Ob und wann

Nach jahrelangem Radioschaffen kann ich sagen, dass folgende Faustregel gilt. Ein Beitrag von einer Minute Länge erfordert in etwa eine Stunde Vorbereitung. Das ist natürlich ein Durchschnittswert, abhängig vom Thema sind Planung, Recherche, Produktion und Schnitt unterschiedlich aufwändig. Manchmal gehört auch die Nachbereitung noch dazu. Auch die ist wichtig. Jeden Morgen gibt es zum Beispiel eine Telefonkonferenz mit allen Studios, in der die gerade beendete Morgensendung bewertet wird. Aber auch zwischendurch sprechen wir im Studio immer mal wieder über unsere Beiträge – auch über Kleinigkeiten.

Über eine dieser Kleinigkeiten habe ich mich heute kurz geärgert. Diesen Satz hatte ich ins Land hinausposaunt: “Ob und wann die Wälle aufgeschüttet werden, ist aber noch nicht entschieden”. Finden Sie den Fehler… Nun denn, der Chef hat ihn gefunden: Ob kann man nur mit Ja oder Nein beantworten; die Frage nach dem Wann mit einem konkreten Zeitpunkt. Wenn nun aber die Frage nach dem Ob schon mit Nein beantwortet wird, dann muss man die Frage nach dem Wann gar nicht mehr stellen. Insofern ist meine Formulierung, auf die ich so stolz war, nun ja hüstel ungenau, um nicht zu sagen: doof. Korrekt wäre also: “Ob, und wenn ja, wann die Wälle aufgeschüttet werden…” Mist. Wirklich eine Kleinigkeit, aber über die kann man sich auch ärgern. Aber nur ganz kurz.

Pierichen bloggt

Sie hat immer was zu sagen, wenn sie in der Nähe eines Internetzugangs ist. Pierichen48 ist eine kohlhof.de-Power-Userin, die viele Beiträge hier kommentiert (wenn sie nicht gerade im Urlaub ist). Und deshalb überrascht es nicht, wenn sie seit heute einen eigenen Blog hat:

Pierichen bloggt

Nun gut, sie selbst dürfte etwas überrascht sein, weil sie vorher gar nicht wusste, dass man nun schon Internetseiten nach ihr benennt. Aber nun ist es eben so. Und über diese Überraschung kann sie ja gleich mal bloggen… nebenan.

(in diesem Moment kommt sie wohl gerade von einem ausgedehnten Abenteuerurlaub nach Hause. Mal sehen, wann meine Tante mit dem Bloggen anfängt…)

Ausreise

Es ist das meiner Meinung nach beeindruckendste Ton-Dokument der Zeitgeschichte: Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft. Vom Balkon aus spricht der Bundesaußenminister zu tausenden Flüchtlingen aus der DDR. Die Nachricht: Sie dürfen ausreisen. Die zweite Hälfte seines Satzes geht im tosenden Jubel unter.

Heute habe ich dieses Zitat endlich mal in einem Beitrag verwenden können – wenn auch in vollkommen anderem Zusammmenhang. Mit den Kollegen Oliver Schubert und David Pilgrim habe ich ein fiktives Tagebuch von Hansa-Rostock produziert. Anlass war die Tatsache, dass die Mannschaft nach einem Testspiel im Iran wegen Schneewetters vier Tage in Teheran festsaß. Wir haben rumgesponnen, was den Abflug noch hätte verzögern können: Abgelaufene Pässe, Airline pleite und so weiter.
Nach fast einem Jahr Zwangspause im Iran dann: Hoher Besuch aus Deutschland. Und dann der O-Ton von Genscher, der nun zur Hansa-Mannschaft sagt: “Wir sind heute zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…..”

Uns hats Spaß gemacht, dieses kleine Hörspiel zu produzieren – ist hoffentlich gut angekommen.

Übbrigens habe ich Herrn Genscher mal bei einem Wahlkampftermin vor ein paar Jahrenn in Rostock getroffen. Ich habe ihn gefragt, wie der Satz eigentlich weiterging, den er da auf dem Balkon gesagt hat. Eher unspektakulär: “…in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden ist.”