Hier ist nichts los. Ich weiß das. Ich würde es gern ändern. Allein, mir fehlt die Zeit. Deshalb vertröste ich die werte Leserschaft mit einem Hinweis auf meine Lieblings-Tastenkombination auf Windows-Rechnern: Wenn man mehrere Anwendungen geöffnet hat, lässt es sich wunderbar zwischen den einzelnen Programmen hin und her schalten, wenn man die ALT-Taste gedrückt hält und dann die Tabulator-Taste drückt. Es erscheint ein kleines Fenster, in dem alle Anwendungen angezeigt werden – und dort kann man dann von einer zur anderen springen. Sobald man ALT und Tabulator loslässt, erscheint das gewählte Fenster im Vordergrund. Man kann auch in entgegengesetzter Richtung durch die Programme blättern, wenn man auch noch die Shift-Taste drückt. Das erfordert aber einiges akrobatisches Geschick. Ich bin mir sicher, Euch mit diesem Faszinosum Beschäftigung für mehrere Tage geliefert zu haben und verbleibe mit freundlichem Gruß. Christian
Monat: November 2006
Pauls Routenplaner
Paul Gerhardt schafft es immer wieder. Die Kirchenlieder-Texte aus seiner Feder sind wirklich beeindruckend. Nach dem frühlingshaften “Geh aus mein Herz” empfehle ich heute – passend zur grauen Jahreszeit ein eher getragenes Lied, das Trost spenden soll: “Befiehl Du Deine Wege”.
Befiehl du deine Wege (EG 361)
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft, und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Herz gehen kannDem Herren musst du trauen, wenn dir´s soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht,
lass fahren, was Dein Herze, betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente, der alles führen soll,
Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.
(Text: Paul Gerhardt, 1653)
Buntes Treiben im “Grauen Esel”
Heute vor 13 Jahren begann meine Laufbahn als Journalist. Am 13. November 1993 hat zum ersten Mal eine Tageszeitung einen Text von mir gedruckt (und dafür auch gleich bezahlt, ein paar Mark.) Und hier ist er noch einmal, wegen des großen Erfolges:
So beginnen Journalisten-Karrieren: Außer die klassischen Fakten zu erwähnen habe ich auch an den Mehrwert für den Leser gedacht und unter anderem die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel empfohlen.
Die Ankündigung für einen Basar in einer Kindertagesstätte im Lübecker Stadtteil St. Jürgen ebnete mir den Weg in die Lokalredaktion der Lübecker Nachrichten. Die Redaktion hat den Text – meiner Erinnerung nach – 1 zu 1 übernommen und vor allem auch meinen Überschriftenvorschlag akzeptiert (darauf war ich besonders stolz). Was folgte, war wenig später der erste richtige Auftrag der Redaktion: Eine Rezension über “Wachtmeister Holm”, der am Wochenende im Kolosseum aufgetreten war. Zehntausende Zeilen habe ich inzwischen geschrieben, tausende Fotos gemacht, O-Ton-Material gesammelt, das für mehrere Wochen reicht, tagelang im Radio erzählt – und es macht mir immer noch Spaß.
Früher bei den LN bekam ich immer eine Gänsehaut, wenn die Rotationsmaschine anlief und der Hauch von Druckfarbe durch die Flure wehte. Und heute läufts mir vor Begeisterung manchmal kalt den Rücken runter, wenn die Arbeit von ganz vielen Personen zusammen eine schnelle, aktuelle, unterhaltsame Radiosendung ergibt, zu der ich etwas beitragen kann.
Soweit wäre es vielleicht nicht gekommen, wenn meine ersten redaktionellen Schritte bei den LN nicht so wohlwollend begleitet worden wären. So haben sich die Kollegen oft Zeit genommen, mit mir ausführlich über meine Texte zu sprechen, positiv und negativ zu kritisieren, gemeinsam Änderungsvorschläge zu erarbeiten. Und ich hatte bei den LN oft die Chance, Neues auszuprobieren, mich Herausforderungen zu stellen und einfach mal was zu machen, als freier Mitarbeiter, als Volontär und natürlich auch als Redakteur. Für diese äußerst “praktische Einführung in den Journalismus” bin ich sehr dankbar.
Diese Aufgeschlossenheit, diese Geduld und Ehrlichkeit, die habe ich mir zum Vorbild genommen: Zuweilen begleiten mich jetzt Praktikanten bei meinen Reporter-Einsätzen – und für diese Gäste nehme ich mir oft auch mal ein bisschen mehr Zeit (wenn ich wenigstens einen Hauch von Interesse erkenne), lasse sie Beispieltexte recherchieren und schreiben und selbstverständlich auch sprechen. Manchmal fragen mich die Jungs und Mädels dann, warum ich das mache. In Zukunft werde ich dann einfach auf dieses Posting hier verweisen.
PS: Natürlich soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass meine journalistischen Wurzeln wohl schon ein bisschen früher als 1993 gekeimt haben. Ein historisches Tondokument wurde hier ja bereits veröffentlicht. Außerdem habe ich in der sechsten Klasse gemeinsam mit zwei Schulfreunden mal unseren Biolehrer, einen gestandenen Tierarzt interviewt (der ein Wildschwein aufgepäppelt hat, dessen Mutter im Grenzstreifen angeblich auf eine Mine getreten war) sowie für die Katharineum Ruderriege jahrelang an der Mitgliederzeitschrift layoutet und geschrieben. Außerdem habe ich gemeinsam mit Kumpel Schem im Offenen Kanal Lübeck die Show “Zum Blöden Bock” präsentiert. Eine Magazin-Sendung, über deren Inhalt vor allem wir beide herzhaft lachen konnten. Und dann war da ja während meines Studiums auch noch der heuler. Um mal so die wesentlichen Punkte zu nennen. Und weil auch meiner Verwandtschaft nicht verborgen blieb, dass ich so ein Pressefritze werden wollte, war es dann Onkel Godehard, der mich an einen dpa-Geschäftsführer vermittelt hatte. Und dieser Mann hat mir nach langen und interessanten Ausführungen über das Journalistengeschäft empfohlen, einen Beispeiltext zu schreiben und mich bei meiner Lokalzeitung zu bewerben. Es war genau der oben erwähnte Beitrag.
Ottigramm
Holderitiih! Otto war heute in Rostock, um seinen neuen Kinofilm vorzustellen. Ich habe ihn interviewt – hier ist der Beweis: Ein echtes Ottigramm aufm Mikro:
Bleibender Eindruck: Unterschrift samt Ottifant auf Reporterequipment.
Wie es klingt, wenn Komiker auf Schaumstoff schreiben, ist gegen 18:40 Uhr heute im Radio zu hören
Lego-Party
Es ist schon ein paar Tage her, dass ich beim Grillen eine seltsame Geschichte zu hören bekam und an deren Ende ich mal wieder – ohne es hier an eine zu große Glocke hängen zu wollen – als Retter in der Not dastand. Wir saßen gerade mit fetttriefenden Fingern in geselliger Runde, als ein gewisser Carsten einfach so ins Blaue hinein fragte, ob denn jemand Lego-Steine hätte. Er hatte diese Frage wohl schon öfter bei ähnlichen Gelegenheiten gestellt. Jedenfalls machte er nicht den Eindruck, als würde er eine positive Antwort erwarten. Umso erstaunter war sein Gesichtsausdruck, als ich kundtat, dass ich schon im Besitz des einen oder anderen Steinchens wäre.
Dann ging’s los, Carsten erzählte eine fantastische Gesichte, die ich als “Mischung aus Star Wars und McGyver” kategorisieren möchte. Darin ging es um Computer-Lautsprecher, die so aussehen würden wie der Helm von Darth Vader (”Luke, ich bin Dein Vater”) und die er mit Hilfe traditioneller Spielzeugteile und ein bisschen handwerklichem Geschick (”ich bastel’ da mal was”) in ein Unikat zu verwandeln gedachte. Das alles habe den Zweck, seiner Freundin eine unglaubliche Freude zum Geburtstag zu machen – perfekt wäre es, wenn das Lichtschwert auch tatsächlich leuchten würde.
Man muss derlei Geschichten nicht auf Anhieb verstehen, Hauptsache, man kann helfen. Ich jedenfalls hatte noch nicht durchschaut, was das alles mit Lego zu tun hat. Vor lauter Begeisterung – und weil er sich so unglaublich kurz vor dem Ziel wähnte – fasste Lego-Carsten atemlos noch einmal die wesentlichen Punkte zusammen: “Überraschung … bauen … Lego-Männchen, schwarz … Star Wars …. Computer-Boxen … brauche einen Zweier, einen flachen, schwarz. … Stromleitung hindurch … Licht! … Lichtschwert!! …. Auf Computer-Lautsprecher stellen … irre … Wahnsinn!”
An Grillfleisch dachte in diesem Moment wohl niemand mehr. Während die Würstchen auf dem großen Teller in der Mitte des Tisches langsam auskühlten, der Salat sich in einem unbeobachteten Moment schon anschickte, ein bisschen vor sich hin zu welken und das Flaschenbier sein letztes Kohlensäurebläschen aushauchte, blickten wir Carsten gebannt mit einer Mischung aus Faszination und Skepsis an. Er wiederum senkte den Blick – wenn man wie er solche Geschichten schon öfter erzählt hat, dann ist das wohl der Moment, in dem alle anderen für gewöhnlich in schallendes Gelächter verfallen, abfällige Handbewegungen machen und sich vielsagende Blicke zuwerfen.
Das war mein Moment. “Ja, dann geh ich mal zum Auto und schau mal, was ich so für Steinchen da hab, nech”, konnte ich sagen und stand auf. Schwupps, war ich es, den alle gebannt anstarrten, bevor sie sich abwechselnd vielsagende Blicke zuwarfen.
Der Zufall wollte es, dass ich vor einigen Jahren meinem Patenkind mein eigenes Lego-Sammelsurium auf unbestimmte Zeit überlassen hatte. Bevor ich nach Rostock gezogen bin, hatte ich fast mein gesamtes Spielzeug gespendet. Eine der Ausnahmen waren die Lego-Steine, eine ganze Waschmittel-Tonne voll. Einer der wertvollsten Schätze aus meiner Kindheit – und der war sozusagen beim Patenkind geparkt. Der Gute hatte zwischenzeitlich bessere Verwendung dafür. Nun ist es aber so, dass er inzwischen dank spendierfreudiger Anverwandter selbst ein kleines Lego-Imperium aufgebaut hat und – kurz und gut – mein altes Zeug nicht mehr benötigt. Bei meinem letzten Besuch habe ich also meinen Lego-Kram wieder eingeladen. Keine zwei Wochen später – die in rotem Filz eingeschlagene Lego-Tonne stand immer noch in meinem Kofferraum – hatte ich es beruflich-terminlich sehr eilig, nach Bützow zu kommen. Nun ist die Strecke von Rostock aufs Dorf derart kurvig, dass ich plötzlich ein Geschepper hinter mir vernahm, als würde jemand ein riesiges Tablett mit Sektgläsern auf einen Glastisch fallen lassen: Die Tonne war umgekippt. Wenig später sah man mich – nach getaner Arbeit – auf dem Parkplatz von Bützow hektisch Legosteine aus meinem Kofferraum zurück in die Tone schaufeln. Bei nächster Gelegenheit habe ich sie dann doch aus dem Auto in meine vier Wände geschleppt. Aber einige Steine hatte ich wohl übersehen.
Und das sollte Carsten ein paar Tage später einen schönen Abend bescheren. Schon beim Ausladen der Grillutensilien waren mir ein paar bunte Klötze im Laderaum aufgefallen, Überreste des Spielzeug-Desasters in meinem Auto – und die klaubte ich nun zusammen, um sie Lego-Carsten unter die Nase zu halten. So in etwa stelle ich mir eine Tupper-Party vor: “Ich geh noch mal schnell zum Wagen, da habe ich noch ganz was Feines für sie” – um wenig später mit seltsamen Kunststoffgebilden wieder in der Tür zu stehen. In diesem Fall mit: Einem roten quadratischen Vierer, dazu ein flacher roter Zweier, eine schwarze Polizeimütze und ein schwarzer Zweier, flach, mit einer Art Leiter dran, auch als Kühlergrill zu verwenden. Carsten geriet in Verzückung, hielt das kleine schwarze Artefakt gegen das Neonlicht der Küchenlampe, kniff die Augen zusammen, kratze sich am Kinn, wog das kleine Teil in seiner Hand als wäre es aus Blei – und vor seinem inneren Auge schien plötzlich alles einen Sinn zu ergeben: “Das ist noch besser als ein normaler flacher Zweier”, erklärte er. Wie viel ich denn dafür haben wollte.
Klar war: Das wird nicht billig. Allerdings waren mir die Weltmarktpreise für historische Lego-Steine nicht geläufig – und so stellte ich als Bedingung, dass ich nicht mehr verlangen würde als ein Foto von der fertigen Skulptur, zu deren Gelingen ich in entscheidendem Maße beigetragen habe. Und nun, verehrte Leser: Das Kunstwerk samt leuchtendem Lichtschwert. Das alles ist nur gelungen, weil mir eine Tonne mit Lego-Steinchen im Auto ausgekippt ist – ich bin sehr, sehr stolz.
Diese Kombination aus Computertechnik und Spielzeug sorgt in manchen Haushalten für Verzückung.
Da irgendwo steckt mein Lego-Steinchen drin.