Spitzel-mäßig

Der Bundesnachrichtendienst BND hat großen Aufwand betrieben, Journalisten auszuspionieren. Dabei wurden Medienberichten zufolge auch Kollegen aufeinander angesetzt – dies alles zu dem Zweck, undichte Stellen im Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik ausfindig zu machen. Zeitungen, Radio und Fernsehen haben in den vergangenen Tagen aus verständlicher Empörung ausführlich darüber berichtet.
Die Bundesregierung hat dem Geheimdienst ja inzwischen untersagt, Redakteure zu überwachen – da halten sich die Schlapphüte ganz bestimmt dran…
Der Karikaturist Tomicek – einer der besten seiner Zunft – hat das Thema schon mehrfach zum Gegenstand seiner Zeichnungen gemacht. Die wohl beste ist diese hier.

Bloß nicht das Haus verkaufen

Heute ist ein toller Tag für Blogger. Es passiert so viel Belangloses, über das man der Welt was erzählen kann. So war ich heute in der bequemen Situation, in Warnemünde ein Eis zu kaufen. Über der Theke direkt am Alten Strom prangt dieses Schild:

Außerhausverkauf

Wie gut, dass ich bloß zwei Eiskugeln haben wollte und mir der Sinn nicht gerade nach dem Erwerb von Gebäuden und Eigenheimen stand. In meiner Erleichterung, dass ich von dieser Beschränkung nicht betroffen war, habe ich ganz vergessen zu fragen, was man denn in der Diele noch alles erstehen kann außer Häusern: Tarnkappen-Schnellboote, Kartoffeln zum Einkellern, Sitzgruppen – vielleicht ist ja wenigstens Mieten oder Pachten von Gebäuden möglich? Wer weiß, was die Eisverkäufer schon alles erlebt haben mit ihren Kunden. Bestimmt gibt es irgendwo eine Statistik, wie oft pro Tag Eisdielenmitarbeiter durchschnittlich gefragt werden, ob sie auch Häuser oder gar das Haus, in dem sie gerade stehen, veräußern würden. Wir Kunden machen uns wahrscheinlich gar keine Vorstellung, wie nervig, störend und ermüdend diese dauernde Fragerei sein kann.

Ich muss wohl noch mal hinfahren, um das alles zu klären; und weil das Eis recht lecker war – und das ist ja die Hauptsache.

face of horror

Gemeinhin möchte man annehmen, dass der Beruf des Taxifahrers höchstens ein Quentchen Abwechslung bietet – zum Beispiel, weil man immer wieder andere Leute zu bislang unbekannten Straßen bringen kann. Das sind die normalen Tage. Und dann gibt es diese Tage, an denen man irgendwo in einer Empfangshalle auf den Fahrgast wartet, zu dessen Transport man beordert wurde – und wenig später findet man sich in einer Live-Sendung der BBC im Fernsehen wieder, wird für einen Internetexperten gehalten, der was zu einem Rechtsstreit sagen soll… und dann macht man ein ziemlich lustiges Gesicht. Die “Mail on Sunday”, die darüber berichtet, nennt das “face of horror”.
Da fällt einem sofort der “falsche Manfred Kock” ein, der einst über 4 Minuten lang im Radio interviewt worden ist.

Hintergründige Wirtschaft

Rente, Tarifverträge, Hedgefonds, öffentlliche Haushalte, steuerliche Absetzbarkeit – Über- und Einblicke ins westliche Wirtschaftsgeschehen gibt ein neues Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung, das hier einzusehen ist.

Das digitale Dorf

“Kleinbloggersdorf” nennen Blogautoren das lose System von Verlinkungen zwischen ihren Internettagebüchern, mit dessen Hilfe sie sich gegenseitig ihre Internetseiten vollschreiben. Ich bin weit davon entfernt, mich zur deutschen Bloggerszene zu zählen, ich habe gar keine Zeit dafür – und außerdem sind mir die Inhalte oft viel zu belanglos, wohl aber unterhaltsam. So gab es bislang hier auch nur einen Link auf “Hanne goes british“, das episodenhafte Tagebuch einer Kommilitonin irgendwo da draußen. In der hier bereits erwähnten Webseitenstatistik ist auch abzulesen, von welcher Internetseite die Besucher auf meine Seite kommen. Und da tauchen seit ein paar Tagen immer wieder Hinweise auf florissantville auf. Und was soll ich sagen – dort gibt es tatsächlich einen Artikel, der auf einen Beitrag auf kohlhof.de verweist. Spätestens jetzt bin ich also Teil des Systems, ich häng mit drin.

1.125.899.906.842.624

Ja, diese Zahl hat 16 Stellen, das sind also eine Billiarde und ein paar Zerquetschte… Bytes in diesem Fall. So viele Daten hat die Way-Back-Maschine, das digitale Internet-Archiv schon gespeichert. Auch diese wundervolle Seite hat schon auf diese Internetseite hingewiesen. Da sich niemand diese Zahl merken kann und sie ja außerdem ständig weiter wächst, gibt es natürlich eine Sammelbezeichnung dafür:1.125.899.906.842.624 Bytes sind nämlich ein PetaByte. Und das sind 1.024 TeraByte, damit man sich das überhaupt mal vorstellen kann, nech? Da ist man auch auf der eigenen Seite, bei den Internetarchivaren sehr stolz drauf und beschreibt die Datenmenge so:

The Internet Archive Wayback Machine contains approximately 1 petabyte of data and is currently growing at a rate of 20 terabytes per month. This eclipses the amount of text contained in the world’s largest libraries, including the Library of Congress. If you tried to place the entire contents of the archive onto floppy disks (we don’t recommend this!) and laid them end to end, it would stretch from New York, past Los Angeles, and halfway to Hawaii.

Das ist doch mal ein schönes Beispiel aus der Praxis. Die älteste Variante von kohlhof.de, die dort gespeichert ist, datiert übrigens auf den 17. November 2001.

Mängelexemplar

Beim Supermarkt meiner Wahl auf dem Grabbeltisch: Bücher. Fachbücher und Romane. Unter den Taschenbüchern auch ein Werk von Edmund Stoiber, darauf ein großer Stempel: “Mängelexemplar”… War ja irgendwie klar.

HGW XX/7

Ein Hauptmann der Staatssicherheit hört die Wohnung eines Dichters und dessen Freundin, einer Schauspielerin, ab. Er findet die Frau recht sympathisch – und weil er allmählich feststellt, dass dieser “Operative Vorgang” nur inszeniert wird, weil ein DDR-Minister bei der Schauspielerin nicht landen kann, schreibt er in die Abhörprotokolle harmlose Dinge, die dem Pärchen nicht zum Vorwurf gemacht werden können. Dadurch deckt er auch den Dichter, der für den Spiegel einen Bericht über Selbstmorde in der DDR verfasst. Der Stasi-Apparat läuft spätestens nach dem Erscheinen des Textes im Westen auf Hochtouren. Der OV wird erst beendet, als die Frau stirbt, für den Stasi-Hauptmann ist künftig nur noch Platz in der Postkontrolle im Keller der Stasizentrale – bis zur Wende.
Der Film “Das Leben der Anderen” mit Ulrich Mühe als Stasi-Mann HGW XX7/ (wie er seine Berichte unterzeichnet) und Sebstian Koch als Literat dauert 137 Minuten, und das merkt man dem Streifen nicht an. Er ist spannend inszeniert und zeigt die perfide Rücksichtslosigkeit und Beliebigkeit, mit der die DDR-Diktatur vermeintliche Gegner unter Druck setzen und aus dem Verkehr ziehen wollte und konnte. Die Überwachung der Feinde des Sozialismus, also “der Anderen”, das war Parteiauftrag.
Die Geschichte, die der Film erzählt, ist fiktiv und zweifellos recht spannend inszeniert. Ob es aber wirklich einem Stasi-Mann gelungen wäre, Berichte zu fälschen, darf man wohl bezweifeln. Schließlich überwachten sich die Stasileute auch gerne gegenseitig.
Der Film nimmt für sich in Anspruch, ein realistisches Bild des Überwachungsstaates und der Praktiken der Staatssicherheit gezeichnet zu haben. Dieser Eindruck entsteht in weiten Teilen, aber nicht in jeder Szene. Besonders die Verhörsituationen wirken zuweilen vergleichsweise harmlos – aber vielleicht war das ja auch gerade das besonders Perfide an den Stasimethoden.
5 von 7 Punkten
Film-Homepage

Känguruh, Dachrinne, ältere Dame

Dideldiboing – Bitte Vorsicht auf der Autobahn 3, A Richtung B! Dort liegt eine [beliebigen Gegenstand einfügen] auf der Fahrbahn – Dideldidum. Diese Radiomeldungen gibt es jeden Tag zu hören. Nun gibt es tatsächlich Menschen, die darüber Statistik führen, wann was wo auf welcher Autobahn gelegen hat, allerdings  gilt die Statistik nur für Hessen. Aber immerhin. Am 11. Juli 2005 zum Beispiel hüpfte ein Känguruh über die A 67 zwischen Büttelborn und Groß Gerau. Die ältere Dame war am 28. September 2005 zwischen Kassel und Darmstadt unterwegs. Und die Dachrinne am 3. Juli 2003 auf der A480 zwischen Wettenberg und Gießener Nordkreuz. Am häufigsten wird im Verkehrsfunk des HessischenRundfunks übrigens vor, Achtung Gegenständen gewarnt. Das ist vielleicht auch besser so. Das andere würde man ja sowieso nicht glauben.

Die Statistik im Netz – und manchmal ist sogar zu klären, wer die Ladung da gerade verloren hat.