Der hier angekündigte Gottesdienst war der abwechslungsreichste seit langem. In der voll besetzten Aegidienkirche, in der einige Gottesdienstbesucher nur Stehplätze hatten, ging es schon gleich zu Beginn hoch her.
Nach dem Vorspiel der Orgel begrüßte der Pastor gerade die weihnachtliche Gemeinde, als sich eine gewissse Unruhe in den Kirchenbänken ausbreitete. Viele Blicke gingen nach oben, Handschuh-Finger deuteten Richtung Lettner. Dort oben auf der Brüstung der Empore lief – ganz geschmeidig, elegant, mit sanftem Tritt und vom Festtagstrubel vollkommmen unbeeindruckt – eine schwarze Katze von links nach rechts. Der Stuben… der Kirchen-Tiger sah kurz von oben herab auf die Gemeinde. Die hörte derweil zwischen dem ganzen Gelächter und Gemurmel den Herrn Pastor leicht angesäuert sagen: “Ja, und wir begrüßen auch die Weihnachtskatze … und ob sie dann jetzt wohl wieder mir zuhören würden?!?”
Es dauerte noch ein Minütchen, bis sich in der alten Handwerkerkirche wieder weihnachtliche Besinnlichkeit breit machte. Wenig später sah man den Küster mit der Katze auf dem Arm Richtung Hauptausgang hetzen. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Kirchendiener zu derart später Stunde etwas aus dem Gotteshaus tragen musste. Wenig später gab es rechts unter der Orgel erneut Unruhe. Besorgte Menschen beugten sich über eine junge Frau, die zusammengebrochen war. Wenig später lag sie auf einer Trage, die der Küster und Helfer aus der Kirche trugen.
Mehr ist dann aber nicht mehr passiert.