Besen als Löffel

In einigen Büros sind Löffel out und kleine Schneebesen absolut in. Und die haben sogar einen Vorteil.

“So rührt man jetzt um”, sagte man mir, weil ich wohl eindeutig verdutzt dreinblickte. Für die Besprechung am Mittag lag neben der Kaffeetasse nämlich kein handelsüblicher Löffel, sondern vielmehr ein kleiner Schneebesen wie aus der Puppenküche. Jeder bekam einen. Die metallenen Utensilien gehören angesichts der Gebrauchsspuren an Griff und Besen ganz offensichtlich zur Standardausrüstung im Büro.

Nun gut, so nahm ich denn ergeben den kleinen Besen und verwirbelte das Milchpulver in der Tasse. Einen Zeit-, Aromen- oder Coolness-Vorteil konnte ich nicht feststellen. Allerdings auch keine Nachteile. Vielleicht war der Besen auch nötig, weil der Kaffee “ganz schön nördlich” war (um hier mal meine Oma zu zitieren, die kräftig angerührten, starken Kaffee gern mit den grimmigen klimatischen Bedingungen des Nordens assoziierte. Mit fortschreitendem Alter und damit verbundener gesundheitlicher pedantischer Sensibilität, was möglicherweise schädliche Einflüsse auf denen eigenen Körper anging,  war es schließlich soweit, dass meine Großmutter selbst entkoffeinierten, hellbraunen Kaffee, durch den man den Boden der Tasse erkennen konnte, für zu nördlich befand… aber das ist eine andere Geschichte. Der Begriff “nördlich” im Zusammenhang mit Kaffee ist in der Familie jedenfalls verbraucht).

Aber halt! Einen Vorteil gibt es doch. Mit diesem Ding wird auch der letzte Stoffel gar nicht erst versuchen, Zucker aus dem Topf zu schaufeln. Es gibt schließlich wenig Abstoßenderes, als sein Gegenüber dabei zu beobachten, wie es erst den eigenen Kaffeelöffel ableckt, um dann genau damit eine weitere Schippe Zucker aus der Dose zu schaufeln.

Wie auch immer. Es ist mir gelungen, den Kaffee fehlerfrei auch mit einem Schneebesen umzurühren. Außerdem erwarte ich nun die nächste Eskalationsstufe: Handrührgeräte, Innenbordmotoren am Becherrand oder ein Kaffeetassen-Jacuzzi…

Blöde Idee

Notiz an mich für später und Empfehlung an nachfolgende Generationen, folgende blöde Idee bloß nicht nachzumachen:

In aller Eile beim Bäcker einen Kaffee im Pappbecher kaufen, feststellen, dass dieser sich bombensicher im Gepäckträger des Fahrrades senkrecht verankern lässt und hoffen, dass bei der anschließenden vorsichtigen 300 Meter langen Fahrt bis zum Ziel schon nichts Schlimmes passieren wird.

Das Ergebnis nach 20 Sekunden ist nämlich eine tropfende Sauerei auf Speichen, Gangschaltung und Bremsen. Hätte nie gedacht, dass auf vermeintlich ebener Strecke durch ein winziges Trinkloch im Deckel des Gefäßes so viel Kaffee entweichen kann.  “Grmblfjx!” (um an dieser Stelle mal eines der vielen herrlichen lautmalerischen Schimpfwörter einer der Lieblinscomicserien meiner Jugend zu zitieren, “Clever&Smart”. Herrlich, aber ich schweife ab…)

Pamps im Glas

Der Markt für Heißgetränke zum Mitnehmen ist heiß umkämpft und mit entkoffeinierten, fettarmen, ungesüßten lauwarmen Flüssigkeiten in kleinen und mittelgroßen Bechern zum Preis von großen Bechern eigentlich überschwemmt. Die Varianten von Iced Coffee, Latte sonstwie oder Flavoured Cappuccino haben die Messlatte hochgelegt mit der Folge, dass die Coffee-to-go-Industrie sich genötigt fühlt, ständig neue In-Getränke auf den Markt zu werfen – inzwischen auch ganz ohne Kaffee.
Aus diesem Grunde sah man mich heute in meiner Hilflosigkeit beim Blick auf eine fünfseitige Getränke-Karte mit diversen Kaffee-Mixereien und anderem Zusammengerührtem einen Nutterbutter-Shake bestellen. Was die Dame vom Service wenig später an den Tisch brachte, beflügelt die Fantasie, aber nicht die Geschmacksnerven.
Vermutlich wird die Idee zu diesem kalten Mixgetränk in etwa folgenden Weg genommen haben. „Pamps im Glas“ weiterlesen

Würstchen im Prüflabor

Die vielfältige Resonanz in der akademischen Welt auf das hier vorgestellte Ei-in-der-Kaffee-Maschine-Experiment hat mich dazu angespornt, die Forschung auszuweiten. So wurde hier ja in den Kommentaren unter anderem die Behauptung aufgestellt, dass sich auch Bockwürste in Kaffeemaschinen zubereiten lassen müssen. Schließlich ist für das Erhitzen von kleingrequirltem Fleischrest in Kunstdärmen auch kein kochendes, sondern lediglich heißes Wasser nötig. So ging ih also der Frage nach, ob man mit Kaffeemaschinen Bockwürste zubereiten kann.

Für die Versuchsreihe im kohlhof.de-Prüflabor habe ich “5 Ja!-Bockwürstchen in zarter Eigenhaut” gewählt. Schon beim Befüllen des Filters ergaben sich erste Probleme. Die Länge des Würstchens übertrifft mit 13,5 Zentimetern die Kantenlänge des Filters.

Wurst in der Kaffeemaschine

Würstchen im Kaffeefilter: Zu lang für handelsübliche Kaffeemaschinen

Zwangsläufig musste der Fleischschlauch gebogen werden. Um ihn im Filter zu verkeilen, war wiederum eine Filtertüte nötig, deren rauhe Oberfläche verhinderte, dass das umgebogene Ende des Würstchens wieder nach oben rutschte.
Die Kaffeemmaschine wurde mit Wasser für zehn Tassen, also voll befüllt. Weil der Ausgang des Experiments äußerst ungewiss war, wurde eine Referenzwurst in der Glaskanne platziert, auch um vergleichen zu können, welches Würstchen heißer wird.

Referenzwurst in der Glaskanne

Referenzwurst in der Glaskanne

Nach wenigen Minuten Tuckern und Blubbern war das Wasser bereits durchgelaufen. Das Aufklappen des Filterdeckels offenbarte ein dampfendes, nicht geplatztes Würstchen. Es wurde auf einem Teller in der Mitte geteilt und einem subjektiv eingefärbten Temperatur-Empfindungstest an meinen Lippen zugeführt. Der Eindruck: Das Würstchen dampft außen und ist auch innen noch ganz schön warm, könnte aber ein bisschen heißer sein.

Wurst, erhitzt in einer Kaffeemaschine

Außen heiß, innen warm: Das Würstchen aus dem Filter.

Auch die Referenzwurst wurde auf diese Weise getestet. Sie war auch innen richtig heiß. Ich komme zu folgenden Schlussfolgerungen samt Fazit: Weil die Bockwurst im Filter nicht dauerhaft im warmen Wasser schwimmt, sondern die Tropfen nur daran entlang rieseln, wird sie zwar auch außen heiß, innen aber nur ganz schön warm. Ein paar Grad fehlen, das wäre zur Not aber zu ertragen. Unten in der Glaskanne lassen sich Würstchen problemlos erhitzen und warm halten. Ob die Maschine nun alledings jedem Kaffee ein Würstchenaroma hinzufügt, wird sich erst noch herausstellen.

Der Erfolg auch dieses Versuchs spornt mich jedenfalls weiter an. So könnte ich mir vorstellen, schon bald mal die Tauglichkeit einer Kaffeemaschine zum Blanchieren von Gemüse zu prüfen oder Krabben zu kochen. Vorschläge in diese Richtung sind weiter gern gesehen.

Ei im Filter

Die gute Nachricht des Tages ist folgende und gleichzeitig das Rezept des Tages: Eier kann man auch mit ner Kaffee-Maschine kochen! Das ist der Beweis:

Ei Kaffeemaschine

Ein Ei in der Filtertüte, eine volle Kanne Wasser, anschalten…

Ei, butterweich

Ergebnis: Ein Ei, weich, perfekt.

Kaffeemaschinen erhitzen das Wasser im Idealfall auf 92 Grad Celsius. Das reicht aus, um Eiweiß-Moleküle gerinnen zu lassen. Und es reicht auch, dass das heiße Wasser an der Schale des Hühnereis entlangplätschert. Wenn das Wasser für zehn Tassen durchgelaufen ist, ist das Hühnerei im Filter butterweich.

Gesehen in irgendeiner Fernsehsendung (mit der Empfehlung “So kann man auch mal im Büro ein Ei zubereiten”), im Internet nachgelesen und ausprobiert.

Koffein-Frechheit

Beschlossen und verkündet: Ich mache diese Kaffee-Pad-Sache nicht mehr mit. Ich steige aus. Ohne mich! Im Büro haben wir diese neumodische Kaffeemaschine mit einem winzigen Wassertank und dem Loch für kreisrunde Kaffee-Filtertütchen, in denen das schwarze Pulver schon enthalten ist. Auf Knopfdruck und wundersame Weise presst die Maschine dann warmes Wasser durch dieses eingepferchte Kaffeepölsterchen.

Heraus kommt dabei eine braune, blubberne Plörre, die vom Geschmack an Kalkreiniger mit Pfeffer erinnert. Auch die vom Hersteller angepriesene Crema, die angeblich fluffig auf dem Gebräu als goldbrauner Schaum schwappen und damit italienisches Lebensgefühl vermitteln soll, entpuppt sich nach kurzer Wartezeit als lustloser Algenschaumteppichverschnitt, dessen matt schillernde Blasen schon bald lustlos verpuffen ohne dass sie jemand vermisst.

Für diese Koffein-Frechheit zahlt man auch noch viel Geld pro Pad und muss dauernd neues Wasser für den Tank holen. Es ist eine Seuche. Es ist fürchterlich. Eine Zumutung. Ich suche mir jetzt einen anderen Trunk. So. Bäh.

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