Tauben-Fütter-Guerilla

Vielleicht war sie etwas unvorsichtig, vielleicht wollte sie entdeckt werden. Jedenfalls habe ich heute Nachmittag eine Untergrundkämpferin mitten in Rostock gesehen. Sie schien sich ihres frevelhaften Tuns genau bewusst zu sein – und hat trotzdem eiskalt … Tauben gefüttert.

Sie tut so, als ob sie schlendert. In ihrer bronzefarbenen Steppjacke, der beigen Hose, die Augen hinter einer großen dunklen Sonnebrille verborgen, die kastanienbraun gefärbten Haare unter einem eierschalen-weißen Hut verborgen. Alles Ton in Ton. Damen wie sie lustwandeln üblicherweise an der Promenade in Warnemünde… aber da gibts ja keine Tauben.

Deshalb spaziert sie heute nun also über den Rostocker Universitätsplatz, laviert sich zwischen den vielen anderen Spaziergängern und Shoppern hindurch, macht ein unbeteiligtes Gesicht und lässt ihre Hand wie zufällig in der quer umgehängten beigen Handtasche ruhen. Hier ist Gewusel und Hektik, Straßenmusikanten musizieren, Touristen flanieren. … Dann plötzlich zuckt die rechte Hand hervor und lässt ein, zwei Meter entfernt Brotkrumen aufs Plfaster purzeln. Noch während die Krümel in einer flachen Kurve zu Boden rieseln, hat sie sich schon geschwind auf dem Absatz umgedreht, geht langsam Schritt für Schritt in die entgegengesetzte Richtung und tut so, als habe sie all das, was nun hinter ihr passiert, gar nicht bemerkt. „Tauben-Fütter-Guerilla“ weiterlesen

Preview

Fahrrad am Abschlepphaken – manche Leute haben Ideen, also nee.

radschlepper Verehrte Damen und Herren, liebe Kinder. Mit einigem Stolz präsentiere ich Ihnen heute in einer Preview einen ersten Ausschnitt aus einem sensationellen Werk (dessen endgültiger Veröffentlichungtermin allerdings noch nicht feststeht). Wir sehen den entscheidenden Teil eines Hinweisschildes, das schon bald auf einem Privatgrundstück in Rostock aufgestellt werden soll. Jedenfalls war das geplant – kohlhof.de liegen aber auch Berichte vor, wonach das Testpublikum bei der ersten Konfrontation mit dem derart gestalteten Entwurf in schallendes Gelächter ausbrach und für den Rest der Arbeitswoche leider nicht mehr einsetzbar war. Insofern sind leichte Veränderungen an der Optik denkbar.

Natürlich wirft das Werk vor allem Fragen auf. Zwar geht es um die gute Absicht, einen Firmen-Fahrradständer für Betriebsangehörige zu reservieren, aber welche Szenen müssen sich dort schon abgespielt haben, dass sich nun jemand bemüßigt fühlt, diese Hinweistafel zu ersinnen? Haben betriebsfremde Fahrrad-Rowdies einfach und immer wieder ohne zu fragen ihr Gefährt an die Stahlbügel angekettet? Mussten Kollegen im Angesicht eines überbordenden Fahrradständers ihre Räder etwa ganz woanders abstellen? Gab es schon Streit um die letzte freie Halterung, Rangeleien, gar Verletzte, Polizeieinsätze, juristische Auseinandersetzungen?

Und überhaupt: Woran erkennt man denn berechtigt geparkte Fahrräder? Muss man sich und sein Rad nun noch irgendwo anmelden und bekommt einen zweiten Aufkleber “Abschlepphaken weg, mein Rad ist registriert”?. Und ich wäre auch interessiert zu erfahren, wie es den eilig herbeigerufenen Helfern gelingen sollte, ein mit  Metallbügeln an Metallbügeln befestigtes Fahrrad zu entfernen…

Allerdings ist die Darstellung des Fahrzeugs mit der vorstehenden Motorhaube ja auch veraltet, wie wir seit dem Debakel in dieser Woche um den Relaunch zahlreicher Verkehrsschilder und der dazu lückenhaft formulierten Gesetzesnovelle wissen (übrigens ein Erbe der Großen Koalition).

Wahrscheinlich wird dieses Schild wohl doch nie zur Aufführung kommen…