Nerv-Pyromanen

An all die Wahnsinnigen da draußen, die jetzt schon ihre Böller und Raketen zünden: Der Dezember hat 31 Tage. Heute ist aber erst der 30. Ist es zu viel verlangt, dass ihr mit eurer ohnehin nervtötenden Ballerei wartet, bis der tatsächlich dazu passende Anlass wirklich gegeben ist?

Seit geraumer Zeit sausen jetzt also heulende Raketen übers Dach. Ich kann mir schon gut vorstellen, was das für Leute sind, die geifernd und grunzend irgendwo in der Seitenstraße stehen und sich gegenseitig erzählen, wie geil denn nun gerade wieder diese Rakete aus dem Happy-Family-Sortiment abgegangen ist: “Boah, Aldn, ey. Voll end-krass. Höhö. Grunz, Schnauf hechel.” Dann werden sie ihre Flecktarnhose hochziehen, mit dem Handrücken ihre Nase abwischen, in die Ecke rotzen, um schließlich von ihrem heillos überschuldeten Handy ihre Freundin anzurufen und vom Langweilerleben mit Böllern in der Seitenstraße zu berichten.
So sind, sie, die Prekariats-Pyromanen.
Insgeheim warte ich darauf, dass da unten beim frühzeitigen Auswickeln der “Wild-Viper-Multi-Effekt”-Batterie ein kleiner Funken Glut aus der Selbstgedrehten derart zufällig, aber zielsicher ins Päckchen mit Schwarzpulver und Lunten fällt, dass sich da, wo eben noch die Flecktarnhose stand, nur noch ein bunt schillernder Rauchpilz erhebt, majestätisch leuchtend wie ein bengalisches Feuer, nur unterbrochen vom schrillen Jaulen der Heuler aus dem “Sky-Siren”-Sortiment, die – einem Bienenschwarm gleich – zuckend und fauchend in alle Himmelsrichtungen auseinanderstieben.
Selbstverständlich kommt in diesem Traum auch zur richtigen Zeit ein Löschzug der Feuerwehr samt Krankenwagen und Notarzt um die Ecke, so dass dafür gesorgt sein wird, dass die kokelnden Experten schon Ostern wieder feste Nahrung zu sich nehmen können…

Irgendwie unpassend…

… wenn einem der Mechaniker in der Autowerkstatt, der gerade die Winterreifen montiert hat, zum Abschluss fröhlich “Guten Rutsch” wünscht.

Geblogstach

Konfetti und Fanfaren! Dieses Weblog gibt es auf die Minute genau seit einem Jahr. Am 28. Dezember 2005 habe ich hier den ersten Beitrag veröffentlicht, der um 22:09 Uhr ins Internet hinausgepustet wurde

Inzwischen sind hier 258 Artikel zu lesen, die hochgeschätzten Besucher meiner Internetseite haben auch 258 Kommentare abgegeben. Der Beitrag mit den meisten Anmerkungen ist „Kiss and Ride“ mit 17 Kommentaren.

Pro Tag kommen etwa 100 bis 150 Leser auf diese Seite (dazu zählen aber auch Suchmaschinen). Der Durchschnitt der Besucher pro Tag seit August liegt bei 113. Der Tag mit den meisten Lesern auf kohlhof.de war Montag, der 18. September, mit 204 Besuchern.
Vor allem über Suchmaschinen kommen Leser von anderswo hierher. Zu den häufigsten Suchbegriffen gehören die Formulierungen „bubbles.pps“, „Entstehung des Grundgesetzes“ und alles mit „Lotto“.
Am häufigsten angeklickt haben die Leser den Beitrag „Smarties schubsen“ über ein kleines Geschicklichkeitsspiel: 3545 Aufrufe gab es.

Kohlhof.de ist eine kleine Nische im Internet, nichts von weltweitem Ruf oder nationaler Bekanntheit. Das ist auch gar nicht nötig. Erstaunlich und erschreckend finde ich allerdings die Tatsache, dass der Spamfilter seit dem Sommer bereits 3061 Müll-Kommentare über Online-Casinos, nackte Russen-Omas und Medikamenten-Plagiate herausgefiltert hat.

Mein Freund, der Kalender

Bislang habe ich es geschafft, ein Leben ohne Terminkalender zu führen – und das ohne große Katastrophen wegen verpasster Treffen. Ich bin mir allerdings sicher, dass es – auch wegen meines fortschreitenden Alters – nur noch eine Frage sehr kurzer Zeit ist, bis ich die erste wichtige Verabredung vergesse. Das könnte verheerende Folgen in meiner Peer-Group, Familie, bei Kollegen oder redesligen Informanten haben… Kurz und gut: Mein Wunsch nach einem kleinen Mäppchen für die Planung von Treffen und Terminen wurde unlängst mit einem äußerst schönen Terminkalender, in orange-braunem Leder eingebunden, erfüllt. Glaubt man dem kleinen Beipackzettel aus der italienischen Terminkalender-Fabrik ist er aber eben nicht bloß ein Hilfsmittel zum Verwalten von Besprechungen und Dienstplänen, sondern der Schlüssel zu einer anderen Welt, zu einem Leben auf der Überholspur, in Saus und Braus, ein unverzichtbarer Begleiter… ein Universalbenutzer, wie ihn sonst nur Loriot kennt.
So lese ich nämlich Silbergrau auf Schwarz: Mein Terminbuch sei “der Begleiter für den Alltag und das Abenteuer”. Wie das? Nun: “Jeder erlebte Momente (sic!), jede Situationen (sic!), die des Einfangens und des Erinnerns wert ist (sic!), kann in Ihm (sic!) gespeichert werden”.
Und dass die Kalenderleute jenseits der Alpen euphorische Poeten sind, wird wenig später deutlich: “Dieser Safe wird geöffnet, indem man ihn von der Umarmung des elastischen Verschusses befreit und geschlossen, indem man denselben Verschluss auf dem Einband befestigt”. Tatsächlich hält ein schwarzes elastisches Band die Seiten zusammen, damit nichts fleddert, was nicht fleddern soll.
Mit diesem Ding bin ich in exzellenter Gesellschaft: “Er ist das Statussymbol der heutigen Schriftsteller und Reisenden.” Donnerwetter. “Ciak”, so heißt dieses “Buch des heutigen Künstlers und Tagebuchschreibers”, wird mit einer ausführlichen Aufzählung sämtlicher Vorteile, die das Produkt bietet, gepriesen. Und das bedeutet: dieses Buch im Westentaschenformat ist “ein Freund, auf den sie sich immer verlassen können”. Ist es nicht herrlich? Klingt fast so, als trage mein neuer Freund auch noch selbstständig alle Termine ein. Is aber nicht so, das muss man noch von Hand machen.

Gottesdienst mit Weihnachtskatze

Der hier angekündigte Gottesdienst war der abwechslungsreichste seit langem. In der voll besetzten Aegidienkirche, in der einige Gottesdienstbesucher nur Stehplätze hatten, ging es schon gleich zu Beginn hoch her.
Nach dem Vorspiel der Orgel begrüßte der Pastor gerade die weihnachtliche Gemeinde, als sich eine gewissse Unruhe in den Kirchenbänken ausbreitete. Viele Blicke gingen nach oben, Handschuh-Finger deuteten Richtung Lettner. Dort oben auf der Brüstung der Empore lief – ganz geschmeidig, elegant, mit sanftem Tritt und vom Festtagstrubel vollkommmen unbeeindruckt – eine schwarze Katze von links nach rechts. Der Stuben… der Kirchen-Tiger sah kurz von oben herab auf die Gemeinde. Die hörte derweil zwischen dem ganzen Gelächter und Gemurmel den Herrn Pastor leicht angesäuert sagen: “Ja, und wir begrüßen auch die Weihnachtskatze … und ob sie dann jetzt wohl wieder mir zuhören würden?!?”
Es dauerte noch ein Minütchen, bis sich in der alten Handwerkerkirche wieder weihnachtliche Besinnlichkeit breit machte. Wenig später sah man den Küster mit der Katze auf dem Arm Richtung Hauptausgang hetzen. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Kirchendiener zu derart später Stunde etwas aus dem Gotteshaus tragen musste. Wenig später gab es rechts unter der Orgel erneut Unruhe. Besorgte Menschen beugten sich über eine junge Frau, die zusammengebrochen war. Wenig später lag sie auf einer Trage, die der Küster und Helfer aus der Kirche trugen.
Mehr ist dann aber nicht mehr passiert.

Fröhlicher Zimbel-Stern

Na klar, die Musik des Tages ist heute ein Weihnachtslied. Und zwar “O du fröhliche”. Kennt es noch jemand? Hier noch mal der Text:

O du fröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit! O du fröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit! O du fröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit! (Text, Strophe 1: Johannes Daniel Falk (1816)1819); Strophen 2 und 3: Heinrich Holzschuher 1829)

Dieses Lied beschließt jeweils den nächtlichen Gottesdienst am Heiligen Abend in St. Aegidien zu Lübeck. Das Besondere daran: Zusätzlich zur Orgelbegleitung dreht sich an der barocken Orgel ein Zimbel-Stern, der so ähnlich wie ein Glockenspiel klingt. Der Stern erklingt nur bei diesem Lied. Weihnachtlicher kann es gar nicht werden…

Schöne Weihnachten wünsche ich!

Auch Du bist Person des Jahres

Herzlichen Glückwunsch! Auch Du hast es Dir verdient -und die Auszeichung ist ja wirklich nicht schlecht! Das Time-Magazine hat jeden einzelnen Internetutzer zur “Person des Jahres” gekürt. Jeder, der das Netz der Netze nutze, habe sich die Auszeichnung als “Bürger der digitalen Demokratie” verdient, begründet das US-Blatt seine Entscheidung. Das Titelblatt ist mit einem Spiegel beklebt, in dem sich der Leser sieht.

Damit reihen wir alle uns ein in die illustre Liste der Ausgezeichneten, wie zum Beispiel Michail Gorbatschow, Charles Lindbergh, Mahatma Gandhi, Bono und Bill Gates. Das Magazin hatte 1938 allerdings Hitler zum Menschen des Jahres gekürt – was für ein Fehlgriff.

Mutti und Vati berichtigen prangernd

Im Oktober fand im Niedersächsischen eine inzwischen legendäre Party statt. Die Folgen müssen erheblich gewesen sein, denn Mutti und Vati hatten nach der Rückkehr von ein paaar unbeschwerten Urlaubstagen die eigene Wohnung verwüstet vorgefunden. Der Tatverdächtige im Fokus der parentalen Ermittler: der Sohn und seine mutmaßlich abgefeimten Komplizen … In ihrer Not haben Mama und Papa in einigen Fällen wohl etwas voreilig geurteilt, als sie diese Anzeige in der Lokalpresse schalteten.

Jedenfalls haben andere Eltern reagiert und korrigierende Inserate veröffentlicht:

Elternanzeige Fortsetzung1

Familie Riecke bemüht sich um ihren guten Ruf

Und auch Mama und Pap selbst sahen sich angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks noch einmal genötigt, eine Anzeige zu schalten:

Elternanzeige Fortsetzung 2

Mama und Papa korrigieren sich – teilweise. Und sie haben neue Spuren.

Immerhin haben sie nun, weil in dem kleinen Örtchen offenbar nahezu jeder jeden bezichtigt, neues Beweismaterial. Wäre doch lustig, wenn sie zumindest einige Bilder davon mal in der Zeitung drucken würden…

Vielen Dank an den Biografen für die knallharte Nachrecherche und die Zuarbeit.

nERVIGE tASTE abschalten

Wer hat schon mal ernsthaft die Caps-Lock-Taste benutzt? Irgendjemand? Keiner? Trotzdem gibt es diese Feststelltaste auf jeder Computertastatur – und die betätigen die meisten wohl nur aus vERSEHEN. Das kann man ändern, auch ohne den Knopf herauszubrechen. Mit einer kleinen Änderung in der Windows-Registry wird die Feststelltaste abgeschaltet.

Hier gibt es ein kleines Script zum Abschalten, einfach runterladen, klicken, Rechner neu starten – und schon ist die Caps-Lock-Taste Geschichte. Alle Angaben natürlich ohne Gewähr.