Überfordert

Probleme erkennen, Lösungen entwickeln und dann auch anwenden – daran scheitern viele schon bei so alltäglichen Fragen wie: “In welcher Reihe sollte ich nach dem Einkaufen meinen Korbwagen wieder abstellen?” Ergebnis: Kaum jemand kommt auf die richtige Lösung. In diesem Fall war übrigens Reihe 3 vollkommen frei…

Einkaufswagen in zu langer Schlange
Probleme erkennen, Lösungen entwickeln und dann auch anwenden – daran scheitern erschütternd viele Menschen schon bei so alltäglichen Fragen wie: “In welcher Reihe sollte ich nach dem Einkaufen meinen Korbwagen wieder abstellen?” Ergebnis: Kaum jemand kommt auf die richtige Lösung. In diesem Fall war übrigens Reihe 3 vollkommen frei…

 

Wassermelonen-Wahnsinn

Das Angebot war verlockend: Wassermelone, für 79 Cent das Kilo. Da greift man doch schnell mal zu … und fragt sich auf dem Weg zur Kasse: Woher hat Rewe eigentlich die Wassermelonen her, jetzt, Anfang März? Schnell zurück zum Obstregal und siehe da: “Herkunftsland Brasilien” steht auf der Preistafel.
Von Schwerin nach Brasilia sind es gut 9600 Kilometer Luftlinie.
Da hat also einer ein Schiff oder Flugzeug voll Melonen geladen, um sie um die halbe Welt zu schaffen und dann hier zu verhökern. Und kann man die dann ruhigen Gewissens kaufen? Kann ja jemand anders machen…

Rundungsfehler

Da hat die Zapfsäule aufgerundet, wo es ganz offenkundig nichts aufzurunden gibt:

10 * 1,469 sind...? Bei dieser Esso-Zapfsäule auf jeden Fall mehr, als man erwartet.

Ja, es geht nur um einen popeligen Cent – aber bei diesen Kraftstoffpreisen kommt man damit ja bald schon ein paar Kilometer weit. Wie auch immer, ich wollte ja weder die Rechnung anfechten, noch ihr widersprechen oder einen Ölkonzern auf Herausgabe eines Cents verklagen. Und ich wollte ja schon gar nicht den Weltuntergang herbeireden oder gar Wegelagerei und modernes Raubrittertum wittern, als ich beim Bezahlen die Frau mit der seltsamen Dauerwelle an der Kasse darauf aufmerksam machte, dass sich ihre tolle Zapfsäule – wenn auch nur minimal – zugunsten des Konzerns verrechnet hatte.

Wie reagiert eine Mitarbeiterin meiner bisherigen Stamm-Tanke an der Rostocker Nobelstraße morgens gegen 8 Uhr? Mit Merkel-Mundwinkeln, Augenrollen und einem gelangweilten mir-doch-egal-Schulterzucken und dem Satz: “Ich kassier’ hier das, was da steht, damit nachher meine Kasse stimmt.” Ja, gut. Das ist schön.

Ich hätte mich allerdings über ein “Hmm, das ist ja komisch, Entschuldigung! Ich werde mal unseren Techniker bitten, dass er sich darum mal kümmert. Nicht, dass bei größeren Mengen noch größere Fehler entstehen. Leider kann ich den Betrag aber nicht von Hand ändern…” Wenn Sie mir den Cent angeboten hätte, hätte ich dankend abgelehnt. Aber ich hätte mich über Antwort und Geste gefreut.

Wie es der Zufall will, hatte ich am Tag vorher zum selben Literpreis die gleiche Menge in Schwerin getankt – und danach den korrekt berechneten Preis bezahlt…. Punkt für Schwerin.

1-Euro-Lektion

Man hat schon beim Kauf dieses seltsame Gefühl leichter Verunsicherung: Soll ich dafür wirklich einen ganzen Euro ausgeben? Im Ramsch-Laden können die Verlockungen groß sein. Nicht immer hält man ihnen stand. Ein Dosenöffner für einen Euro kann wie ein tolles Angebot wirken. Wenn man ihn dann auspackt und an die erste Konserve seines jungen Dossenöffner-Lebens ansetzt: Dann geht er sofort kaputt. Man wundert sich darüber auch gar nicht mehr. Man schmeißt ihn einfach weg. Wenn einem das im richtigen Moment wiederfährt, macht man sich plötzlich stundenlang Gedanken über weltweite Warenströme. So wird der Dosenöffer wenigstens zum Augenöffner. „1-Euro-Lektion“ weiterlesen

Markt Super?

In der Gemüseabteilung im Supermarkt hängen entlarvende Preisschilder (wie ich finde).

Viele Supermärkte haben ihre Verkaufsfläche so aufgeteilt, dass sich die Obst- und Gemüseabteilung direkt hinter dem Eingang befindet. Das ist knallhartes Kalkül, kritisieren Verbraucherschützer. Die perfekt ausgeleuchtete Frischewelt mit exotischem Gemüse und ebensolchem Gefrücht soll den Kunden erst einmal ausbremsen. Die Wochenmarktatmosphäre soll entschleunigen, damit man sich Zeit nimmt für das Flanieren zwischen den Regalen – und damit man mehr kauft. Wenns schon am Eingang so aussieht wie auf einem heimeligen Bauernmarkt und alles so unglaublich appetitlich da in den mit Stroh ausgelegten Kisten liegt, dann machen später auch noch das Auswählen eines Haushaltsreinigers und die Entscheidung für eine Dose Kefir mehr Spaß.

Was eigentlich noch fehlt, ist eine rundliche Bauersfrau zwischen den Regalen mit Bäckchen so rot wie die Äpfel und dem denkbar gutmütigsten Blick durch ihre Nickelbrille. So etwas gibts aber nicht in einem Supermarkt – dieser Personaleinsatz würde wohl zu viel Geld kosten. Außerdem: es ist so schwierig, gutes Personal zu finden und überhaupt: Es soll ja nur die Illusion eines Wochenmarktes erzeugt werden, kein Wochenmarkt. Hauptsache, der Kunde kauft möglichst viel – und wenn das Entschleunigen hinterm Entree hilft, dann bittesehr….

So ein Supermarkt ist dann aber eben doch in erster Linie ein auf Profit orientiertes Unternehmen – mit einem multinational optimierten Warenwirtschaftssystem. Und da sind dann die Produktbezeichnungen trotz angestrebter Wochenmarktsillusion offensichtlich unveränderbar vorgegeben. Wie sonst ist es zu erklären, dass man als Besucher eines Super-Wochen-Bauern-Marktes, total ausgebremst und mit sich selbst im Reinen mit Preisschildern wie diesen konfrontiert wird – obwohl man als Getriebener dieser hektischen Gesellschaft sich für ein paar Minuten in  dem Glauben wähnt, jetzt gleich das Frischeste und Leckerste, was Mutter Natur auf dem Anger vor den Toren der Stadt zu bieten hatte, einkaufen zu können, ach was: zu dürfen. Und dann liest man:

BohneBusch

“Bohne Busch” steht auf dem Schild über den grünen Stängeln, eingepackt in Folie Klarsicht  und Schälchen Plastik. Auf der Tafel nebenan wird “Kohl Weiß” angeboten, gleich neben “Salat Feld”, dem Klassiker “Paprika Gemischt” und verlockenden “Pilz Diverse”. Eigentlich erstaunlich, dass nicht auch noch “Rübe Mohr” und “Bete Rot” in den Plastikwannen im Markt Super liegen.  Oder “Erbse Kicher”. Und dann im Kühlregal “Käse Schmier” und “Schnitt Auf”.

Das klingt so verräterisch rationell, so auf den Cent kalkuliert, so profitabel. Bohnen Busch sind eben auch nur einer von tausenden Posten im Sortiment. Ich kann mir nicht helfen, aber auf mich wirkt das alles “unsympathisch unglaublich”.