob es denn so in den Druck gehen könnte. Eine Werbeagentur hatte versehentlich meine Adresse benutzt, obwohl sie den Entwurf doch eigentlich zum Autohaus Kohlhoff schicken wollte. Eine aufklärende Antwort von mir – und ich habe nie wieder etwas vom rührigen Fordhändler gehört oder gelesen. So gehts auch.
Die Spezies aus dem Bekanntenkreis des musizierenden Christian Kohlhof hingegen weigern sich strikt, ihr elektronisches Adressbuch auf den neuesten Stand zu bringen. Zwei Jahre lang habe ich schließlich Mails mit Hinweisen auf Hochzeiten, Geburten und andere Feste ignoriert. Doch nun reicht es. Wie jedes Jahr erhielt ich auch 2006 eine Einladung zum Neujahrs-Sektempfang. Was soll ich sagen: Ich kann mich nicht länger bitten lassen, mich verleugnen, abseits stehen, die Spaßbremse sein! Ich habe zugesagt. Ich freue mich sogar, auch wenn die Anreise von 800 Kilometern sicher einigermaßen strapaziös wird, komme ich gern. Ich habe gleich per Mail geantwortet: Ob ich denn dort übernachten könnte, wo es Parkplätze gibt und ob ich noch irgendetwas mitbringen soll. Auf eine Antwort habe ich bislang nicht erhalten – ich hab sie allerdings auch nicht erwartet.