Mitten im Silvestergewitter
Wie sieht’s eigentlich im Innern eines Feuerwerks aus? Ah ja.
Christian Kohlhof | Rostock, Schwerin
Wie sieht’s eigentlich im Innern eines Feuerwerks aus? Ah ja.
Wie ich schon vor etwa einem Jahr bemerkte: Nervkram.
An all die Wahnsinnigen da draußen, die jetzt schon ihre Böller und Raketen zünden: Der Dezember hat 31 Tage. Heute ist aber erst der 30. Ist es zu viel verlangt, dass ihr mit eurer ohnehin nervtötenden Ballerei wartet, bis der tatsächlich dazu passende Anlass wirklich gegeben ist?
Seit geraumer Zeit sausen jetzt also heulende Raketen übers Dach. Ich kann mir schon gut vorstellen, was das für Leute sind, die geifernd und grunzend irgendwo in der Seitenstraße stehen und sich gegenseitig erzählen, wie geil denn nun gerade wieder diese Rakete aus dem Happy-Family-Sortiment abgegangen ist: “Boah, Aldn, ey. Voll end-krass. Höhö. Grunz, Schnauf hechel.” Dann werden sie ihre Flecktarnhose hochziehen, mit dem Handrücken ihre Nase abwischen, in die Ecke rotzen, um schließlich von ihrem heillos überschuldeten Handy ihre Freundin anzurufen und vom Langweilerleben mit Böllern in der Seitenstraße zu berichten.
So sind, sie, die Prekariats-Pyromanen.
Insgeheim warte ich darauf, dass da unten beim frühzeitigen Auswickeln der “Wild-Viper-Multi-Effekt”-Batterie ein kleiner Funken Glut aus der Selbstgedrehten derart zufällig, aber zielsicher ins Päckchen mit Schwarzpulver und Lunten fällt, dass sich da, wo eben noch die Flecktarnhose stand, nur noch ein bunt schillernder Rauchpilz erhebt, majestätisch leuchtend wie ein bengalisches Feuer, nur unterbrochen vom schrillen Jaulen der Heuler aus dem “Sky-Siren”-Sortiment, die – einem Bienenschwarm gleich – zuckend und fauchend in alle Himmelsrichtungen auseinanderstieben.
Selbstverständlich kommt in diesem Traum auch zur richtigen Zeit ein Löschzug der Feuerwehr samt Krankenwagen und Notarzt um die Ecke, so dass dafür gesorgt sein wird, dass die kokelnden Experten schon Ostern wieder feste Nahrung zu sich nehmen können…