Ein Wochenendbesuch in Lübeck, wie er besser nicht sein kann: Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk bescherte mir die Gelegenheit, nunmehr sämtliche Langspielplatten und Singles im Familienbestand zu digitalisieren… bzw. damit zu beginnen. Was mit dem schlichten Anschließen eines silbernen Kästchens anfing, entpuppt sich nun als die sprichwörtliche Wissenschaft für sich. Musik des Tages in diesem Zusammenhang: Alles von Herb Alpert & the Tijuana Brass im Allgemeinen und im Besonderen “Walk Don’t Run“.
Fast schon nebenbei von Mutter und Vater mit Rehrücken einerseits und Hinweisen, welche Platten als erste in den Computer übernommen werden sollen, andererseits versorgt worden.
Abends dann kurzfristig auf ein Grünkohl-Gelage eingeladen worden, weil ich zur richtigen Zeit die richtigen Leute informiert habe, dass ich in Lübeck und zu allem bereit bin. In der Schloss-Schänke in Moorgarten stand für sage und schreibe gut 60 bunt zusammengewürfelte Gäste Grünkohl bereit. Dazu gehören selbstverständlich alle Schikane inklusive Zucker für die kleinen Kartoffeln und einige hochprozentige Verdauungshilfen im Nachgang.
Der anschließende Abstecher ins Dart-Lokal in der Beckergrube brachte ein Wiedersehen mit dem frisch diplomierten Ruderer-Kollegen A. und diverse, für alle Beteiligten überraschende Siege meinerseits beim Pfeile-Werfen.
Die Überraschung des Abends bot dann ein mehr zufälliger als geplanter Besuch in Buthmanns Bierstuben, einer Kneipe, der ich schon in seligen Oberstufenzeiten in bunter Runde Besuche abstattete. Charakteristisches Merkmal damals: Der schnauzbärtige Wirt mit Lederschürze, das dunkle bayerische Starkbier mit dem vielsagenden Namen “Triumphator” und die Sol-Eier. Das Lokal hatte in den vergangenen Jahren im Laufe diverser Pächterwechsel nahezu seinen gesamten, über mehrere Jahrhunderte angesammelten Innenstadtkneipen-Raucher-Debattierclub-Charme verloren. Bei meinem letzten Besuch vor gut fünf Jahren saß man in grellem Neon-Licht an den alten Tischen, doch von der Faszination der historischen Lokalität war nichts mehr zu spüren. Doch diese Krise scheint überwunden, wie ein Besuch heute Abend zeigen sollte: Schummeriges Licht, Zigarren, Sol-Eier, Triumphator, ein gutmütiger Mann am Tresen, Gespräche mit dem Gast am Nebentisch über Brandmelder und überhaupt “das Ambiente jetzt mal” bringen Buthmanns Bierstuben zurück auf die Agenda.
Den Abschluss bildete ein Besuch im Hüx, bei dem ich unter anderem eine Polizistin wieder traf, über die ich vor gut und gerne zwölf Jahren berichtet habe: Als Volontär bei den Lübecker Nachichten, als ich gerade für die Kinderseite zuständig war. Die Geschichte am Sonntag trug damals in etwa die Überschrift: “Wo ist eigentlich der Knopf fürs Blaulicht?” – Ein Bericht, was an einem Streifenwagen der Polizei so besonders ist. Damals hatte sie geduldig nahezu jeden Schalter im Auto erklärt – so ganz genau schien sie sich aber nicht mehr an meinen Besuch im zweiten Polizeirever erinnern zu können. Versteh ich gar nicht, ist doch erst zwölf Jahre her…
Fazit dieses Lübeck-Abends: Höchste Zeit, die schon seit langem immer mal wieder erwähnte Einladung an den DGL und seine ÜSJ für einen Lübeck-Einführungskurs noch im Februar an einem Wochenede in die Tat umzusetzen.