Wahlbeteiligung

Ich lebe in einem Bundesland, in dem 36,9 Prozent der Wahlberechtigten es vorgezogen haben, lieber nicht zur Bundestagswahl zu gehen. Bei allem Verständnis für materielle Sorgen wegen Arbeits- und Perspektivlosigkeit, die einen vielleicht an der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft von Parteien und Personen zweifeln lassen, kann ich es trotzdem nicht verstehen, dass man sich dazu entschließt, nicht über die Zusammensetzung des Parlaments mit abstimmen zu wollen. Schließlich darf man vom Staat einiges erwarten, das darf umgekehrt aber auch der Staat von seinen Mitgliedern. Aber vielleicht sind das ja alles nur ehemalige SPD-Wähler, die aus lauter Verzweiflung nicht wussten, was sie wählen sollten.

wahlbeteiligung_btw_2009

Diese Karte von der Internetseite des Landeswahlleiters jedenfalls zeigt die Wahlbeteiligung im Nordosten in jedem einzelnen Wahlbezirk. Den Negativ-Rekord in Sachen Wahlbeteiligung hält in Mecklenburg-Vorpommern die Gemeinde Bibow zwischen Wismar und Schwerin. Dort lag die Beteiligung an der Bundestagswahl bei gerade mal 34,7 Prozent, da sind also 65,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler nicht hingegangen zum Wahllokal. In absoluten Zahlen: Von 334 Männern und Frauen hatten nur 116 das Bedürfnis, Ihr Wahlrecht zu nutzen. Geradezu vorbildlich hingegen der Ansturm auf die Wahlkabinen in Beseritz in Mecklenburg-Strelitz. 86,2 Prozent aller Wählerinnen und Wähler waren da. Das ist kein Trost, und auch die Tatsache, dass in Sachsen-Anhalt die Beteiligung noch niederiger lag als in Mecklenburg-Vorpommern, hilft nicht weiter.

Und wie sieht es in Rostock und Schwerin aus? Der Unterschied in der Wahlbeteiligung liegt bei 0,3 Prozentpunkten. Schwerin 65,8, Rostock 65,5 Prozent Wahlbeteiligung. Hm, das ist kaum ein Unterschied, da kann man im knallharten Städtevergleich keine Punkte vergeben. Es bleibt also bei

Rostock:Schwerin – 2:4

(Rohdaten und Tabellen mit dem vorläufigen Endergebnis gibt es auch beim Bundeswahlleiter. Analysen zu Wählermotiven und Wählerwanderungen von InfratestDimap stapeln sich bei wahl.tagesschau.de)

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de

3 Gedanken zu „Wahlbeteiligung“

  1. Dann will ich doch hier mal mit der Beteiligung den Anfang? machen, damit wir hier zu einem guten Ergebnis kommen …

    Wahlbeteiligung in Baden-Württemberg erheblich gesunken
    Bei der gestrigen Bundestagswahl gaben nur noch 72,4 Prozent der wahlberechtigten Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger ihre Stimme ab. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2005 bedeutet dies einen erheblichen landesweiten Rückgang der Wahlbeteiligung um 6,3 Prozentpunkte.

    Also, es war wohl überall das Gleiche, und ich dachte gerade dieses Mal wirds besonders heiß hergehen in den Wahllokalen. Und danach dachte ich, die Leute wollten entweder wirklich Schwarz-Gelb oder sie wollten, dass alles so bleibt und haben nicht mit der gelben Macht gerechnet …

    Jetzt wird sich demnächst zeigen, was wir davon haben. Ich auf jeden Fall freue mich, dass wir weiter von Frau Bundeskanzlerin sprechen können. Und ich freue mich, dass ich eine gewisse Ulla Schmidt nicht mehr hören muss und wahrscheinlich mit mir alle Ärzte dieser Republik. Ich zumindest kenne keinen, der das anders sieht.
    Umgekehrt weiß ich überhaupt nicht, ob ich mich über Herrn Guido als Außenminister freuen soll, aber vielleicht wächst auch der mit seinen Aufgaben. Zumindest habe ich gestern gehört, wie er die Journalisten begrüßte mit: Guten Tag, Bonjour, (und hat er jetzt) Hello (gesagt?). Ist das eigentlich förmlich?

  2. Gibt es keinen Punkt im Städtevergleich für HRO, weil Steffen Nullbockhahn (Die Linke) das Direktmandat nach 19-jähriger SPD-Hoheit gewonnen hat – oder einen Punkt Abzug?

  3. Darüber habe ich nachgedacht, diese charmante Idee aber aus streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten leider verwerfen müssen ;-)
    Ich nutze die Chance, um zum ersten Mal Lübeck in den knallharten Städtevergleich mit einzubeziehen. Die Heimatstadt meldet immerhin eine Wahlbeteiligung von 69,1 Prozent bei den Zweitstimmen, hat damit in diesem willkürlichen Test die Nase vorn und bekommt einen Punkt.
    Rostock:Schwerin:Lübeck – 2:4:1

Kommentare sind geschlossen.