Droste und Rücker

Also, das ist eine sensationelle Kombination: Wiglaf Droste, Journalist und Satire-Autor unter anderem bei der taz und Urheber wirklich gelungener Kolumnen, hat Ende Februar 2005 eine wahrlich liebevoll ausformulierte Betrachtung über Joschka Fischers Verhalten in der Visa-Affäre und das Selbstverständnis der Grünen veröffentlicht. Kleiner Ausschnitt:

Joseph Fischer weiß, was er an Claudia Roth hat: Die Frau ist eine intellektuell befreite Zone. … Zumal auf ihrer Kriechspur ein weiterer Gollum wandelt: Franz Josef Wagner, der bei Springer die Rolle der nicht immer ganz sauberen Unterhose einnimmt,…

Wunderbar. Dieser Text wiederum diente als Vorlage für eine Hörprobe auf earpaper.de, womit ich nun also zur Kombination komme. Auf dieser Internetseite bieten drei NDR-Mitarbeiter ihre Sprech-Stimmen für die Vertonung von Podcasts an. Nachrichten-Sprecher (und Schauspieler) Alfred Rücker (bei dem auch ich vor Jahr und Tag mal ein paar Sprechstunden nehmen durfte), hat sich den Text von Droste ausgewählt. Und der Vortrag ist einfach nur herrlich (auf dieser Seite gibt es den Text zum Hören).

Sie können es einfach, die Herren Droste und Rücker… Und deshalb ist dieses wohl leider einmalige Tondokument heute die Akustik des Tages.

Till und Armin und Venice

Das Konzert gestern Abend: Till Brönner und seine Till Brönner Group spielten lässigen, rauchigen, groovigen Jazz – und Armin Müller-Stahl las launige, humorvolle, teilweise auch recht verrückte Balladen, Anekdoten und Episoden aus seinem Buch über Venice Beach in Los Angeles. Das Konzert in der Halle 207 der ehemaligen Rostocker Neptunwerft war eine einzige gelungene Improvisation. Nach zwei Stunden wollten die Fans dann Autogramme.

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“Für Paul, für Susann, für Emilie”. Armin Müller-Stahl und Till Brönner schrieben auf Wunsch auch ganz genau auf, für wen ihre Unterschrift in Büchern und auf CDs bestimmt waren.

Musiker und Schauspieler hatten vor dem Konzert kurzum auf eine gemeinsame Probe verzichtet und beschlossen zu improvisieren. “Wir machen das einfach so”, soll Armin Müller-Stahl (75), bereits für den Oscar nominierter Schauspieler, gesagt haben, als er die Musiker von Till Brönner (35) zum ersten Mal auf der Bühne gehört hatte. Brönner gilt als der derzeit beste deutsche Jazz-Trompeter.

Über 1000 Zuhörer bekamen dann Songs vom aktuellen Album Oceana zu hören. Nicht nur die gelassenen Jazzklänge, die mal knackigen, mal sanft-rauchigen Trompetensoli, die Einlagen von Piano, Drums, Percussion, Bass und Gitarre waren mal wild und ungezügelt, mal betont zurückhaltend, auf jeden Fall aber angemessen. Sie passten damit wunderbar zu den kurzen literarischen Einlagen von Armin Müller-Stahl, der sich in seinen Texten zwar schnell aus Los Angeles entfernte und immer persönlicher angehauchte Passagen vortrug, aber mit seiner typisch fesselnd-mitreißenden Vortragsweise das Publikum in eine begeisterte Spannung versetzte. Dazu improvisierte die Band zuweilen ganz dezent im Hintergrund. Das alles vermittelte einen hauch von L.A., von stickiger Hitze, Trubel in den Straßen, Gewusel am Strand und kleinen, ruhigen, unentdeckten Ecken voll Beschaulichkeit und Entspannung. Die Atmosphäre der stillgelegten Werfthalle mit ihren weißen Wänden, den teilweise eingeworfenen kleinen Fenstern und der Holz-Stahl-Dach-Konstruktion tat ihr Übriges.

Gelungene Premiere der beiden Hauptdarsteller, die zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne standen. Die Festspiele MV haben Armin Müller-Stahl in diesem Jahr einen Schwerpunkt gewidmet, in Güstrow stellt er seine Malerei aus und hatte zuvor bereits aus seinem Buch “Hannah” vorgelesen.

Neptunhalle

Die Konzerthalle auf dem Gelände der ehemaligen Neptun-Werft in Rostock ist auch ein optisches Erlebnis.

Dass sie ein großes Konzert erlebt hatten, meinten nicht nur die zahlreichen Besucher, die nach dem Konzert vor der Bühne darauf warteten, ein Autogramm zu bekommen, auch eine Mitarbeiterin der Festspiele sah wohl ihre große Stunden kommen oder war einfach nur überfordert. In einer grün-gelb-blauen Jacke stand sie am Rand der Bühne und kam ihrer Aufgabe nach, die Bücher und CDs zum Unterschreiben von unten nach oben zu dem Tisch zu reichen, an dem Müller-Stahl und Brönner fleißig schrieben. Nun tat die Blonde dies aber mit übertriebener Überheblichkeit und vermittelte den Eindruck, dass sie wohl dachte, Musiker und Schauspieler um Autograme zu bitten komme einer Belästigung gleich. Zugleich war sie wohl auch froh zeigen zu können, dass sie eben nicht zum Fußvolk, sondern zum Bühnenpersonal gehört. Jedenfalls fragte sie immer wieder barsch, wenn man ihr ein Buch zum Signieren reichte “das hier auch noch?”. Aber so ist das wohl mit den Zuträgern und Handlangern: Die, die am ehesten ersetzbar und vollkommen entbehrlich sind, machen auf dicke Hose. Die, die Autogramme schreiben, sind Profis genug, selbst zu entscheiden, wann sie keine Lust mehr haben, Bücher und Tonträgerpackungen zu beschriften. Sie können ja auch schon allein auf Klo gehen.

Und sie haben auch entschieden, wann die Signierstunde zu Ende sein sollte: Als alle Autogrammwünsche erfüllt waren. Till Brönner gibt Autogramme

Till Brönner gibt Autogramme.

Müller-Stahl gibt Autogramme

Armin Müller-Stahl gibt Autogramme.

Till Brönner und Armin Müller-Stahl

Und so sieht das von hinten aus.

Ich war dort ja privat – und zum Glück nicht beruflich. Wie mir Kollegen eben berichteten, haben Brönner und Müller-Stahl keinen einzigen Satz an Interviews gegeben. (da muss ich mich korrigieren, ich habe noch mal nachgefragt…) wollte Till Brönner keinen einzigen Satz an Interviews geben. Begründet wurde dies mit dem Hinweis, das Management wolle nicht, dass beide Künstler Brönner zum jetzigen Zeitpunkt auf Journalistenfragen antworten antwortet. Super! Knallharte Verkaufe. Da steckt bestimmt ein großer Marketing-Plan für die kommenden Touren dahinter.

Oceana mit Armin

Die Musik des Tages kommt heute von Till Brönner, deutscher Jazz-Trompeter und am späten Nachmittag zu Gast in einer stillgelegten Werkhalle der Neptun-Werft. Dieser Raum bietet eine sehr gute Akustik. Und dort wird Herr Brönner spielen, nur unterbrochen von Armin Müller-Stahl, der Auszüge aus “Venice” vorlesen wird.

Till Brönner hat in diesem Jahr das Album “Oceana” veröffentlicht. Und Songs von dieser CD soll es heute Abend zu hören geben. Das wird guuut.

Atomisiert

Dieser Song geht mir heute nicht aus den Ohren: “Too Lost In You” von Atomic Kitten. Von dieser Gruppe weiß man j aeigentlich nie so richtig, wer nun gerade dazu gehört, so oft, wie da die Teilnehmerinnen wechseln. Aber die, die gerade singen, machen das eigentlich nicht schlecht. Die Musik des Tages ist dieser schon etwas ältere Song aber aus einem anderen Grund. “Popstars”, die x-te Auflage einer Castingshow, die einst die No Angels hervorgebracht hat, geht es jetzt in eine neue Runde. Gerade laufen wieder irgendwelche Vorentscheidungen. Und gestern Abend waren da drei Mädels – wohl nicht ganz zufällig zusammengewürfelt – die im Vorentscheid “Too Lost In You” singen mussten. Das haben die drei aufstrebenden Musik-Stars so beeindruckend getan, dass es richtig auffiel im sonstigen Bewerbungs-Rauschen oder -Jaulen der bemühten Nachsuchssängerinnen.

Akustisch ungewöhnliche Premiere

Rostock hat am ersten Abend der Hansesail 2006 eine Weltpremiere erlebt. 60 Musiker spielten an Schiffssirenen, Kirchenglocken, Blechblasinstrumenten in Mastkörben und auf Trommeln die Hafensinfonie, die extra für dieses große maritime Volksfest komponiert wurde. Die tausenden Zuhörer staunten nicht schlecht über die ungewöhnlichen Klänge, die über den Stadthafen schallten – für viele war das Gehupe und Getrommel wohl doch äußerst ungewöhnlich.

Hier mal ein paar Ausschnitte, aufgenommen mit meinem Telefon, deswegen die miserable technische Qualität.

[audio:hafensinfonie06.mp3]

Knapp 20 Minuten lang waren die Signalhörner von fünf oder sechs Schiffen, das Getrommel auf der Bühne und die kurzen EInwürfe der Posaunisten, die tatsächlich irgendwo ganz oben auf den Schiffsmasten saßen, zu hören. Die Glocken von vier Rostocker Kirchen rund um den Stadthafen allerdings waren zumindest auf der Haedge-Halbinsel nicht zu hören.

Die Schwierigkeit bei Musikdarbietungen dieser Art ist die Koordination der Takte: Die hunderte Meter von einander entfernten Musiker müssen nicht nur die gleiche Geschwindigkeit beim Spielen und Mitzählen einhalten, sie müssen auch bedenken, dass der Schall über derart große Distanzen schon eine Weile unterwegs ist. Aus diesem Grund klang die gesamte Sinfonie zuweilen etwas holperig, was durch das Dröhnen der Typhone, die sowieso nicht aufeinander abgestimmt sind, noch verstärkt wurde. Beeindruckend ist aber, dass die Musiker, die über Funk miteinander verbunden waren und sich zudem alle nach einem monotonen Grundschlag der Percussion richteten, zeitweise verhältnismäßig präzise einen Dialog zwischen ihren”Instrumenten” erreichten.

Das erinnert mich übrigens an ein ähnliches Konzert mit den Lübecker Innenstadtkirchen. Ein Komponist aus Spanien hatte ein Musikstück komponiert, bei dem die Glocken von sieben Kirchen ein Instrument bildeten. Das war 1992 – Schüler waren damals als Musiker engagiert. Ich stand auf dem Turm des Domes. Das Stück hieß “Concordia Domi Foris Pax”. Wies geklungen hat? Keine Ahnung. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Musik genau nach Zeitplan, mit Stoppuhr, über die Bühne zu bringen…

Aber es war wohl in etwa so wie jetzt in Rostock: Leicht ins Ohr ging die Hafen-Sinfonie trotz allem Bemühens nicht, sie erinnerte eher an eine Mischung aus ganz seltsamem Freestyle-Jazz und preußischem Samba. Aber unterm Strich: Das Gestampfe der Trommeln, der Lärm der Schiffe, das Gekreische der Posaunen, das weckt die Vermutung, wie es früher wohl in einem Hafen wie Rostock geklungen haben muss, wenn Dampfmaschinen auf den Werften arbeiteten, Schlepper tuckerten, Schiffe einliefen und Möwen sich um die Reste eines Fischfangs stritten.

Mit ein bisschen Phantasie war die Komposition, oder auch das Arrangement von Wolfgang Schmiedt von der HMT doch ganz gut anzuhören…

Zum Ausgleich nun trotzdem noch ein paar harmlose Abendimpressionen von der Festmeile

Schiffsmasten im Nachthimmel

Die Masten der Vollschiffe ragen in den Nachthimmel.

Riesenrad auf der Haedgehalbinsel

Das Riesenrad auf der Haedgehalbinsel steht zwischen dem historischen Brückenkran und dem Schnellboot Ozelot

Kassenschild

Das wohl schönste Kassen-Leuschtschild gehört …

Fahrgeschäft bei Nacht

… zu dieser Krawallbude.

Soundtrack-Preisrätsel

Heute mal eine Preisfrage: Bitte stellen Sie sich folgende wahre Begebenheit vor: Soeben bin ich von einer Reportagereise vom Linienflug Rostock-Köln-Rostock zurückgekehrt. Ich durfte im Cockpit sitzen, was zweifellos ein besonderes Erlebnis ist, worum man die Piloten gerne beneiden darf, weil sie Blicke, so weit das Auge reicht, jeden Tag genießen dürfen (was für die Flieger wiederum Routine ist, diese Wolkenberge, -türme, und Aussichten wie diese: “Wenn wir Rostock bei Nacht anfliegen, sehen wir rechts die Lichter Berlins und links Hamburg.”). Nun gut. Auf dem Rückflug von Köln (Aufenthalt knapp 30 Minuten) flogen wir also gerade über das südöstliche Niedersachsen, als die Pilotin den Mittelwellennavigator für knapp zwei Minuten in dessen Zweitfunktion benutzte, als Radio nämlich. Und nun die Preisfrage: Welcher Song erklang im typischen MW-Rauschen, aber laut und deutlich passenderweise in den Kopfhörern an Bord des Fluges von Köln nach Rostock? Antworten bitte als Kommentar hier unten ran. Einsendeschluss ist Mittwoch, der 14. Juni 2006, 23:59 Uhr. Wer den richtigen Titel nennt, gewinnt ein Getränk in der Mokkabar am Flughafen Rostock-Laage. Bei mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen. Viel Glühück!

Video-Karaoke

Also, die beiden sind witzig:

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“Was, bitte, ist das?” fragt der geneigte Leser mit Recht. Das, meine Damen und Herren, ist Video-Karaoke. Das ist wieder so ein Internettrend: Lippensynchrone Laien-Performences zu bekannten Musiktiteln. Das ganze läuft auf der Internetseite GoogleIdol.com, die nicht zuletzt dazu dienen soll, die neue Videodatenbank von Google bekannter zu machen. Das hat einen sehr unterhaltsamen Nebeneffekt: Selten gab es so viele lustige, sehenswerte Musikvideos auf einem Haufen zu sehen.

Auf GoogleIdol gibt es einen Wettbewerb: Deutschland sucht den Superstar, Eurovision-Song-Contest, das alles war gestern. GoogleIdol ist heute. In diversen Kategorien treten Imitatoren aus der ganzen Welt gegeneinander an, und zwar in zwei Kategorien. Zum einen mit am Stück gedrehten, also ohne einen einzigen Schnitt produzierten Musikfilmchen, zum anderen mit aufwändiger produzierten Musikvideos, darunter unter anderem dieses schöne Stückchen:

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Die Besucher der Seite können dann darüber abstimmen und in Wochenschritten über mehrere Abstimmungen schließlich im Finale den besten Beitrag küren. Mehrere professionelle Bands haben inzwischen auf GoogleIdol dazu aufgerufen, dass die Laien-Regisseure und -mimen zu einem neuen Song das Video produzieren.

Und “Gidol”, so die Kurzform, hat auch schon die ersten Kurzzeitstars hervorgebracht: Pomme und Kelly aus den Niederlanden, die mit ihrer optischen Interpretation von “Respect” die ersten GoogleIdols wurden. Der Starruhm mit Titelseitenberichten und Fernsehinterviews hat die jungen Damen inzwischen aber verschreckt: Sie haben sich, wie es in diversen passenden Internetforen “zurückgezogen”. Auf die Dauer war wohl der Trubel zu groß – das erste Gidol-Finale lief immerhin schon im April dieses Jahres.

Aber es gibt genug Bewerber, die sich anschicken, die Mädels zu beerben. Diese beiden Jungs etwa. Wie der Kleine ET nachmacht, ist der Hammer:

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Das ist sensationell lustig.

Georgias Hymne

Vergangenes Jahr lief der Film im Kino, jetzt steht er auch schon ein paar Monate im DVD-Regal: “Ray”, die überaus gelungene Biografie des blinden Soulmusikers Ray Charles – in dem Streifen geht es vor allem um seine ersten 40 Lebensjahre. Auf der Suche nach einem eigenen musikalischen Stil verknüpfte Charles Gospel-Texte und Jazz-Musik und legte damit den Grundstein für die Entwicklung des Soul. Der Film macht deutlich, was für ein Ausnahmetalent Ray Charles als Musiker war, wie talentiert und begnadet, gleichzeitig aber auch benachteiligt durch die Rassentrennung und vor allem: wie er durch teilweise exzessiven Drogenkonsum seinen Erfolg, seine Familie und sein Leben mehr als einmal fast ruiniert hätte.

Zweifellos ist Ray Charles mit kanckigen Soulnummern weltbekannt geworden, allerdings ist eine seiner bekanntesten Nummern das genaue Gegenteil. Die Ballade “Georgia on my mind”, eingespielt mit großem Chor und noch größerem Orchester mit dem blinden Charles am Klavier ist so traumhaft schön und traurig, so sehnsuchtsvoll und gleichzeitig liebevoll, dass es genau zu einem verregneten Sonntag passt. Nicht nur dazu: Der Song läuft schon seit einer Woche in der Heavy-Rotation in meinem Schädel. Deshalb heute:

Ray Charles – Georgia On My Mind

Wer allerdings meint, Herr Charles habe diesen Song selbst verfasst, irrt. Tatsächlich stammt der Song aus der Feder von Hoagy Carmichael der das Lied bereit im Dezember 1930 kompnierte. Ray Charles gelang dann knapp 40 Jahre später das geniale Arrangement, das den Song weltbekannt machte und sogar dafür sorgte, dass “Georgia on My Mind” 1979 zur offiziellen Hymne des US-Bundeststaates Georgia bestimmt wurde – obwohl in der ursprünglichen Version schlicht ein Mädchen gemeint war, das nachhaltig in Erinnerung geblieben war.
CD-Kritik Film-Soundtrack

Ray Charles bei Wikipedia.

Ray Charles’ digitale Überreste im World-Wide-Web

Grand Prix unberechenbar

Das Ergebnis des 51. Eurovision Song Contest beweist vor allem eines: Der Grand Prix ist unberechenbar. “Hard Rock Hallelujah” der finnischen Monsterrocker von Lordi ist zweifellos ein knackiger Song. Ich hatte ja erwartet, dass die ukrainische Shakira gewinnt. Zwar hat auch diesmal die Balkan-Connection sich gegenseitig die Punkte zugeschanzt, aber dass ein für den ESC derart ungewöhnlicher Song haushoch gewinnt und aus allen Regionen der Teilnehmerländer Punkte bekommt, ist fast schon eine Sensation. Dabei haben die Finnen nur konsequent auf die Spitze getrieben, was andere mit ähnlich schrillen Darbietungen, aber eben nur ein bisschen ausgeflippt, versucht haben. Hier sei nur an die trommelnde Oma aus Moldau vom vergangenen Jahr erinnert oder auch an Guildo Horn 1998. Ich sage nun vorraus, und die geneigten Leser dürfen mich gerne daran messen, dass wir im kommenden Jahr eine wahre Inflation an Grusel-Shock-Extrem-Eklig-Laut-Musikern auf der Bühne erleben werden, die das Lordi-Konzept für sich übernehmen – und ich sage weiterhin vorraus, dass dann eine Ballade gewinnen wird.

Und auch diese Prognose tue ich gerne kund: Egal, welches Land im kommenden Jahr gewinnen wird, die Musiker werden nicht aus Deutschland stammen. Wir haben es jetzt mit guten gecasteten Talenten (Max Mutzke), mit schlechten Gecasteten (Gracia), mit erfahrenen Profis (Texas Lightning), mit Spaßvögeln (Stefan Raab) und mit körperlich Benachteiligten versucht (Corinna May) – 12 Punkte bekommt Deutschland nur ganz selten. Manchmal ist das ja schon das Endergebnis…