Standardwerke und ihre Rezeption

Reclam-Hefte gestern und heute. Zwei Fotos: Ein aktuelles aus der Buchhandlung und eines mit einem Quellen-Heft aus meiner schon Ewigkeiten zurückliegenden Schulzeit.

Mehrere Regalmeter mit gelben, grünen und rotenm Reclamheften
Für manche ein Alptraum, für andere ein verlockender Anblick: Jede Menge Weltliteratur und Standardwerke im handelsüblichen Taschenformat. So etwas gibt's in dieser Menge natürlich nur in einer Buchhandlung zu sehen.

Ach ja, Reclam-Hefte. Die kleinen gelben Bändchen begleiten wohl jeden durch die Schulzeit – und das seit Jahrzehnten. In der Buchhandlung stehen diese Druckwerke natürlich meterweise herum. Bei mir im Regal reicht es gerade mal für zwölf Zentimeter (wobei ich glaube, dass nicht alle Hefte aus meiner Schulzeit tatsächlich heute noch in meinem Besitz sind).

Blaues Reclam-Heft-Cover mit handschriftlichen Ergänzungen
"Lamentier drauf los", "brillier", "verhaspel" und "nenn Termini" sind nur einige der vielen Formulierungen auf meinem ganz persönlichen Heft mit politischen Reden.

Die grundlegende Gestaltung der Titelseiten lässt dem Leser viel Spielraum für eigene Ausschmückungen. So finden sich auf einigen Heften Kritzeleien, die wohl zu Zeiten im Unterricht entstanden sind, als es gerade nicht soooo spannend war. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die individuelle Gestaltung des Sammelbandes “Herrschaft durch Sprache. Politische Reden”. Als mir das Heft eben in die Hände fiel, fiel mir auch wieder ein, was damals geschehen ist. Tischnachbar JWJ saß links, FS saß rechts. Gemeinsam haben wir jede Menge Synonyme gesucht und gefunden, was man während eines Vortrags alles tun kann beziehungsweise wie man vortragen kann. Ich zähle etwa 70 mehr oder minder sinnvolle Formulierungen.

Und weil wir ja im Deutsch-Leistungskurs saßen, haben wir das alles auch in der verkürzten Comic-Sprachen-Version à la “Schepper”, “Krach”, “Dengel” aufgeschrieben:  “Bölk”, “klön”, “gestikulier” sind schön.  “Schüttel aus’m Ärmel” passt zu “geb Senf ab”. “Sabbel”, “Laber, “Räusper” sind Standards. “Übertreib volles Rohr”, “dös” und “würg” erscheinen mir hingegen recht ungewöhnlich. ;-)

Das muss ja eine wirklich fesselnde Unterrichtseinheit gewesen sein …

Und wo sind Ihre Reclam-Hefte heute? Was findet sich dort auf dem Titelbild?

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de