Gebundene Ausgabe

Ein paar Ecken weiter wird ja professionell über Buchläden und deren zuweilen seltsame Kunden gebloggt. Aber auch ich kenne eine Buchhändlerin ja, hüstel, recht gut. Und eben jene berichtete mir vorhin von einem ganz besonders qualifizierten Kunden, der einen Rabatt rausschlagen wollte. Hat aber nicht geklappt.

Kunde: “Dieses Buch hier von Scholl-Latour, das ist ja schon aus dem letzten Jahrhundert.” (erwartungsvoller Blick)

Buchhändlerin meines besonderen Vertrauens: “Ja, das ist richtig. Der Titel ist 1998 erschienen.”

Kunde: “Und, kann man da nichts machen. Zusammen mit dem anderen hier 20 Euro?”

BmbV: “Das hat doch mit dem Buch nichts zu tun. Wenn sie Dostojewski kaufen, dann ist das schließlich noch viel älter.” (Natürlich durfte auch ein Hinweis auf die Buchpreisbindung nicht fehlen)

(Rüdiger-Hoffmann-Modus AN)

Er hat das dann auch gleich eingesehen…

(Rüdiger-Hoffmann-Modus AUS)

… und hat das Buch gekauft. Zum vollen Preis. Ist ja schließlich ne (preis-)gebundene Ausgabe.

Rostocker Blogs

Mal sehen, obs klappt: Mich interessiert, welche Blogs aus der Nachbarschaft kommen. Dies ist also ein Aufruf an die Leserschaft, Adressen von Blogs einzutragen, die ebenfalls aus Rostock kommen – oder vielmehr: deren Autoren in Rostock leben. Ich werde das dann bei Gelegenheit zu einer Seite zusammenfassen.

Ich fang mal an mit:

Loosy, Miescha und Zmivv.

Und, was gibts noch?

Traum-Trümmerlandschaft

Was mir mein Unterbewusstsein wohl mitteilen wollte… Vergangene Nacht habe ich geträumt, dass ich in Nordkorea in einem heruntergekommenn Plattenbau zu Gast war. Bei einer auffallend wohlgenährten Nordkoreanerin, aber insgesamt in einer Trümmerlandschaft. Ich weiß ja nicht…

Ob und wann

Nach jahrelangem Radioschaffen kann ich sagen, dass folgende Faustregel gilt. Ein Beitrag von einer Minute Länge erfordert in etwa eine Stunde Vorbereitung. Das ist natürlich ein Durchschnittswert, abhängig vom Thema sind Planung, Recherche, Produktion und Schnitt unterschiedlich aufwändig. Manchmal gehört auch die Nachbereitung noch dazu. Auch die ist wichtig. Jeden Morgen gibt es zum Beispiel eine Telefonkonferenz mit allen Studios, in der die gerade beendete Morgensendung bewertet wird. Aber auch zwischendurch sprechen wir im Studio immer mal wieder über unsere Beiträge – auch über Kleinigkeiten.

Über eine dieser Kleinigkeiten habe ich mich heute kurz geärgert. Diesen Satz hatte ich ins Land hinausposaunt: “Ob und wann die Wälle aufgeschüttet werden, ist aber noch nicht entschieden”. Finden Sie den Fehler… Nun denn, der Chef hat ihn gefunden: Ob kann man nur mit Ja oder Nein beantworten; die Frage nach dem Wann mit einem konkreten Zeitpunkt. Wenn nun aber die Frage nach dem Ob schon mit Nein beantwortet wird, dann muss man die Frage nach dem Wann gar nicht mehr stellen. Insofern ist meine Formulierung, auf die ich so stolz war, nun ja hüstel ungenau, um nicht zu sagen: doof. Korrekt wäre also: “Ob, und wenn ja, wann die Wälle aufgeschüttet werden…” Mist. Wirklich eine Kleinigkeit, aber über die kann man sich auch ärgern. Aber nur ganz kurz.

Pierichen bloggt

Sie hat immer was zu sagen, wenn sie in der Nähe eines Internetzugangs ist. Pierichen48 ist eine kohlhof.de-Power-Userin, die viele Beiträge hier kommentiert (wenn sie nicht gerade im Urlaub ist). Und deshalb überrascht es nicht, wenn sie seit heute einen eigenen Blog hat:

Pierichen bloggt

Nun gut, sie selbst dürfte etwas überrascht sein, weil sie vorher gar nicht wusste, dass man nun schon Internetseiten nach ihr benennt. Aber nun ist es eben so. Und über diese Überraschung kann sie ja gleich mal bloggen… nebenan.

(in diesem Moment kommt sie wohl gerade von einem ausgedehnten Abenteuerurlaub nach Hause. Mal sehen, wann meine Tante mit dem Bloggen anfängt…)

Ausreise

Es ist das meiner Meinung nach beeindruckendste Ton-Dokument der Zeitgeschichte: Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft. Vom Balkon aus spricht der Bundesaußenminister zu tausenden Flüchtlingen aus der DDR. Die Nachricht: Sie dürfen ausreisen. Die zweite Hälfte seines Satzes geht im tosenden Jubel unter.

Heute habe ich dieses Zitat endlich mal in einem Beitrag verwenden können – wenn auch in vollkommen anderem Zusammmenhang. Mit den Kollegen Oliver Schubert und David Pilgrim habe ich ein fiktives Tagebuch von Hansa-Rostock produziert. Anlass war die Tatsache, dass die Mannschaft nach einem Testspiel im Iran wegen Schneewetters vier Tage in Teheran festsaß. Wir haben rumgesponnen, was den Abflug noch hätte verzögern können: Abgelaufene Pässe, Airline pleite und so weiter.
Nach fast einem Jahr Zwangspause im Iran dann: Hoher Besuch aus Deutschland. Und dann der O-Ton von Genscher, der nun zur Hansa-Mannschaft sagt: “Wir sind heute zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…..”

Uns hats Spaß gemacht, dieses kleine Hörspiel zu produzieren – ist hoffentlich gut angekommen.

Übbrigens habe ich Herrn Genscher mal bei einem Wahlkampftermin vor ein paar Jahrenn in Rostock getroffen. Ich habe ihn gefragt, wie der Satz eigentlich weiterging, den er da auf dem Balkon gesagt hat. Eher unspektakulär: “…in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden ist.”

Vogelgesocks

“Dann sind erfahrungsgemäß auch Massen von Möwen und anderem Vogelgesocks da” – so stand es heute früh in der Übergabe. Und schon hatte ich einen schönen Start in den Tag. Die Informationen der Kollegin für meinen Frühdienst mit Berichten über Strandaufspülungen in Neuhaus bei Graal-Müritz waren wirklich unterhaltsam, vielen Dank.
Als ich das las, lief vor meinem inneren Auge sofort ein Film ab: Möwen, Blessrallen und Rotschenkel fallen wie die Rocker über den Strand her, während im frisch vom Meeresgrund hochgepumpten Pamps Krabben und Seesterne hilflos strampeln. Das Gesocks macht Müll, schreit laut, belästigt andere, ist sich selbst der nächste, fällt durch schmutziges, zerzaustes Gefieder auf und macht ein Gesicht, als gehöre ihm der Strand allein.
Ein paar Eiderenten beobachten aus gebührendem Abstand das reudige Treiben. Während sie sich wieder und wieder das Federkleid putzen, fallen Formulierungen wie “… hätten wir uns früher so nicht …” und “… wenn es eben keine Vorbilder mehr …” oder auch “… wo ist die Polizei, wenn man sie mal braucht …”
Rebellion und Generationenkonflikt am Strand von Neuhaus. Vogelgesocks. Fischbrötchen klauen sie den Touristen ja auch schon aus der Hand. Wo soll das bloß noch hinführen? Vielleicht wird es auch im Falle von randalierendem Geflügel Zeit, über einen Warnschuss-Arrest nachzudenken…

Mutter mit 14

Der erste Arbeitstag im neuen Jahr bescherte mir einen Einsatz im Kreiskrankenhaus Demmin. Dort ist Phil zur Welt gekommen. Weil er das am 1. Januar um 0.02 Uhr getan hat, geht er nun als “erstes Baby in Deutschland im Jahr 2008” in die Chronik ein.

Phil ist, wie alle Neugeborenen eigentlich, winzig, niedlich, ein wenig zerknautscht und schläfrig. Gewicht (3270 Gramm) und Größe (50 Zentimeter) machen ihn zu einem “Durchschnittseuropäer”, wie es die Oberärztin heute früh augenzwinkernd formulierte. Der kleine Mann ist ein properes, gesundes Kerlchen.

Seine Mutter ist allerdings selbst noch fast ein Kind: Sie ist 14 Jahre alt, der Vater des Kindes ist 16. Das habe sie sich nicht träumen lassen, dass sie in diesem Alter schon Mutter wird, sagte die Gymnasiastin. Ihre Familie würde sie aber gut unterstützen. So sei auch schon geregelt, dass sich Oma undUroma um Phil kümmern, wenn seine Mutter wieder zur Schule geht.

Mutter mit 14 zu sein, das ist bestimmt besonders schwierig. Um so besser für Mutter und Kind, wenn der Nachwuchs in einer funktionierenden Familie aufwächst. Gute Wünsche begleiten die junge Mutter jedenfalls – auch von Leuten, die sie gar nicht kennt: Viele meiner Kollegen haben mich nämlich nach meiner Rückkehr aus Demmin gefragt, wie es um Mutter und Kind bestellt ist.

Edit: Über Phil habe ich heute in 2 Reportagen für NDR1 Radio MV berichtet und außerdem ein langes ARD-Sammel abgesetzt. Bei NDR1 Radio MV gibt es seit heute eine neue Frühsendung mit dem Titel “Markert am Morgen“. Und dazu gibt es auch einen Blog.

Kippen aus!

Endlich! Nicht nur in Restaurants, Kneipen und Diskotheken – auch hier bei kohlhof.de gilt jetzt ein absolutes Rauchverbot. Im Falle dieser Internetseite ist das allerdings nur eine nachträglche Zementierung der ohnehin schon angewandten Regelung, dass hier nicht gequalmt wird. Was Gastronomie in immerhin elf Bundesländern und öffentliche Gebäude angeht, kann ich meine Freude über das Rauchverbot allerdings kaum in Worte fassen. So gut finde ich das. Ja! In den geschätzt vergangenen 25 Jahren habe ich es bei Ausflügen und gesellschaftlichen Ereignissen tapfer ertragen, wenn irgendwer rauchte.

Ich bin dort geblieben, bin nicht gegangen, habe mich nicht beklagt – nur oft innerlich geflucht, meinen Groll mit Bier beschwichtigt (und am nächsten Morgen die Klamotten zum Lüften auf den Balkon gehängt). Warum auch nicht, schließlich bin ich ja nicht nur mit Nichtrauchern verwandt oder befreundet und saß mit ihnen am selben Tisch. Auch Raucher können angenehme Gesellschaft bieten.

Aber nun ist es eben auch mal gut. Ich finde, für die nächsten mindestens 25 Jahre sind nun mal die Raucher dran, Kompromisse zu machen. Und das geht eben nur, wenn sie vor die Tür gehen, wenn sie meinen, es ohne Kippe nicht mehr aushalten zu können. Das trifft natürlich auch die netten sympathischen Raucher, die vorher gefragt haben, ob es stört, wenn sie jetzt mal eine rauchen. Aber es gibt eben auch die Arschloch-Raucher, die Zigarettenqualm-Inhalieren als eine Art Grundrecht betrachten, das ihnen die Ausübung ihrer Sucht nahezu überall gestattete.

In Kroatien hatte ich da so ein Erlebnis. Letzter Urlaubs-Abend. Restaurant im kleinen Hafen, direkt am Kai. Rotweiß karierte Tischdecken. Sonnenuntergang, warm. Das Wasser glitzert. Die Kellnerin bringt grüne Bandnudeln mit einer sensationellen Trüffelsauce. Es schmeckt herrlich. Dann kommt eine dicke Österreicherin mit ihrem Motor-Boot angetuckert, steigt samt Gatten aus, setzt sich an den Nebentisch und zieht eine Fluppe nach der anderen durch. Der Qualm zieht in meine Richtung, natürlich. Und der dicke Mann von der dicken Österreicherin sagt: “Geh, schau, Spatzl. Ist des net pittoresk, doa?!” Rücksichtslose Spießgesellen.

Solche Leute müssen jetzt nun mal draußen bleiben – oder vielmehr, nach draußen gehen. Im Cafe Europa gleich hier um die Ecke klappt das schon wunderbar. Dort stehen schon seit Wochen keine Aschenbecher auf den Tischen. Vor der Türe sieht man stattdessen bibbernde Mädchen mit roten Fingern an weißen Zigaretten saugen. Hat auch einen gewissen Unterhaltungswert.