Korrekter Deutsch-Fan

Das ist natürlich von der Sache her schön…

korrektes_deutsch
Statusmeldung bei Facebook. Screenshot: Christian Kohlhof

… in diesem Zusammenhang wirkt die automatisch erstellte Statusmeldung aus dem Kreis meiner Facebook-Kontakte allerdings unfreiwillig besonders komisch. “Ist C. voll krass Fan von der korrekte Deutsch.” Die Technik ist einfach noch nicht so weit, auch Genitiv, Dativ und andere Tretminen zu berücksichtigen.

Da fällt mir das Getränke-Bring-Mädchen in einem dieser Rostocker Kaffee-Mix-Läden ein. Die junge Dame erkundigte sich vor einigen Tagen nach unserer Bestellung, indem sie die Formulierung wählte:  “Schon gewusst, was sie trinken möchten?”

Wunderbird

Thunderbird ist das Mail-Programm meiner bevorzugten Wahl. Ich komme mit dem Ding gut klar, auch weil man einen Kalender integrieren, kann, Feeds und Newsgroups lesen kann. Es wird von der Mozilla-Foundation sozusagen ehrenamtlich betreut, wenn neben dem Vorantreiben von Firefox noch Zeit bleibt. Letzteres ist wohl auch ein Grund, warum der Versionssprung von 2 auf 3 seit mindestens eineinhalb Jahren auf sich warten lässt. Egal. Jedenfalls ist die ehrenamtliche Entwicklungsarbeit der vielen Thunderbird-Unterstützer uneingeschränkt anzuerkennen. So gibt es ja seit langem auch schon eine deutsche Rechtschreibkontrolle in Form einer Erweiterung… aber hätte man diesem schlauen Wörterbuch, das auf Wunsch jedes Wort gleich schon beim Tippen checkt, nicht wenigstens auch schon standardmäßig beibringen können, wie das segensreiche Programm heißt, in das es integriert wurde?

Fenster der Rechtschreibprüfung thunderbirdwunderbild
Thunderbird ist sich nicht ganz sicher

Miese Bewertungen

Eine Glosse über misslungene Produktbewertungen durch Amazon-Kunden

Inhalt, den die Nutzer zu Internetseiten hinzufügen – das ist ein wesentlicher Aspekt von moderner Web-Seiten-Gestaltung. Hier auf kohlhof.de klappt das ja auch in vorbildlicher Weise, wenn die Leser Artikel kommentieren.
Ganz groß in Sachen User-Generated-Content sind ja auch die vielen Shops, die ihre Kunden dazu auffordern, Produktbilder hochzuladen, Waren zu bewerten und sogar die Bewertungen selbst auch noch mal zu bewerten und zu kommentieren. Ganz viel Interaktion also – und sicherlich auch eine große Hilfe beim Stöbern und Online-Shoppen. Wer kauft schon gern ein Teigrührgerät, wenn 17 Nutzer gerade mal einen von fünf möglichen Sternen dafür vergeben haben. Allerdings sollte der Kaufinteressierte sich die Texte unter den Bewertungen noch mal genau ansehen und dann noch mal entscheiden, ob die ans Produkt gelegten Maßstäbe der anderen Käufer auch den eigenen Wertvorstellungen entsprechen.
Denn was soll man denn bitte von Rezensionen halten, die mit Worten wie diesen beginnen: “Die Lieferung kam wie immer pünktlich. Nach drei Tagen war das Paket da. Es war nicht beschädigt.” Selbstverständlich folgt nun auch noch eine ellenlange Analyse des erstandenen Gutes – aber was bitte hat die Lieferung mit der Qualität der Ware zu tun? Ob das Buch spannend zu lesen ist, ob die Firmware im MP3-Player einen Bug hat oder ob das Handbuch der sündhaft teuren Heimkinoanlage nur in koreanischen Schriftzeichen vorliegt, hat doch mit dem Transport eines Pakets original gar nichts zu tun und wird dadurch in keiner Weise beeinflusst. Oder was passiert in den Paketzentren und während der rasenden Fahrt im Postauto?
Was wird künftig noch in Rezensionen einfließen? Das etwa: “Mein neuer Universalbenutzer ist da. Und was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Der Zusteller war wie immer freundlich, er hatte diesmal auch keine Essenreste im Bart. Außerdem muss ich noch sagen, dass das Anschriften-Etikett ausreichend lesbar bedruckt wurde. Sehr schön auch, dass das Graubraun des Kartons so gut zu den anderen Kisten in meinem Keller passt. Ach ja: Das Produkt: Gefällt mir total gut: Die Videos, die ich mag, sehen darauf besonders gut aus – und meine Lieblingsmusik klingt auch von den tiefgründigen Texten her besonders gut. Außerdem kann man damit wunderbar meinen Lieblingskuchen backen: Himbeeren schmecken damit echt himbeerig. 5 von 5 Sternen.”?
Echt gut, dieses Internet!
Bewertungen dieses Artikels bitte in gewohnter Weise hier unten rein: Vielen Dank! ;-)

Unter anderem anderen

Wir haben debattiert, Kollegen gefragt, Argumente ausgetauscht und uns angeschrien. Es hat alles nichts genützt. Es stand Aussage gegen Aussage. Ein kleiner Einblick in die Redaktionsarbeit:

Für einen Veranstaltungshinweis hatte ein Kollege in etwa Folgendes formuliert: “Das wird ein abwechslungsreicher Abend. Unter anderen mit Hans Schnickenfittich.” Es war dieses n, das die kollegiale Debatte über mehrere Hierarchie-Ebenen hinweg auslöste. „Unter anderem anderen“ weiterlesen

Ernst nehmen und machen

Zu vergleichsweise früher Stunde sagte man mir heute von höherer Stelle: “Nimm doch nicht immer alles so ernst!” Nun war mir gar nicht bewusst, dass ich immer alles ernst nehme – und das machte die Sache nicht einfacher. Was sollte ich denn nun mit diesem gut gemeinten Hinweis anfangen? Ernst nehmen und damit Ernst machen und den Ratschlag ernsthaft ignorieren? Oder nicht ernst nehmen und weiter alles ernst nehmen? ImErnst: Ich weiß noch keine Lösung.

Ich habe Ernst erstmal im Duden nachgeschlagen, wann man das groß und wann man das klein schreibt. Aber das war vermutlich nicht Sinn der Botschaft.

Zeitrechnung

Das zwanzigste Jahr nach der Wende ist mein zehntes Jahr im Osten des wiedervereinigten Deutschlands. Ich kann wirklich sagen, dass ich als gelernter Wessi seit langer Zeit hier gut zurechtkomme, man hat mich wohlwollend aufgenommen und man bekommt von hier aus einen interessanten, hilfreichen Blickwinkel auf den Alltag und den Rest der Republik – es gibt da allerdings etwas, an das ich mich nicht gewöhnen kann. Es geht um Uhrzeiten. Die Tatsache, dass es 13:15 Uhr ist, nehme ich klaglos hin, dass man hierzulande allerdings “viertel Zwei” sagt, wenn man “Viertel nach Eins” meint, macht mich fertig. Denn “Viertel Zwei” ist ja nicht “Viertel vor Zwei”, letzteres ist nach ostdeutscher Logik vielmehr “Dreiviertel Zwei”. Ganz im Ernst: Hier gehen die Uhren anders.

Man hat schon mehrfach versucht, mir das auf liebevolle, manchmal auch ungeduldige Weise zu erklären: So wie 13:30 Uhr eben halb Zwei ist, also 50 Prozent von zwei Uhr, ist 13:15 Uhr eben ein Viertel zwei – also 25 Prozent der zweiten Stunde am Nachmittag sind dann schon vergangen. Ich nehme diese Erläuterungen so hin und habe inzwischen auch verstanden, wie die Zeitrechnung hier funktioniert. Sogar in einigen südwestdeutschen Landstrichen wird das Uhrablesen nach dieser Methode praktiziert. Aber auch auf die Gefahr hin, hier im Nordosten als chronometrischer Legastheniker und gleichzeitig zeitloser Besserwessi zu gelten, fragte ich neulich, was denn mit 13:10 Uhr sei, also zehn nach Eins: “Ist das dann ein Sechstel Zwei?” Misstrauische Blicke. “Und 13:20 wäre dann… zwei Sechstel, nein, halt: ein Drittel Zwei. Stimmts?” Mitleidige Blicke gegenüber. “Und 13:48… das wäre demnach dann vier Fünftel Zwei, ja?”

Also, das sei ja nun ausgemachter Blödsinn. Wer sich denn so etwas Unpraktisches ausdenken würde… so etwas Seltsames habe man ja noch nie … also, da könne ja jeder …  wer solle da denn noch … also weißte, also nee! Die Debatte brandete auf. Ich musste die Runde leider verlassen. Um Voll Zwei hatte ich bereits den nächsten Termin.

Pohpupps

Im blog der tagesschau-Redaktion gibt es testweise ein neues Feauture. Man kann sich die Beiträge nun auch vorlesen lassen. Das erledigt eine weibliche Computertsimme mit erstaunlich guter Betonung, Akzentuierung und Aussprache. Nur beim Posting, das diese Funktion vorstellt, sind dann doch ein paar kleine Wörter drin, die die Dame überrascht haben. Sie hat versucht, das Beste draus zu machen…

Besetzt

Hinweis in der Zeitung auf eine neue Hotline zur Patientenberatung: “Die neue Nummer ist wochentags von 10 bis 18 Uhr besetzt.” – Dann sollte lieber früher oder später anrufen. Oder wie?

Weihnachts-Rückblick

Hier die wesentlichen Fakten aus drei Tagen unterm Weihnachtsbaum in Lübeck:

Lübeck-Premiere der Buddenbrooks am ersten Weihnachtstag: Filmpalast Stadthalle kurz vor Filmgebinn

Aussterbende Fehlkonstruktion: Zu den Geschenken in diesem Jahr zählt unter anderem ein Plattenspieler, mit dem man die alten Scheiben in MP3-Dateien verwandeln kann. Schöne Idee, leider ist das in diesem Fall verschenkte Produkt eine Fehlkonstruktion: Viele Platten, die auf dem guten, 20 Jahre alten Spieler problemlos durchlaufen, scheitern auf dem modernen LP-MP3-Wandler. Die Nadel…. die Nadel, also, äh. Ja, was macht die Nadel eigentlich, wie war noch mal was Wort, wenn der Schallplattenspieler nicht vorankommt und immer wieder dieselbe Ste…nkommt und immer wieder dieselbe Ste…nkommt und immer wieder dieselbe Ste…nkommt und immer wieder dieselbe Ste…SCRATCH… Stelle abspielt? „Weihnachts-Rückblick“ weiterlesen