Google in Rostock

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Kamera-Wagen: In dem Mast auf dem Dach des Autos, das hier gerade an meiner Haustür vorbeirollt, befinden sich 11 Kameras. Foto: Christian Kohlhof

Heute früh hat Onkel Google nun auch die Straße fotografieren lassen, in der ich wohne. Um kurz vor 9 Uhr fuhr ein Auto mit dem typischen Kamera-Mast auf dem Dach durchs Viertel, um Momentaufnahmen zu machen. Zur Zeit sind die Foto-Autos in mehreren Städten in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs, um Bilder für das Projekt Street-View zu machen.  Das Vorhaben, Straßenzüge fotografisch abzubilden und dann als zoombare Fotos und Panoramen in den weltweiten Kartendienst Google-Maps zu integrieren, wird in Deutschland zwiespältig gesehen.

Der Faszination, was technisch alles möglich ist, steht die Skepsis gegenüber, wo denn der tiefere Nutzwert dieser Straßenbilder ist – und dann ist da ja auch noch die Debatte um den Datenschutz (dazu auch ein Beitrag im Googlewatchblog), das Recht am eigenen Bild und überhaupt der Vorwurf, dass das doch ganz schön indiskret sei, wenn irgendeine Internetfirma einfach fotografiert, was man selbst gerade auf der Fensterbank stehen hat. In Bayern und Sachsen-Anhalt zum Beispiel bieten Behörden jetzt schon Formulare zum Download an, mit deren Hilfe man der Veröffentlichung eigener Aufnahmen bei Google widersprechen können soll.

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Noch viele weiße Flecken. In diesem Ausschnitt aus einer Google-Maps-Karte zeigen die blau markierten Bereiche an, für welche Gegenden in Europa schon Streetview-Fotos verfügbar sind. Copyright für diese Darstellung: Google 2009.

Tatsächlich dürfte es nun auch ein Bild von mir geben, wie ich gerade ein Fotohandy aus dem Fenster halte, um das vorbeirollende Google-Mobil abzulichten.

Nach Angaben von Google dauert es für gewöhnlich noch mehrere Monate, bis die Bilder veröffentlicht werden. Das Unternehmen verspricht auf seiner Webseite, dass Personen und Fahrzeugkennzeichen unkenntlich gemacht werden – und dass man sich an Google wenden kann, wenn man sich selbst irgendwo entdeckt und diese Aufnahme gerne aus dem Netz entfernt wissen möchte. Aber schließlich, so liest man bei Google, veröffentliche das Unternehmen nur Dinge, die jeder auch selbst gesehen haben könnte, wenn er beim Spazierengehen nach links, rechts, vorn, hinten und oben blickt. Allerdings merkt man sich das ja nicht alles und stellt es weltweit online…

Und dann ist da ja auch noch die Faszination, dass man sich weit entfernte Plätze ansehen kann, wenn man ein paar akrobatische Bewegungen mit der Maus macht. Wenn einem dann aber einfällt, dass eine normale Suchanfrage bei Google angeblich schon so viel Energie verbraucht wie eine 11-Watt-Spar-Glühlampe in einer Stunde, hat man kurz ein schlechtes Gewissen und denkt darüber nach, was wohl dieser ganze Streetview-Zinnober zum Klimakollaps beitragen dürfte. Und dann fällt einem ein, dass es bestimmt umweltschädlicher wäre, mit dem Flugzeug an die Plätze zu reisen, die man sich gerade auf dem Bildschirm ansieht – und dann wird einem klar, dass man total vom Thema abgekommen ist…

Seltsam finde ich jedenfalls, dass man zunächst warten muss, bis die Fotos veröffentlicht sind, um dann eventuell deren Veröffentlichung zu widersprechen. Eine andere Lösung ist aber wohl kaum denkbar, schließlich weiß google ja gar nicht, wen und was es da fotografiert – und man selbst weiß in der Regel ja auch gar nicht, dass man selbst oder das eigene Anwesen abgelichtet wurde . Insofern gibt es bei diesem Google-Vorhaben doch noch einige fragwürdige Aspekte. Allerdings ist nun auch nicht jedes Street-View-Foto mit einer langen Reihe von verletzten Persönlichkeitsrechten verbunden…

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Nix los und auch beruhigend für Datenschützer: Nicht jede Aufnahme in Googles Street-View bietet brisanten Inhalt.

Skeptisch bin ich auch – und sah angesichts des rollenden Spycars, wie google die Kamera-Autos in den USA nennt, zwei Möglichkeiten: Entweder schnell unters Fenster ducken – oder Google mit seinen eigenen Waffen schlagen. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden und einfach zurückfotografiert. So.