Frisch verpackt


Dradio Wissen ist der dritte Kanal des Deutschlandradios, neben Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur. Das Programm sendet seit Januar 2010 – und seit heute mit aufgefrischtem Programmschema und neuer Verpackung. Das ist bei einem besonders wortreichen Programm oft eine heikle Angelegenheit – so klang Dradio Wissen, mit seinen ausführlichen Beiträgen zu Themen aus Forschung, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft bislang auch oft ein wenig, na ja, schwerfällig in meinen Ohren. Dabei sind da ja viele interessante Dinge zu hören, aber genau so wie das Auge mitliest, hört ja auch das Ohr mit. Die Kunst ist also, eine Verpackung zu entwickeln, die den Anspruch und die Ausrichtung eines Radioprogramms widerspiegelt und gleichzeitig nicht zu sehr ablenkt.

Die neue DRadio-Wissen-Verpackung klingt sehr gut und erfüllt wohl diese Kriterien. Jung, modern, aber auch cool, seriös. Schicke Mischung. Im Zusammenschnitt oben wirkt das natürlich sehr geballt.

Ich habe heute Vormittag mal reingehört – inflationär werden Jingles dort jedenfalls nicht eingesetzt. Genau genommen ist mir in den 25 Minuten, in denen ich gehört habe, kein einziges Verpackungselement aufgefallen. Schade eigentlich. Klingt doch gut.

Dradio Wissen gibts nicht über UKW, sondern online und via DAB+.

60 Jahre ARD

Das Netzwerk, in dem auch mein Arbeitgeber, der NDR, Mitglied ist, besteht seit 60 Jahren. Der Beschluss, die ARD, also die “Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland” zu gründen, jährt sich auf den Tag genau. Auf NDR Info ist deshalb heute Themenabend. Den Auftakt bildete die Sendung “Zeitzeichen”, heute mit einem augenzwinkernden Rückblick auf 60 Jahre ARD mit jeder Menge Radiopannen – nachzuhören in der NDR-Mediathek.

Ossis und Juristen

Link zur Radioglosse von Peter Zudeick zum Thema “Sind Ossis eine ethnische Minderheit?”

Zum Stuttgarter Urteil zur Frage, ob Ossis eine ethnische Minderheit sind, hat sich Radiokolumnist Peter Zudeick heute entscheidende Gedanken gemacht – und dabei auch gleich noch den Juristen an sich ordentlich einen mitgegeben. Die Rubrik “Auf ein Wort – Sind Ostdeutsche eine Volksstamm” von heute Abend (auf der Seite von ndr-info). Sehr schön.

Olympia hören

Eine warme Empfehlung für nachts surfende Sportinteressierte: Die Olympia-Berichterstattung des ARD-Hörfunks gibt es jede Nacht per Live-Stream vom Mitteldeutschen Rundfunk. Das Olympia-Radio live aus Vancouver hält einen akustisch auf dem Laufenden, dazu gibts Meldungen von mdr-info. Klingt gut.

Intensiv-Station

Einschalt-Tipp: Heute, 25.1.2010, 21:05: NDR-Info Intensiv-Station, der Januar-Rückblick – Aufzeichnung aus Rostock

Einschalt-Impuls an die werte Leserschaft für heute Abend: Die “Intensiv-Station“, die Satire-Sendung von NDR Info, die endlich mal die Dinge beim Namen nennt, kommt heute Abend aus Rostock. Also, eigentlich war sie gestern in Rostock und knapp 200 Zuhörer waren bei der Aufzeichnung dabei – aber heute Abend wird das alles zu hören sein, ab 21:05 Uhr. Denn auf der Bühne ist mehr passiert als in eine Radiostunde reinpasst. Und das muss nun heute noch einer rausfrickeln.

Die ganze Schow ist selbstverständlich trotzdem ein einziger Höhepunkt mit der Kanzlerin, die endlich wieder aufgetaucht ist und nun die Steuerschätzung im Mai abwartet, mit Musiker Stefan Gwildis in einer Gastrolle beim Live-Hörspiel (als Lobbyist, der Margot Käßmann auf den fundamental-religiösen Pfad zurückführen lassen will) und Kabarettistin Lisa Fitz aus Bayern. Dazu spitze Texte von Thomas C. Breuer über Winterberichterstattung und andere Katastrophen. Im Live-Hörspiel zeigt die Geräuschemacherin, dass sie nicht nur kläffende Köter, sondern auch den Rostocker Hafen fast wie in echt nachmachen kann. Dieser fast-ganz-wie-live-Rückblick auf den bisher besten Monat des Jahres lässt ganz bestimmt keine Fragen offen.

Livestream von NDR Info, 25.01.2010 – 21:05 bis 22:00

Die Stasi belauschen

Noch einmal Wende-Geschichte, und zwar in Form einer Radioperle. Die Staatssicherheit der DDR in ihren eigenen Mitschnitten – zusammengestellt zu einem fast einstündigen Feature, das im Deutschlandfunk am 9. November gesendet wurde.

Telefonate und Funksprüche von hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern des Geheimdienstes, der noch Monate nach dem Fall der Mauer versuchte zu retten, was seiner Meinung nach gerettet werden musste. Ein Haufen verunsicherter, desillusionierter Männer in ihren eigenen Aufnahmen von Ton- und Video-Aufzeichnungen.

Zu belauschen hier auf der Internetseite des Deutschlandfunks.

Aktenzeichen 4614

Mal wieder was für die Liste der Radioperlen: Eben auf ndr info gehört: Das Feature “Aktenzeichen 4614 – Stationen einer Kindheit”. Eine Frau berichtet über ihre Kindheit in Kinderheimen im Hamburg der 50er Jahre, von der Zurückweisung durch eine Pflegefamilie, Misshandlungen durch ältere Heimkinder, abfällige Bemerkungen der Betreuerinnen, über Ängste und Trauer. Auch fast 50 Jahre später beschäftigen die Frau die Erlebnisse immer noch so sehr, dass sie teilweise mit tränenerstickter Stimme erzählt. O-Töne vom damaligen Vormund, vom jetzigen Partner, dazu szenische Abschnitte wie in einem Hörspiel, Zitate aus ihrem Buch, Geräusche und Musik.

Beeindruckend und spannend. Radio zum Lauterdrehen. Das Feature “Aktenzeichen 4614” ist bereits im Jahr 2000 entstanden und lief heute als Wiederholung auf ndr info von 11:05 bis 12:00 Uhr.

Zeitungszukunft

Neue Strategien für Zeitungsredaktionen, vor allem aber die neuen Strategien von Verlegern, waren am Abend Thema in der Rubrik “Hintergrund” im Deutschlandfunk. Der Beitrag war nicht unbedingt eine Radio-“Perle” – er stellt meiner Auffassung nach aber entscheidende Entwicklungen im Print-Journalismus dar. Nachzulesen und auch noch anzuhören sind die 20 Minuten mit O-Tönen von Journalisten, Verlegern und Wissenschaftlern auf der Internetseite des Deutschlandradios.

Vielleicht hätte dem Beitrag allerdings noch ein Hinweis gut getan, dass auch im Hörfunk mit dem Einzug neuer Techniken neue Zuständigkeiten, Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen notwendig wurden – und der Rundunk deshalb auch schon seit geraumer Zeit vor ähnlichen Herausforderungen steht und deshalb auch dort leidenschaftliche Debatten geführt werden…

Radioperlen: Froschkonzert in Moll

Radio ist bloß der beste Lala-Mix von gestern und heute mit mehr Musik und ebensolcher Abwechslung ohne Unterbrechung? Nun ja… auch, um nicht zu sagen: Vor allem. Die Entwicklung vieler Radiostationen lässt diesen Schluss zu. Vor allem, wenn sich vermeintliche redaktionelle Kompetenz ausschließlich auf zugekaufte Kurznachrichten, das Vorlesen von Temperaturen und das Nennen von Radarfallen beschränkt. Aber jeder kann und darf ja selbst entscheiden, was er hört.

Dabei gibt es im Radio so viel anderes zu hören. Man muss es nur finden oder wissen, wo es interessante Reportagen, Feature, Specials, Interviews und Berichte gibt. Das können knackige 90-Sekünder sein, sind in vielen Fällen aber wohl auch längere Stücke. Weil ich berufsbedingt besonders viel Radio höre, habe ich beschlossen, hier auf Gehörtes und zu Hörendes hinzuweisen, also auf das, was mir gefallen hat und Sendungen, von denen ich mir einiges verspreche.

Den Anfang macht ein Rückblick auf den Deutschlandfunk vom Wochenende. Am Sonntag lief dort das Feature “Froschkonzert in Moll – was tun, wenn die Amphibien gehen?” (nachzulesen und -zuhören bei dradio.de). Es geht darum, dass ein Drittel aller Frösche, Unken, Kröten und wie sie alle heißen vom Aussterben bedroht sind, weil ihnen nicht nur Treibhausgase und Klimawandel zu schaffen machen, sondern sie obendrein noch von einem fiesen Pilz namens Chytrid gepiesakt werden.

Der Beitrag beginnt mit dem Verschwinden der Goldkröten, was vom Begriff her schon ein echter Anreiz zum Weiterhören sein kann. Es folgt eine Szene, bei der der Hörer Wissenschaftler in der Schweiz auf der Froschsuche begleitet und mit ihnen durch Morast, hüfthohes Gras und am Rand von dunklen Tümpeln entlangwandert. Auftakt zu einer halben Stunden wissenschaftlichem Exkurs über die Bedrohungen für Salamander und Frösche. Das Thema lässt das nicht unbedingt vermuten, aber das alles war sehr spannend aufbereitet. Mit überraschenden Erkenntnissen. Zitat:

Neuseeländische Forscher haben im vergangenen Jahr entdeckt, dass eine Augensalbe Frösche resistent gegen den Pilz machen kann. Und Wissenschaftler in den USA haben herausgefunden, dass ein spezieller Bakterien-Mix auf der Amphibienhaut den Fröschen dabei hilft, Chytrid zu bekämpfen. Hoffnungsschimmer – aber nur im Labor. Wie sollen wildlebende Frösche im Regenwald mit einer Salbe behandelt werden?

Forscher planen deshalb, gezielt die Erbinformationen von aussterbenden Amphibienarten in Gen-Datenbanken zu konservieren. Für später einmal, wenn man schlauer ist. Allerdings machten die Froschforscher auch klar, dass derzeit wohl nicht genug unternommen wird, um dem Siechtum vieler Amphibien-Arten Einhalt zu gebieten.

Der Beitrag war die perfekte Mischung aus Information und Unterhaltung für eine Autofahrt in den Westen. Einzig die Frösche selbst waren kaum zu hören, wo sie doch so schön quaken. Aber vielleicht war das ja auch bloß ein erschütterndes Stilmittel von Autorin Marieke Degen u m zu unterstreichen, wie selten manche Frösche inzwischen schon zu finden sind.