Jim Knopf heute

Was macht eigentlich… Jim Knopf? Die Pläne einer Museumsbahn musste er aufgeben. Aber die Tantiemen aus der Puppenkiste reichen noch eine Weile. Zum 50. Jubiläum gibts bei kohlhof.de eine exklusive Liste, was die wichtigsten Personen aus Michael Endes Roman heute tun.

Jubiläum für Jim Knopf: Die Kinderromanfigur von Michael Ende hatte 1960 ihre Buchpremiere. 50 Jahre sind seitdem vergangen. Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer waren auch die Helden meiner Kindheit, in Buchform, aber auch auf drei Hörspielkassetten. Die Augsburger Puppenkistenversion habe ich nicht gesehen. Aber was machen die Hauptfiguren eigentlich heute? Eine exklusive kohlhof.de-Liste.

Jim Knopf – lebt heute zurückgezogen auf Neu-Lummerland. Nach dem Ende der rasanten Abenteuer hatte er mit Prinzessin Li Si eine Familie gegründet. Li Si hat ihr Versprechen eingehalten und ihm Lesen und Schreiben beigebracht. Als Jim zum ersten Mal den längst unterzeichneten Ehevertrag las, verfiel er

Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer
Eine Geburtstagstorte, so groß wie eine Insel mit zwei Bergen. Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer sind vor 50 Jahren zum ersten Mal als Buch erschienen. Quelle: Thienemann-Verlag (Klick aufs Bild)

automatisch in die Midlife-Crisis und schraubt nun an der alten Lokomotive “Emma” herum. Der Versuch, auf Lummerland eine Museumsbahn einzurichten und Touristen anzulocken, scheiterte nicht zuletzt wegen eine Rechtsstreits. So ist immer noch nicht geklärt, ob auch Lok “Molly” eingesetzt werden darf – wegen der starken Ähnlichkeit zur Museumsbahn “Der Molli” zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn in Mecklenburg-Vorpommern. Knopf trifft sich regelmäßig mit seinen Weggefährten von damals – er trägt inzwischen aber Hosen mit Reißverschluss, weil’s praktischer ist. Noch immer lebt Jim Knopf von den Erfolgsfilmen der Augsburger Puppenkiste – die Einnahmen reichen für ein unbeschwertes Leben. „Jim Knopf heute“ weiterlesen

Brötchen-Jonglage

Diese komischen Regale im Lebensmitteldiscounter für Billigstbrötchen verlangen motorisch durchschnittlich veranlagten Menschen alles ab – die Verlockungen, Brötchen selbst auszuwählen, kaschieren die Bürde, die einem der durchkalkulierte Markt auflegt: Die Chance, eine Schrippe unfallfrei in die eigene Tüte zu befördern, ist verschwindend gering. Brötchenfächer und -zangen sind eine Fehlkonstruktion – und zwei Hände reichen für diesen Zweck leider nicht aus.

Welcher Wahnsinnige hat sich eigentlich das Backwaren-Selbstbedienungsregal für Supermärkte und Discounter ausgedacht? Es ist ein menschen- und brötchenverachtendes System aus Klappen, Riegeln und Zangen, das man überwinden muss, um eigenständig frische Schrippen aus Plexiglasboxen herauszufischen – um dann ein paar Cent zu sparen. Wer es bewerkstelligt, Brötchen fehlerfrei aus den Fächern in die eigene Tüte zu befördern, der hat sich bestimmt automatisch für “die perfekte Minute” qualifiziert. Wer Roggen-Schrippen aus dem Kasten balancieren kann, der schafft es auch, im Fernsehen Pizzakartons auf doofen Pappkegeln auszutarieren oder Schraubenmuttern mithilfe eines wackeligen Drahtes senkrecht übereinander zu stapeln.

„Brötchen-Jonglage“ weiterlesen

Krawattenfrage

Wer die Einladung zu rauschenden Festen annimmt, legt sich eine schwere Bürde auf. Eine Diskussion um angemessene Kleider und Krawatten kann schließlich Wochen dauern. Das Ergebnis ist allerdings immer gleich: Am Ende muss zum Beispiel mindestens ein neuer Schlips beschafft werden. Bisher. Ein Vorschlag zur Deeskalation.

Es ist doch so: Kaum erhält man die Einladung zu einem rauschenden Fest, stellt sich die Kleidunsgfrage. Nicht so sehr bei den Herren, wohl aber bei den Damen. Unlängst erhielten wir die Einladung zu einem dreitägigen Hochzeitsfest, versehen mit den Kleidungshinweisen zu jedem Tagesordnungspunkt: Frack, Cutaway oder dunkler Anzug wurden den Herren nahegelegt. Und obwohl die Damen also vollkommen frei in der Gestaltung und Wahl ihrer Festgarderobe waren, beherrschte der Ausruf: „Ich habe nichts anzuziehen!“ die Wochen und Monate vor dem Glockenläuten. Das ist kein Klischee, sondern grausame Realität.
Leider überträgt sich dieser subjektiv empfundene Gewänder-Notstand vom einen Geschlecht auf das andere – wie bei einer Osmose, also der Diffusion von Molekülen durch eine semipermeable Membran. Während Frauen also aufzählen, was sie alles nicht anziehen können, was deshalb zusätzlich beschafft werden muss – und was an weiteren Accessoires sonst noch notwendig ist, um sich nicht allzu elend fühlen zu müssen, dringen beschwichtigende, männliche Gegenreden nicht bis zur Dame des Herzens durch. Argument-Moleküle wie „niemand wird sich daran erinnern, dass Du dieses Kleid schon einmal auf einer anderen Feier getragen hast… es waren ja ganz andere Gäste da“ prallen an einer Art unsichtbaren Membran ab. Als Antwort wird schließlich die Krawattenfrage gestellt, verbunden mit dem Appell, dass man jetzt endlich mal einen schönen Schlips umbinden solle (dass alle bisher verwendeten ebenfalls fremdbestimmt den Weg ins eigene Krawatten-Portfolio fanden, wird bei diesen Gelegenheiten gern verschwiegen).
Es ist ein schönes Ritual, dass vor jeder größeren Feier Herren sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, sie hätten bisher nur misslungene Binder getragen. Aus diesem Grund erhöht sich die Zahl der Krawatten im Kleiderschrank mit jeder Gesellschaft, zu der man geladen ist, um mindestens den Wert eins. Irgendwann werden auch in zahlreichen ähnlichen Debatten gestählte Männer weich. Wenn man dann also ein neues Kleid für die Dame kauft, dann nimmt auch gleich noch einen oder zwei Schlipse mit, dann hat die liebe Seele ruh’ – und die Dame des Herzens vielleicht ja unter Umständen und möglicherweise tatsächlich recht. „Krawattenfrage“ weiterlesen

Ergebnis steht fest

Meine Strategie für die Tippspiele zur KO-Runde der Fußball-Weltmeisterschaft habe ich radikal geändert. Demnach steht bereits fest, wie das Endspiel ausgehen wird – außerdem hatte ich gerade eine Eingebung, wie die Bundespräsidentenwahl enden wird – mehr dazu auf kohlhof.de

Aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit beim redaktionsinternen Tippspiel habe ich meine Strategie radikal geändert. Weil ich nach dem Ende der Weltmeisterschafts-Vorrunde mit 42 Punkten genau halb so viele Zähler ertippt hatte wie der Spitzenreiter, ist jetzt auch alles egal. Ich habe deshalb schon bis zum WM-Finale alle Begegnungen – bzw. vielmehr die Ergebnisse durchgetippt. Somit steht fest: Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wird 2:1 ausgehen – also ohne Verlängerung, ohne Elfmeterschießen. Wer auch immer im Finale spielt, es werden drei Tore fallen. So.
Und das Achtelfinale England-Deutschland wird nach 90 Minuten und einem 1:1 in die Verlängerung gehen.
Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass am Mittwoch Joachim Gauck im dritten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt wird – und die Lottozahlen vom kommenden Sonnabend sind 5, 6, 19, 21, 38 und 45. Zuatzzahl 24, Superzahl 3.
Wenn Sie noch mehr Fragen zum weiteren Verlauf der Weltgeschichte haben, wenden Sie sich gern an mich.

Ente gut…

Dramatische Minuten heute am Funkhaus. Der Nachwuchs einer Entenfamilie forderte den ganzen Einsatz der Hausverwaltung – der vorläufige Höhepunkt in der Geschichte einer jungen, nicht immer einfachen Liebe… ach, lesen Sie es einfach.

Für ein paar Minuten hielt das Funkhaus heute den Atem an. Bei einem der wohl ersten gemeinsamen Familienausflüge waren zwei auf dem NDR-Gelände geschlüpfte Entenküken unter das Gitterrost über einem Abwasser-Kanal am Fuß des Gebäudes gepurzelt. Die gelbbraunen Federbälle hatten keine Chance, dort allein wieder herauszukommen. Beherzte Mitarbeiter aus der Hausverwaltung haben deshalb kurz vor der Mittagspause die Kanalabdeckung gelüftet und die beiden Enten-Jungen wieder ans Tageslicht befördert.

Erster Entenausflug 2010 ums Funkhaus. Foto: Christian Kohlhof
Erster Entenausflug 2010 ums Funkhaus -Fünf von sieben Kükensind zu sehen. Foto: Christian Kohlhof

Allerdings war es nötig, der regelmäßig quakenden Entenmutter ihren Nachwuchs hinterherzutragen. Offenbar rechnen Enten jederzeit damit, dass ein paar Küken bei einem Ausflug auf der Strecke bleiben können. Trotzdem wurden die schon als verlustig abgehakten Küken wieder in die Polonaise rund ums Hörfunkstudio aufgenommen. „Ente gut…“ weiterlesen

Dramatik scheibenweise

Ein Auto-Fenster-Heiler findet in einem Werbespot die passsenden Worte zur WM, um uns alle aufzurütteln. Zusammengefasst: Vielleicht sollte man seine Autofenster zertrümmern, um pünktlich zum Anpfiff vor dem Fernsehen zu sitzen.

Es folgt: ein Werbe-Spott. “Jetzt zur WM will man natürlich kein Spiel verpassen”, ruft der Mann in der Radio-Werbung und treibt die Dramatik sogleich auf die Spitze: “Erst recht nicht wegen eines Steinschlags”. Derjenige, der dieses Höllenszenario in den Äther bläst, ist eigenen Angaben zufolge so etwas wie ein reisender Autofenster-Heiler einer bundesweit tätigen Autofenster-Heiler-Kette. Er will mit seinen aufrüttelnden Worten dafür werben, dass niemand schneller Splisse, Risse, Scharten und Furchen in Front-, Seiten- und Heckscheiben verschwinden lässt, als er und seine sämtlichst höchst qualifizierten Kollegen.
Die oben beschriebene Situation wirkt da natürlich wie aus dem Leben gegriffen. Wer von uns saß in den vergangenen Tagen nicht schon mal auf dem Sofa, vor einer großen Leinwand oder am Arbeitsplatz, neben sich den kleinen flimmernden Kasten, und ertappte sich bei Gedanken wie diesen: “Bloß gut, dass mich heute kein Steinschlag erwischt hat. Meine Güte, ich hätte Portugal-Nordkorea verpassen können. Oh Gott: Und Algerien-Slowenien neulich auch!”
Da spielt man dann für sich schon mal Situationen durch, was einen wirklich ernsthaft vom Fußball-WM-Vorrunden-Kucken abhalten könnte. Hohes Fieber? Pah! Fristlose Kündigung? Lassen Sie mich kurz überlegen… nein. Eine skandinavische Adelshochzeit? Ähm… nur kurz. Ein atomarer Erstschlag vielleicht? Nein, das ganz sicher nicht. Aber so ein einschneidendes Erlebnis wie ein zersplittertes Autofenster? Große Güte. Da würde der geregelte Alltag ja derart aus den Fugen geraten – da würde man bestimmt für nichts mehr garantieren können.
Bloß gut, dass die freie Wirtschaft vorgesorgt hat und es ein Unternehmen gibt, das mich vor dem größten denkbaren Übel bewahren will. Fast möchte ich meine Windschutzscheibe selbst ein wenig beschädigen, nur um mal zu erleben, wie es sich anfühlt, sich um die Folgen nicht mehr kümmern zu müssen. Außerdem hoffe ich, dann endlich mal pünktlich zum Anpfiff vor einem Fernseher zu sitzen. Aus eigener Kraft habe ich das bislang nicht geschafft…

Elefant im Viertel

Anruferin (mitten im Telefonat): “Hörst Du das? Hier ist glaube ich ein Elefant in der Straße?!?!”

Angerufener: “…Wö?!?!”

Anruferin: “Hörst Du das nicht? Dieses … Tröten?! – Aber ich sehe gar nichts draußen?!” (Tröten und Möpen im Hintergrund)

Angerufener: “Wäre es auch möglich und denkbar, dass es sich bei diesem Geräusch um das Signal einer Vuvuzela handelt?”

Anruferin: “…j … ja … blöde Dinger!!!”

Tauben-Fütter-Guerilla

Vielleicht war sie etwas unvorsichtig, vielleicht wollte sie entdeckt werden. Jedenfalls habe ich heute Nachmittag eine Untergrundkämpferin mitten in Rostock gesehen. Sie schien sich ihres frevelhaften Tuns genau bewusst zu sein – und hat trotzdem eiskalt … Tauben gefüttert.

Sie tut so, als ob sie schlendert. In ihrer bronzefarbenen Steppjacke, der beigen Hose, die Augen hinter einer großen dunklen Sonnebrille verborgen, die kastanienbraun gefärbten Haare unter einem eierschalen-weißen Hut verborgen. Alles Ton in Ton. Damen wie sie lustwandeln üblicherweise an der Promenade in Warnemünde… aber da gibts ja keine Tauben.

Deshalb spaziert sie heute nun also über den Rostocker Universitätsplatz, laviert sich zwischen den vielen anderen Spaziergängern und Shoppern hindurch, macht ein unbeteiligtes Gesicht und lässt ihre Hand wie zufällig in der quer umgehängten beigen Handtasche ruhen. Hier ist Gewusel und Hektik, Straßenmusikanten musizieren, Touristen flanieren. … Dann plötzlich zuckt die rechte Hand hervor und lässt ein, zwei Meter entfernt Brotkrumen aufs Plfaster purzeln. Noch während die Krümel in einer flachen Kurve zu Boden rieseln, hat sie sich schon geschwind auf dem Absatz umgedreht, geht langsam Schritt für Schritt in die entgegengesetzte Richtung und tut so, als habe sie all das, was nun hinter ihr passiert, gar nicht bemerkt. „Tauben-Fütter-Guerilla“ weiterlesen

Ossis und Juristen

Link zur Radioglosse von Peter Zudeick zum Thema “Sind Ossis eine ethnische Minderheit?”

Zum Stuttgarter Urteil zur Frage, ob Ossis eine ethnische Minderheit sind, hat sich Radiokolumnist Peter Zudeick heute entscheidende Gedanken gemacht – und dabei auch gleich noch den Juristen an sich ordentlich einen mitgegeben. Die Rubrik “Auf ein Wort – Sind Ostdeutsche eine Volksstamm” von heute Abend (auf der Seite von ndr-info). Sehr schön.