Buntes Treiben im “Grauen Esel”

Heute vor 13 Jahren begann meine Laufbahn als Journalist. Am 13. November 1993 hat zum ersten Mal eine Tageszeitung einen Text von mir gedruckt (und dafür auch gleich bezahlt, ein paar Mark.) Und hier ist er noch einmal, wegen des großen Erfolges:

Buntes Treiben im Grauen Esel

So beginnen Journalisten-Karrieren: Außer die klassischen Fakten zu erwähnen habe ich auch an den Mehrwert für den Leser gedacht und unter anderem die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel empfohlen.

Die Ankündigung für einen Basar in einer Kindertagesstätte im Lübecker Stadtteil St. Jürgen ebnete mir den Weg in die Lokalredaktion der Lübecker Nachrichten. Die Redaktion hat den Text – meiner Erinnerung nach – 1 zu 1 übernommen und vor allem auch meinen Überschriftenvorschlag akzeptiert (darauf war ich besonders stolz). Was folgte, war wenig später der erste richtige Auftrag der Redaktion: Eine Rezension über “Wachtmeister Holm”, der am Wochenende im Kolosseum aufgetreten war. Zehntausende Zeilen habe ich inzwischen geschrieben, tausende Fotos gemacht, O-Ton-Material gesammelt, das für mehrere Wochen reicht, tagelang im Radio erzählt – und es macht mir immer noch Spaß.

Früher bei den LN bekam ich immer eine Gänsehaut, wenn die Rotationsmaschine anlief und der Hauch von Druckfarbe durch die Flure wehte. Und heute läufts mir vor Begeisterung manchmal kalt den Rücken runter, wenn die Arbeit von ganz vielen Personen zusammen eine schnelle, aktuelle, unterhaltsame Radiosendung ergibt, zu der ich etwas beitragen kann.

Soweit wäre es vielleicht nicht gekommen, wenn meine ersten redaktionellen Schritte bei den LN nicht so wohlwollend begleitet worden wären. So haben sich die Kollegen oft Zeit genommen, mit mir ausführlich über meine Texte zu sprechen, positiv und negativ zu kritisieren, gemeinsam Änderungsvorschläge zu erarbeiten. Und ich hatte bei den LN oft die Chance, Neues auszuprobieren, mich Herausforderungen zu stellen und einfach mal was zu machen, als freier Mitarbeiter, als Volontär und natürlich auch als Redakteur. Für diese äußerst “praktische Einführung in den Journalismus” bin ich sehr dankbar.

Diese Aufgeschlossenheit, diese Geduld und Ehrlichkeit, die habe ich mir zum Vorbild genommen: Zuweilen begleiten mich jetzt Praktikanten bei meinen Reporter-Einsätzen – und für diese Gäste nehme ich mir oft auch mal ein bisschen mehr Zeit (wenn ich wenigstens einen Hauch von Interesse erkenne), lasse sie Beispieltexte recherchieren und schreiben und selbstverständlich auch sprechen. Manchmal fragen mich die Jungs und Mädels dann, warum ich das mache. In Zukunft werde ich dann einfach auf dieses Posting hier verweisen.

PS: Natürlich soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass meine journalistischen Wurzeln wohl schon ein bisschen früher als 1993 gekeimt haben. Ein historisches Tondokument wurde hier ja bereits veröffentlicht. Außerdem habe ich in der sechsten Klasse gemeinsam mit zwei Schulfreunden mal unseren Biolehrer, einen gestandenen Tierarzt interviewt (der ein Wildschwein aufgepäppelt hat, dessen Mutter im Grenzstreifen angeblich auf eine Mine getreten war) sowie für die Katharineum Ruderriege jahrelang an der Mitgliederzeitschrift layoutet und geschrieben. Außerdem habe ich gemeinsam mit Kumpel Schem im Offenen Kanal Lübeck die Show “Zum Blöden Bock” präsentiert. Eine Magazin-Sendung, über deren Inhalt vor allem wir beide herzhaft lachen konnten. Und dann war da ja während meines Studiums auch noch der heuler. Um mal so die wesentlichen Punkte zu nennen. Und weil auch meiner Verwandtschaft nicht verborgen blieb, dass ich so ein Pressefritze werden wollte, war es dann Onkel Godehard, der mich an einen dpa-Geschäftsführer vermittelt hatte. Und dieser Mann hat mir nach langen und interessanten Ausführungen über das Journalistengeschäft empfohlen, einen Beispeiltext zu schreiben und mich bei meiner Lokalzeitung zu bewerben. Es war genau der oben erwähnte Beitrag.