Überraschend richtig

Da wollte ich einfach nur mit einem lockeren Scherz das Gespräch beginnen – und traf mit einer meiner Meinung nach vollkommen abseitigen Bemerkung ins Schwarze.

Zuweilen habe auch ich mal in der Arbeitsagentur Interviews zu führen. Bislang war es keine Freude, dort im Umkreis von einem Kilometer einen Parkplatz zu suchen. Das Viertel war zugeparkt. Bei meinem jüngsten Besuch konnte ich unlängst sozusagen aus einer Vielzahl von Stellplätzen wählen. Ich entschied mich für einen Platz nahe des Haupteingangs. “Mensch, hier ist aber auch zu merken, dass die Arbeitslosigkeit in Rostock sinkt. Man kann ja wieder bei ihnen parken”, sagte ich, als ich die Bürotür meines Interviewpartners öffnete und war der Meinung, nur Dank eines dollen Zufalls, der sich so nur alle 17 Jahre ereignet, freie Parkplätze vorm Arbeitsamt gefunden zu haben. Antwort: “Ja stimmt, wir haben das auch schon bemerkt. Hier ist viel weniger los. Erst recht auf dem Parkplatz.”

Da hamwas: Es geht aufwärts. Ganz bestimmt. Die Arbeitslosenquote in Mecklenburg-Vorpommern liegt derzeit bei 17,6 Prozent, das ist für Nord-Ost-Verhältnisse geradezu sensationell niedrig – ähnlich niedrige Zahlen gab es in einem Dezember in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt im Jahr 1996.

Zahlen der Arbeitsagentur Nord 

Missbrauchsprozess: 9 Jahre
Gefängnis für Lea-Maries Mutter

Die Mutter aus Teterow, die ihre Tochter vier Jahre lang misshandelt hat, muss für 9 Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Rostock befand sie für schuldig, dem Kind in 24 Fällen Essig oder Kalkreiniger in steigender Dosierung gewaltsam eingeflößt zu haben. Die Mutter habe ihrem Kind Lea-Marie außerdem mit kochendem Wasser die Oberschenkel verbrüht, um eine Unfallversicherung zu betrügen. Sie habe das Kind außerdem geschlagen. Die Frau wurde verurteilt wegen des Missbrauchs von Schutzbefohlenen, wegen gefährlicher Körperverletzungen und wegen Betrugs.

„Missbrauchsprozess: 9 Jahre
Gefängnis für Lea-Maries Mutter“
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Hansesail, Tag 2

Es ist einfach ein rierisges maritimes Volksfest, übrigens auch mit einer wichtigen wirtschaftlichen Bedeutung für die Region. Und während bei der Hansesail heute wieder hunderte Schiffe zu Tagesfahrten vor Warnemünde aufbrachen, war ich mal kurz in Hohe Düne auf der

Gorch Fock

Gorch Fock, Flaggschiff der Hanse-Sail 2006. Erst recht bei diesem Segelschiff …

Gorch Fock

… stellt sich nicht nur von achtern das Problem, dass man es kaum …

Gorch Fock

… mit einer Durchschnittsdigitalkamera ablichten kann. Auch nicht vom Bug aus, aber …

Gorch Fock

… immherin an Bord kann man ein paar andere Perspektiven wählen oder …

gorchfock04.jpg

… auch draußen nette Details finden. Wer jetzt aber denkt, es sind allein Segelschiffe, die mit ihren Ausmaßen Probleme bereiten,..

Star Princess

… wurde heute in Warnemünde eine Besseren belehrt. Dort hatte die Star Princess festgemacht. Auf den ersten Blick (und weil der Bug nicht aufs Bild passte) gar nicht als Schiff zu erkennen, aber hier …

Star Princess

… ist der Beweis. Der 290 Meter lange Beweis. Alles andere wirkt dagegen …

diverse Schiffe

… irgendwie lächerlich.

Während die Museumsschiffe und Traditionssegler in Warnemünde ein- und ausliefen, lag amLiegeplatz 7 der Beweis, warum die historischen Schiffe nur noch nostalgischen Wert haben. Der Schiffbau hat sich irgendwie weiterentwickelt. Die “Star Princess” von Princess Cruises ist 290 Meter lang, und damit nach der “Constellation” (294 Meter) einer der dicksten Pötte, die in dieser Kreuzzfahrtsaison nach Rostock kommen. An Bord haben 2600 Passagiere und 1150 Besatzungsmitglieder Platz. Die “Star Princess” war schon einmal Thema in den Nachrichten: Auf der Backbordseite war während einer Reise Feuer ausgebrochenund hatte 100 Kabinen zerstört.

Technische Daten der “Star Princess”

Feuer auf der “Star Princess”

Die zehn größten Kreuzfahrtschiffe

Dieses ganze Schiffe-Gucken kann allerdings schon echt fertig machen. Und wer wissen will, was für Schiffstypen und -formen denn so in Rostock dabei sind, schaut hier .

Akustisch ungewöhnliche Premiere

Rostock hat am ersten Abend der Hansesail 2006 eine Weltpremiere erlebt. 60 Musiker spielten an Schiffssirenen, Kirchenglocken, Blechblasinstrumenten in Mastkörben und auf Trommeln die Hafensinfonie, die extra für dieses große maritime Volksfest komponiert wurde. Die tausenden Zuhörer staunten nicht schlecht über die ungewöhnlichen Klänge, die über den Stadthafen schallten – für viele war das Gehupe und Getrommel wohl doch äußerst ungewöhnlich.

Hier mal ein paar Ausschnitte, aufgenommen mit meinem Telefon, deswegen die miserable technische Qualität.

[audio:hafensinfonie06.mp3]

Knapp 20 Minuten lang waren die Signalhörner von fünf oder sechs Schiffen, das Getrommel auf der Bühne und die kurzen EInwürfe der Posaunisten, die tatsächlich irgendwo ganz oben auf den Schiffsmasten saßen, zu hören. Die Glocken von vier Rostocker Kirchen rund um den Stadthafen allerdings waren zumindest auf der Haedge-Halbinsel nicht zu hören.

Die Schwierigkeit bei Musikdarbietungen dieser Art ist die Koordination der Takte: Die hunderte Meter von einander entfernten Musiker müssen nicht nur die gleiche Geschwindigkeit beim Spielen und Mitzählen einhalten, sie müssen auch bedenken, dass der Schall über derart große Distanzen schon eine Weile unterwegs ist. Aus diesem Grund klang die gesamte Sinfonie zuweilen etwas holperig, was durch das Dröhnen der Typhone, die sowieso nicht aufeinander abgestimmt sind, noch verstärkt wurde. Beeindruckend ist aber, dass die Musiker, die über Funk miteinander verbunden waren und sich zudem alle nach einem monotonen Grundschlag der Percussion richteten, zeitweise verhältnismäßig präzise einen Dialog zwischen ihren”Instrumenten” erreichten.

Das erinnert mich übrigens an ein ähnliches Konzert mit den Lübecker Innenstadtkirchen. Ein Komponist aus Spanien hatte ein Musikstück komponiert, bei dem die Glocken von sieben Kirchen ein Instrument bildeten. Das war 1992 – Schüler waren damals als Musiker engagiert. Ich stand auf dem Turm des Domes. Das Stück hieß “Concordia Domi Foris Pax”. Wies geklungen hat? Keine Ahnung. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Musik genau nach Zeitplan, mit Stoppuhr, über die Bühne zu bringen…

Aber es war wohl in etwa so wie jetzt in Rostock: Leicht ins Ohr ging die Hafen-Sinfonie trotz allem Bemühens nicht, sie erinnerte eher an eine Mischung aus ganz seltsamem Freestyle-Jazz und preußischem Samba. Aber unterm Strich: Das Gestampfe der Trommeln, der Lärm der Schiffe, das Gekreische der Posaunen, das weckt die Vermutung, wie es früher wohl in einem Hafen wie Rostock geklungen haben muss, wenn Dampfmaschinen auf den Werften arbeiteten, Schlepper tuckerten, Schiffe einliefen und Möwen sich um die Reste eines Fischfangs stritten.

Mit ein bisschen Phantasie war die Komposition, oder auch das Arrangement von Wolfgang Schmiedt von der HMT doch ganz gut anzuhören…

Zum Ausgleich nun trotzdem noch ein paar harmlose Abendimpressionen von der Festmeile

Schiffsmasten im Nachthimmel

Die Masten der Vollschiffe ragen in den Nachthimmel.

Riesenrad auf der Haedgehalbinsel

Das Riesenrad auf der Haedgehalbinsel steht zwischen dem historischen Brückenkran und dem Schnellboot Ozelot

Kassenschild

Das wohl schönste Kassen-Leuschtschild gehört …

Fahrgeschäft bei Nacht

… zu dieser Krawallbude.

Leinen los!

Die 16. Hansesail hat begonnen. Im Stadthafen und in Warnemünde bieten sich wieder atemraubende Bilder von Masten, Wanten und Tampen. Viele Traditionssegler und Museumsschiffe machten heute schon für die ersten Tagestörns vor Warnemünde die Leinen los.

hansesail 2006 Schiffe im Stadthafen

Herausforderung für Fotografen: Die stolzen Schiffe samt ihrer hohen Masten abzulichten erfordert ungewöhnliche Perspektiven.

Am Abend, oder besser: heute Nacht gibt es eine Premiere auf der Sail. Ab 23 Uhr erklingt die Hafensinfonie. Ein extra für das Volksfest komponiertes Stück, bei dem nicht nur Blechbläser erklingen, sondern auch die Signalhörner zahlreicher Schiffe und die Glocken der Rostocker Innenstadtkirchen. Ob und wie das klingt, niemand weiß es.

Auch der NDR hat eine Bühne am Stadthafen – und dahinter steht die Technik für Hörfunk und Fernsehen.

SNGS HanseSail

Verbindung via Satellit: Die SNGs für Fernsehen (li.) und Hörfunk. SNG ist die Abkürzung für “Satellite News Gathering”. Innen können komplette TV- bzw. Radiobeiträge produziert werden. Und ja, man kann dazu auch Ü-Wagen sagen. Der Radio-Übertragungswagen hat die Nummer 23.

Ich bin noch bis zum Sonntag für den NDR-Hörfunk auf der Sail im Einsatz.

Ahoi

Mit Salutschüssen beginnt in diesen Minuten die Hanse Sail in Rostock und Warnemünde. 300 historische Segelschiffe und betagte Boote nehmen daran teil. Sie starten bis Sonntag zu kurzen Tagesfahrten auf die Ostsee, bei denen tausende Besucher mitsegeln können. An Land werden über eine Million Besucher erwartet. Schwerpunktthema des Festes an diesem Wochenende ist der 50. Gründungstag der Bundesmarine. Aus diesem Grund kommt auch deren Schulschiff, die Gorch Fock, nach Rostock. Sie ist das Flaggschiff der Hanse Sail 2006. An dem Traditionssgelertreffen nehmen 21 Windjammer wie Dreimastschoner, Toppsegelschoner und Briggs teil. Die Eröffnungszeremonie ist heute Nachmittag um 17:30 Uhr.

Web-Cam-Bilder aus dem Stadthafen

Frucht-Arrangement

Diese Bild ist ein Hinkucker! Das Motiv hängt im Cafe Paula in Rostock. Und man muss zweimal hinsehen, bis man erkennt, was es darstellt.

Buntes Gemälde im Cafe Paula

Dies ist nur ein Ausschnitt, das ganze Bild wirkt wie eine Tapete, und es zeigt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Beim ersten Blick glaubte ich, bunte Sommerfrüchte zu erkennen, Pflaumen, Äpfel, Birnen und dergleichen. Erst bei genauerem Hinsehen wurde mir klar: Da sitzen auch Frauen, und die Früchte liegen in Körben. Mir gefällt’s, auch, weil’s so bunt ist.

Müllverbrennung

Großeinsatz für die Rostocker Feuerwehr gestern Abend: Auf dem Gelände einer Recyclingfirma im Gewerbegebiet Neu Hinrichsdorf standen 500 Tonnen Plastikmüll in Flammen.

500 Tonnen Plastikmüll standen in Flammen. Es dauerte knapp drei Stunden, bis die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte.

Die Rauchsäule über dem Feuer war noch in 30 Kilometern Entfernung zu sehen und zog über das Stadtgebiet. Der Qualm war nach Angaben der Feuerwehr nicht giftig.
Weil der Kunststoff vergleichsweise leicht entzündlich war (die Ballen sollten auch als Ersatzbrennstoff in Kraftwerken dienen), dauerten die Löscharbeiten knapp drei Stunden. Immer wieder schlugen die Flammen durch, es bildeten sich neue Glutnester.
60 Feuerwehrmänner und -frauen waren im Einsatz. Sie kämpften mit bis zu 3000 Litern Wasser und Löschschaum pro Minute gegen die Flammen. Erst der Einsatz von zwei mobilen Löschkanonen konnte den Brand schließlich ersticken. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Verletzt wurde niemand.
Ich war als Reporter im Einsatz und habe für NDR1 Radio MV über die Löscharbeiten berichtet. Beeindruckend und erschreckend waren nicht nur die Intensität des Feuers und die gigantische Rauchsäule, sondern auch, dass die Flammen immer wieder aufloderten.

Was ein Specht so macht

Redaktionsalltag. Manchmal muss es einfach schnell gehen, weil die Seiten eigentlich schon belichtet sein sollten und kurz darauf die Druckplatten schon in der Rotation hängen müssen. Nun gut, manchmal ist eben einfach nicht mehr genug Zeit, um beim Schreiben nachzudenken. Legendär zum Beispiel die Lübecker Nachrichten, die dereinst über eine Krisensitzung des VfB Lübeck berichteten: Ein Fußballspieler schwarzer Hautfarbe wurde fristlos gefeuert.
Der Bericht dazu begann mit einer an sich lobenswerten szenischen Schilderung, wie lange die Tür des Verhandlungsraumes verschlossen war, kaum etwas war zu hören. Warten. Dann fliegt die Tür auf, Sitzung zu Ende, das Schicksal des Kickers ist besiegelt. Er ist sogar einer der ersten, der den Raum verlässt. Und um zu illustrieren, wie geschockt der aus Afrika stammende Sportler war, beschrieb der Sportredakteur den Gesichtsausdruck des Gefeuerten mit: "Ali ist kreidebleich". Naja.
Und gestern dann die Ostseezeitung: Die Rostocker CDU hat einen neuen Fraktionschef in der Bürgerschaft. Er heißt André Specht, ist 33, stammt aus Lübeck und will im Herbst sogar in den Landtag gewählt werden. Der Ostseezeitung sagte er, ein Ziel seiner lokalpolitischen Arbeit werde sein, der Stadt die Entscheidungsgewalt auch in finanziellen Dingen zu erhalten. Schließlich verlangt das Land 30 Millionen Euro zusätzliche Einsparungen und droht mit der Zwangsverwaltung durch die Kommunalaufsicht. Herr Specht also betont, legt Wert, fordert, verlang, strebt an, besteht auf und hält für unabdingbar. Aber was schreibt die OZ – vermutlich in aller Eile – unter das Bild des CDU-Mannes? Das: "Andre Specht pocht auf die Eigenverantwortung der Stadt."
Na, da klopfen wir mal auf Holz: Poch, poch, tock, tock.