Wikipedieren

Das nächste Wort aus der flüchtigen Welt des Internet, das den Weg in die Alltagssprache finden könnte: Wikipedieren. Wenn man seine Nachbarn gegoogelt hat und dabei herausgefunden hat, welchen Absonderlichkeiten diese sich zuweilen hinzugeben pflegen (und man gar nicht genauweiß, was das eigentlich ist), dann schlägt man das ab sofort nicht mehr profan nach oder “schaut im Internet nach”. Nein, man wikipediert. Man fragt die freie Enzyklopädie.

Heute zum ertsen Mal gehört. Wort des Tages. Aber unheimlich.

Advents-Stanzen

Nun öffnen also die Weihnachtsmärkte. Mal sehen, wie oft man in diesem Jahr in den Zeitungen lesen kann und muss, dass überall der “Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein” über die Buden weht. So ein Blödsinn. In den seltensten Fällen ist ein Jahrmarkt zur Adventszeit komplett in ein Aroma aus Mandeln und heißem Wein mit Gewürzen getaucht. Die Formulierung ist nur eine dieser Stanzen, mit denen die Atmosphäre auf Adventsmärkten möglichst gemütlich beschrieben werden soll. Die “leuchtenden Kinderaugen” entstammen derselben Kategorie.

Was den Duft angeht, so ist doch beim Drängeln zwischen den Buden auch nicht mehr zu riechen als bei einem Spaziergang an derselben Stelle eine Woche vor Beginn des Adeventsmarktes. Und wenn es dann doch mal nach etwas riecht – was unter freiem Himmel vor allem bei Windtsille wahrzunehmen sein dürfte – , dann ist das auch nicht zwangsläufig ein zarter Hauch. Formulierungen wie diese vom Weihnachtsmarkt-Duft gehören ins Museum in die Abteilung “Formulierungen, die einmal oder noch nie gut waren”. Dort stehen sie dann zwischen Exponaten wie “Für das leibliche Wohl ist gesorgt”, “Süßer die Kassen nie klingeln”, “Alle Jahre wieder…” und “wie es weiter geht, bleibt abzuwarten”. Darunter dann ein Schild: “Diese Formulierunegn waren zuletzt zum Ende des 20. Jahrhunderts als allgemein gut und witzig anerkannt.”

EDIT: Der Warnowkurier lässt es schon mal duften: “In den vier Adventswochen duftet es vom Donnerstag , 27. November, bis 22. Dezember vom Rostocker Neuen Markt bis zum Kröpeliner Tor nach regionalen und exotischen Spezialitäten”. Ist es nicht schön?

Doppelschneckenextruder

Gestern auf einer Konferenz gehört und eines der wenigen Fachwörter, mit denen ich wenigstens ein bisschen anfangen kann: Doppelschneckenextruder, ein Ding, was in der Kunststoffproduktion jede Menge Arbeit erleichtet. Aber fragen Sie mich bloß nicht, wie. Ich finde nur das Wort an sich schön.

Irgendwie unästhetisch

Diese Zeitunsganzeige wird wohl bald auch im Hohlspiegel* zu finden sein.

Ästhetisches Kontaktgesuch
Kontaktanzeige aus dem Zeit-Magazin

Nun weiß man in dieser werbeüberfluteten Welt heutzutage ja manchmal gar nicht, ob dieser Wahnsinn vielleicht Methode haben könnte: “Wir machen das jetzt mal besonders doof/falsch/schlecht/langweilig, damit die Klugscheißer in ihren Blogs was zum Plaudern haben…” So wie diese Müsli-Werbungen im Radio, die der Chef persönlich im Keller aufnimmt (übrigens auch für den Markt in Übersee).

* Der Link auf den Hohlspiegel zeigt nur eine vor-vorletzte Seite des Spiegel von 2005. Aktuell scheints das nicht zu geben, aber immerhin ist dort ein Klassiker aus den Ostfriesischen Nachrichten zu finden:

Offener Hosenladen
Anzeige aus den Ostfriesischen Nachrichten

Das hat wahrscheinlich auch der Chef selbst formuliert. Und schon stellt sich wieder die Frage, was Anzeigenabteilungsmitarbeiter empfinden, wenn jemand Anzeigen wie diese hier oder auch diese aufgibt…

Katzenfernhaltepumpspray

Neu in meiner digitalen Sammlung zusammengesetzter Wörter: Katzenfernhaltepumpspray. Eine Art Pfefferspray für Katzenhalter, denen die Lebensdauer ihrer Tapeten und Möbel besonders wichtig ist. Gerade habe ich ein kleines Fläschen mit Sprühaufsatz im Regal bei einem Kollegen entdeckt. Seit er am vergangenen Wochenende die von zwei Stubentigern instinktiv zerfetzten Wandverkleidungen neu gestaltet hat, hofft er auf die Wirkung des Wundermittels.

“Wirkt stark abweisend auf Katzennasen” verspricht der Hersteller auf seiner Internetseite in der Rubrik “Fernhalteprodukte”. Ein Biozid, über dessen Inhaltsstoffe es keine genaueren Angaben gibt. Das Aroma des Pumpsprays changiert irgendwo zwischen Mundgeruch und lange nicht geleertem Komposteimer. Der Effekt ist verblüffend: Tatsächlich lassen die Katzen bislang die Krallen von den Rauhfasertapeten. Allerdings erleidet auch die Lebensqualität der Zweibeiner gewisse Abstriche, bis der stärkste Duft verflogen ist. Aber niedlich sind Katzen ja schon… is klar.

Weitere Wörter aus meiner Sammlung: Seegrasgeisterpfeifenfisch und Eierschalensollbruchstellenverursacher.

Coole Wolken

Gerade eben in der neuen c’t gelesen und gleich mal ausprobiert:
Coole Tag-Wolke, die mit wordle.net den Lettland-Text darstellt

Der Lettland-Reisebericht graphisch aufbereitet als Textwolke – wordle.net macht das möglich.

Die Internetseite wordle.net verwandelt jeden Text und jede Internetseite, die einen RSS-Feed bietet, in die fürs Web 2.0 so beliebten Textwolken. Auch hier bei kohlhof.de gibt es ja diese Listen mit unterschiedlich großen Schlagwörtern. Je größer die Schrift, um so mehr Texte gibt es zu dem Thema.

„Coole Wolken“ weiterlesen

Mannomann!

Texte deutschsprachiger Popmusik lassen unbedarfte Zuhörer zuweilen verzweifelt mit den Augen rollen. Grundsätzlichh ist an deutscher Dichtkunst im musikalischen Bereich ja nichts auszusetzen. Es gibt schließlich viele herausragende Beispiele für tolle Texte.
Dies hier soll kein Schlager-Bashing sein (weil jeder die Musik hören soll, die ihm gefällt. Es gibt wohl bei Musikdebatten nichts Überheblicheres, als sich über die akustischen Vorlieben anderer lustig zu machen und gleichzeitig zu behaupten, dass man selbst die personifizierte Definition für guten Musikgeschmack sei).
Nun habe ich aber heute wieder ein Lied von Roland Kaiser anhören dürfen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es beim Texten schnell gehen musste. Vor allem waren wohl die Silben knapp, so dass schnell noch hier und da ein paar hinzugefügt wurden (“Morgen muss die Platte gepresst werden, mach watt!”)
“Sie ließe sich so gerne fallen” singt Kaiser. Es geht um eine Dame, die mit einem Fremden die Urlaubs-Nacht durchtanzt und auch zu mehr bereit wäre, während ihr Gatte im Hotel nebenan selig schlummert.
“Ließe” ist schon recht gedehnt, ist aber auch im Vergleich zu “ließ” noch hinnehmbar – und gegenüber “Sie würde sich so gerne fallen lassen” eindeutig die knappere, wenn auch ungewöhnlichere Umschreibung.

Aber dann. Der Typ, den sie trifft, das ist nicht nur ein Tänzer und auch nicht nur ein Mann, nein, nein. Es ist ein, Achtung, Tänzer-Mann! (Dittsche Modus An) Ein reiner Tänzer-Mann, jetzt mal so nä? N reiner Tänzer-Mann!(Dittsche-Modus Aus). Da hat der Texter-Mann aber keinen guten Tag gehabt, als er für den Sänger-Mann dieses Silben-Wort erfand-ersann.

Aber vielleicht ist das ja die Erklärung: Der Texter-Mann dieser aufregenden Zeilen selbst hat einen – hüstel – ähnlich klingenden Namen: “Neumi” Neumann.

Punze

Mein Wort des Tages: Punze. Die wurden nämlich bei Philips vergrößert, ohne dass es jemand gemerkt hat. Nun ist es also passiert – und ich kenne einen neuen Fachbegriff aus der wunderbaren Welt der Typographie.

Falsh geshrieben

Kirsche ohne C auf einem Werbeschild

Ohne Worte… bzw.: Ohne C. Auf der anderen Seite dieses Werbeschildes in Kühlungsborn war das Obst richtig geschrieben. Aber bitte, wir wollen die Kirshe im Dorf lassen, schließlich heißt das angepriesene leuchtend rot-blaue Getränk ja auch Slush…