Kaum ist Barack Obama gewählt und damit beschäftigt, 7000 Posten und Schreibtische in Washington DC neu zu besetzen – was zweifellos eine Aufgabe ist, die man nicht so nebenbei erledigt – schon werden wieder andere Dinge wichtig: War die CNN-Einblendung mit einem Hologramm tatsächliche eine TV-Sensation? Der Nachrichtensender ließ seine Korrespondentin Jessica Yellin aus Chicago am Wahlabend im Studio in New York “erscheinen”. Sie schien regelrecht im Studio zu stehen, umgeben von einem bläulichen Glimmer.
CNN nannte das alles Hologramm und erweckte den Eindruck, als würde der Moderator Wolf Blitzer im Studio das Bild seiner projizierten Kollegin tatsächlich auch dort sehen, wo sie für die Zuschauer stand. Der Nachrichtensender hat dazu ein Making-Of produziert, in dem auch der Mann, der die Idee hatte, zu Wort kommt. Mr. Beam sozusagen.
In der Textvariante des Beitrags wird dann allerdings deutlich, dass da auch nur zwei Bilder ineinanderkopiert wurden:
On Tuesday night, Blitzer could only see Yellin on a TV monitor across the studio. Technicians placed a round piece of red laminate on the studio floor where she was “beamed in” so that Blitzer would know where to look.
Also, streng genommen auch bloß eine Einblendung, aber eine technisch aufwändige, die Kamerafahrten erlaubt, bei denen beide Personen perspektivisch korrekt dargestellt werden, obwohl sie kilometerweit voneinander entfernt sind. Das schafft Neider: Deshalb hat die US-Fernsehkonkurrenz das alles auch schon analysiert uind Wissenschaftler klarstellen lassen, dass das kein Hologramm war, weil dazu wohl Laserlicht notwendig gewesen wäre. Das war ja nett anzusehen. Nun muss man sich allerdings fragen, was das alles denn soll. Warum bringt man eine Reporterin nach Chicago, baut drei Wochen lang ein Zelt mit mindestens 35 Kameras auf, um sie dann wieder im Studio einblenden zu können? Man habe dank dieser Einblendungen nicht immer diese Leute im Hintergrund, die rufen und schreien, heißt es ja in dem ersten Gespräch von Moderator zu “Hologramm”.
Aber ist es nicht gerade der Sinn eines Reporters und Korrespondenten, direkt vom Ort des Geschehens zu berichten, mitten drin zu sein im Geschehen?
Klar, nervige Zuschauer, die doof in die Kamera winken, dem Reporter Hüte aufsetzen, Plakate hochhalten oder was sonst auch immer Sinnloses tun, können einem die Freude am Nachrichtenfernsehen schon verderben. Aber muss man dann gleich ein Zelt mit 35 Kameras aufbauen? Hätte nicht auch ein Podest oder ein erhöhter Standpunkt gereicht, wo der durchschnittliche Fernsehwinker nicht herankommt, irgendetwas… anderes eben?
OK, das Experiment mit dem “Beamen”, bzw. die Illusion des Beamens zu erwecken, ist geglückt. Ob das wirklich nötig ist, muss sich noch zeigen. Wenn allerdings die Übertragungstechnik bald noch besser wird und zum Beispiel die Aura um die projizierten Personen verschwindet, könnte es für Fernsehzuschauer schwierig werden zu unterscheiden, wer da eigentlich wo genau mit wem vor einer Kamera steht.