Banane, gebrannte Mandel

Habe vorhin die Eissaison 2007 mit je einer Kugel der Geschmacksrichtungen Banane und gebrannte Mandel eröffnet. Der Preis pro Stück betrug 60 Cent und hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert.

“Fremdgegessen!”

Das war der knallharte Vorwurf, den ich mir vor einer Stunde anhören musste. “Tah! Sie haben fremdgegessen!” sagte die Kassiererin in der Mensa und ihre rot und blau umschminkten Augen verengten sich zu dunklen Schlitzen.
Sie hatte Recht, aber woran hatte die Gute es erkannt? Hatte sich meine Leibesfülle zu meinem Nachteil verändert? Klebten mir Essen-Reste vom vergangenen Freitag im Mundwinkel? Gab es in der anderen Mensa Informanten, Spitzel, Kameras? Offenbarte hier der Überwachungs- und Polizeistaat seine hässliche Fratze? Ist es jetzt wieder so weit, dass Leuten ein Strick daraus gedreht wird, dass sie ihren Hunger stillen? Wo ist Deutschland bloß hingekommen?
Das alles wären durchaus Fragen gewesen, die ich hätte stellen können. Die ganze Mensa hätte ich aufwiegeln können, denn es wäre ja sowieso alles zu spät gewesen, als gläserner Mittagsgast haste ja eh in dieser durchtriebenen Gesellschaft keine Chance mehr.
Für derlei Gedanken blieb mir allerdings keine Zeit. “Sie haben 12 Euro 87 auf ihrer Zahlkarte. Da wurde wohl mal ein krummer Betrag abgebucht, was? In der großen Mensa, nä?” Ja, so war es. Sie hatte mich ertappt, nach diesem sekundenlangen knallharten Verhör zwischen Besteckkästen und Saftautomaten gab ich auf und wimmerte schluchzend, herzergreifend und als gebrochener Mann: “Ja, ich war – da. Und nun richten sie über mich. Und wenn es ein Verbrechen ist, in der großen Mensa Biobrause in Flaschen mit 8 Cent Pfand zu kaufen, dann bin ich schuldig.”
Wie konnte ich nur so nachlässig sein. In der kleinen Mensa, in der ich jetzt am Pranger stand, gibt es nur Speisen und Getränke, deren Preise durch 5 Cent teilbar sind. Da musste so ein Ausflug an andere Theken mit krummen Preisen doch auffallen? “Jeder Täter macht irgendwann einen Fehler”, hörte ich diverse TV-Kommissare mit rauher Stimme in meinem Hirn raunen.
In der Gewissheit, nie wieder Tageslicht zu sehen und schon bald im Karzer zu versauern, griff ich mutlos und vom Leben enttäuscht mein Tablett, schlurfte zu einem freien Tischchen um meine Henkersmalzeit zu genießen, bevor die buckeligen Mensa-Schergen mich ins Verließ zu schleifen gedachten.
Die Kakophonie der Fernsehfahnder wurde unterbrochen: “Guten Appetit dann”, flötete mir die Kassendame noch hinterher.
Ich glaube, manchmal mache ich mir einfach zu viele Sorgen.