Akustisch ungewöhnliche Premiere

Rostock hat am ersten Abend der Hansesail 2006 eine Weltpremiere erlebt. 60 Musiker spielten an Schiffssirenen, Kirchenglocken, Blechblasinstrumenten in Mastkörben und auf Trommeln die Hafensinfonie, die extra für dieses große maritime Volksfest komponiert wurde. Die tausenden Zuhörer staunten nicht schlecht über die ungewöhnlichen Klänge, die über den Stadthafen schallten – für viele war das Gehupe und Getrommel wohl doch äußerst ungewöhnlich.

Hier mal ein paar Ausschnitte, aufgenommen mit meinem Telefon, deswegen die miserable technische Qualität.

[audio:hafensinfonie06.mp3]

Knapp 20 Minuten lang waren die Signalhörner von fünf oder sechs Schiffen, das Getrommel auf der Bühne und die kurzen EInwürfe der Posaunisten, die tatsächlich irgendwo ganz oben auf den Schiffsmasten saßen, zu hören. Die Glocken von vier Rostocker Kirchen rund um den Stadthafen allerdings waren zumindest auf der Haedge-Halbinsel nicht zu hören.

Die Schwierigkeit bei Musikdarbietungen dieser Art ist die Koordination der Takte: Die hunderte Meter von einander entfernten Musiker müssen nicht nur die gleiche Geschwindigkeit beim Spielen und Mitzählen einhalten, sie müssen auch bedenken, dass der Schall über derart große Distanzen schon eine Weile unterwegs ist. Aus diesem Grund klang die gesamte Sinfonie zuweilen etwas holperig, was durch das Dröhnen der Typhone, die sowieso nicht aufeinander abgestimmt sind, noch verstärkt wurde. Beeindruckend ist aber, dass die Musiker, die über Funk miteinander verbunden waren und sich zudem alle nach einem monotonen Grundschlag der Percussion richteten, zeitweise verhältnismäßig präzise einen Dialog zwischen ihren”Instrumenten” erreichten.

Das erinnert mich übrigens an ein ähnliches Konzert mit den Lübecker Innenstadtkirchen. Ein Komponist aus Spanien hatte ein Musikstück komponiert, bei dem die Glocken von sieben Kirchen ein Instrument bildeten. Das war 1992 – Schüler waren damals als Musiker engagiert. Ich stand auf dem Turm des Domes. Das Stück hieß “Concordia Domi Foris Pax”. Wies geklungen hat? Keine Ahnung. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Musik genau nach Zeitplan, mit Stoppuhr, über die Bühne zu bringen…

Aber es war wohl in etwa so wie jetzt in Rostock: Leicht ins Ohr ging die Hafen-Sinfonie trotz allem Bemühens nicht, sie erinnerte eher an eine Mischung aus ganz seltsamem Freestyle-Jazz und preußischem Samba. Aber unterm Strich: Das Gestampfe der Trommeln, der Lärm der Schiffe, das Gekreische der Posaunen, das weckt die Vermutung, wie es früher wohl in einem Hafen wie Rostock geklungen haben muss, wenn Dampfmaschinen auf den Werften arbeiteten, Schlepper tuckerten, Schiffe einliefen und Möwen sich um die Reste eines Fischfangs stritten.

Mit ein bisschen Phantasie war die Komposition, oder auch das Arrangement von Wolfgang Schmiedt von der HMT doch ganz gut anzuhören…

Zum Ausgleich nun trotzdem noch ein paar harmlose Abendimpressionen von der Festmeile

Schiffsmasten im Nachthimmel

Die Masten der Vollschiffe ragen in den Nachthimmel.

Riesenrad auf der Haedgehalbinsel

Das Riesenrad auf der Haedgehalbinsel steht zwischen dem historischen Brückenkran und dem Schnellboot Ozelot

Kassenschild

Das wohl schönste Kassen-Leuschtschild gehört …

Fahrgeschäft bei Nacht

… zu dieser Krawallbude.

Leinen los!

Die 16. Hansesail hat begonnen. Im Stadthafen und in Warnemünde bieten sich wieder atemraubende Bilder von Masten, Wanten und Tampen. Viele Traditionssegler und Museumsschiffe machten heute schon für die ersten Tagestörns vor Warnemünde die Leinen los.

hansesail 2006 Schiffe im Stadthafen

Herausforderung für Fotografen: Die stolzen Schiffe samt ihrer hohen Masten abzulichten erfordert ungewöhnliche Perspektiven.

Am Abend, oder besser: heute Nacht gibt es eine Premiere auf der Sail. Ab 23 Uhr erklingt die Hafensinfonie. Ein extra für das Volksfest komponiertes Stück, bei dem nicht nur Blechbläser erklingen, sondern auch die Signalhörner zahlreicher Schiffe und die Glocken der Rostocker Innenstadtkirchen. Ob und wie das klingt, niemand weiß es.

Auch der NDR hat eine Bühne am Stadthafen – und dahinter steht die Technik für Hörfunk und Fernsehen.

SNGS HanseSail

Verbindung via Satellit: Die SNGs für Fernsehen (li.) und Hörfunk. SNG ist die Abkürzung für “Satellite News Gathering”. Innen können komplette TV- bzw. Radiobeiträge produziert werden. Und ja, man kann dazu auch Ü-Wagen sagen. Der Radio-Übertragungswagen hat die Nummer 23.

Ich bin noch bis zum Sonntag für den NDR-Hörfunk auf der Sail im Einsatz.

Ahoi

Mit Salutschüssen beginnt in diesen Minuten die Hanse Sail in Rostock und Warnemünde. 300 historische Segelschiffe und betagte Boote nehmen daran teil. Sie starten bis Sonntag zu kurzen Tagesfahrten auf die Ostsee, bei denen tausende Besucher mitsegeln können. An Land werden über eine Million Besucher erwartet. Schwerpunktthema des Festes an diesem Wochenende ist der 50. Gründungstag der Bundesmarine. Aus diesem Grund kommt auch deren Schulschiff, die Gorch Fock, nach Rostock. Sie ist das Flaggschiff der Hanse Sail 2006. An dem Traditionssgelertreffen nehmen 21 Windjammer wie Dreimastschoner, Toppsegelschoner und Briggs teil. Die Eröffnungszeremonie ist heute Nachmittag um 17:30 Uhr.

Web-Cam-Bilder aus dem Stadthafen