Das Bernsteintrauma – und wie es heute endete

Zum allerersten Mal in meinem Leben habe ich heute Bernstein gefunden, am Strand, ganz allein. Und das kam so.

Bernstein am Strand von Prerow. Fürs Foto wie zufällig arrangiert.

Der Strand von Prerow ist an einem sonnigen Januar-Sonnabend ein angenehmer Ort. Alles wirkt irgendwie so gelassen – und zuversichtlich. Ein paar Spaziergänger lustwandeln an der Brandungskante entlang, einige springen zuweilen quiekend landeinwärts, wenn eine Ostseewelle mal neugierig an ihren Gummistiefeln schnuppern will. Möwen dümpeln dösend in sicherer Entfernung zum Ufer, als würde sie die sachte Dünung in den Mittagsschlaf schaukeln. Das Dünengras hat im Winterwind der vergangenen Stunden Halbkreise in den feinen Sand gestreichelt. Im warmen Licht der Wintersonne sieht das dann aus wie eine Sonnenuhr.

Dünen-Sonnen-Uhr

In dieser Atmosphäre spaziert man dann also am Strand entlang, direkt am Wasser, wo unter den schweren Sohlen der Winterstiefel bei jedem Schritt Muschelhaufen knrischend bersten. Die Ostsee hat in den vergangenen windigen Tagen jede Menge Seetang an den Strand geworfen, Treibholz dazwischen. Der Wind selbst hat den kalten Sand glattgeschliffen. Fußspuren verschwinden, als würden sie ausradiert. Wenn Möwen nicht gerade dösend dümpeln, pulen sie mit ihren Schnäbeln lustlos in den müffelnden Tang-Häufchen herum – so wie Hotelgäste am Frühstücksbüffet, wenn sie nicht wissen, welche der sieben Sorten Leberwurst sie sich nun auf ihren Teller laden sollen.

Dümpelnde Möwe.

Während man dann also dort so entlang schlendert, gesenkten Hauptes seinen Gedanken nachhängt, sich an der Sonne erfreut und gerade noch so überlegt, dass der kleine, weiße Hund, der einem eben mit der plaudernden Familie entgegen gekommen war, bestimmt der Idefix-Darsteller aus Asterix-Filmen gewesen sein muss…. dann blinkt etwas zwischen Muscheltrümmern, Tangfetzen und Treibohlzsplittern – direkt vor der Schuhspitze. Ein kleiner gelbbrauner Klumpen.

Jahrzehnte voller Enttäuschungen, was vermeintliche Bernsteinfunde angeht, liegen hinter mir. Wie oft habe ich mich schon nach irgendwelchen gelblichen, weißen, beigen, braunen Brocken gebückt in der frohen Erwartung, jetzt endlich auch mal Glück gehabt zu haben. Genau so oft habe ich wenig später diese Fundstücke wieder fallen lassen. Sobald der letzte Tropfen Ostseewasser von der schimmernden Oberfläche verdunstet war, stellte sich stets heraus: Das ist ein ganz normales Steinchen oder einfach nur ein Stück glattgespültes Flaschenglas. Man stumpft dann ja ab, empfindet es irgendwann als würdelos, sich auch nur noch ein einziges Mal nach diesen Dingern bücken zu müssen. Ich überwand also meine Abscheu, schluckte meinen Stolz herunter, griff nach dem Steinchen, wog es in meinen Pranken, stubbte mit dem Daumen Sandkörner ab und war mir nicht sicher. Die Kanten fühlten sich scharf an, aber das Ding war auch so leicht. Erst da merkte ich, wo ich hineingeraten war.

Ein paar Meter voraus hatte die Ostsee einen besonders beachtlichen Haufen Tang angespült. Und dort stakten keine Möwen herum, sondern vier Gestalten in dunkelgrünen Öljacken und schwarzen Gummistiefeln. So wateten sie durch Tang und Wasserlachen und schwangen Harken. Bersteinsucher. Experten. Auskenner. Und von diesen vier habe ich es sozusagen wörtlich: “Joa, das is einer.” Also Bernstein. Jahrzehnte der Schmach fielen von mir ab.

Ich bin sozusagen von meinem Bernsteintrauma geheilt und ahne jetzt schon, dass es eine gewisse Regelmäßigkeit mit meinem Bernsteinglück gibt. Darum kann ich jetzt schon absehen, wann ich den nächsten Bernsteinfund vermelden kann: So etwa im Jahr 2047.

Prerow ist ein Ostseebad auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, östlich von Rostock. Von der Seebrücke aus kann man unter anderem westwärts am Strand entlang laufen. Nach mehreren Kilometern beginnt die Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Am Nothafen Darßer Ort endet der Strandabschnitt, weiter im Landesinneren gibt es weitere Wege.

Tipps zur Bernsteinsuche gibt es unter anderem auf der Internetseite eines großen Rundfunkanbieters im Norden Deutschlands. Dort steht auch, was passiert, wenn man Phosphor mit Bernstein verwechselt. Schön ist das dann jedenfalls nicht.

Wotsefagg?!

Geduld, Verständnis, Nachsicht – das sind Dinge, die mir bei der Bewältigung des trüben Alltags nicht fremd sind. Aber wenn ich diesen matschigen Morgengruß zur Kenntnis nehmen muss:

<HASSKNECHTTONFALL>Hört denn diese Sch**** niemals auf???</HASSKNECHTTONFALL>

Mütze

Wem gehört wohl diese Mütze? Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Tasche, an deren Seite die Kopfbedeckung steckt, meine Fototasche ist. Aber wem der Sonnenhut gehört – keine Ahnung.

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Mir ist das dunkelblaue Ding erst heute aufgefallen. Ich weiß also nicht einmal, wann es jemand im Seitenfach deponiert hat.
Das kann man über die Mütze sagen: Sie ist eher ein Mützchen, Größe 86/98. Sie wird wohl Dreijährigen ganz gut passen, die Farbe lässt darauf schließen, dass es ein Dreijähriger ist, der auf den Hut verzichten muss. Möglicherweise ist der Unbedeckte inzwischen auch schon dabei, den Mofaführerschein zu machen. Wie gesagt, ich weiß ja nicht, seit wann… Sie verstehen.
Dabei gibt es doch auf der Innenseite extra einen Stofffetzen, auf dem Muttis und Vatis den Namen des Besitzers vermerken können – zum Beispiel um Zoff im Kindergarten zu verhindern, Streit mit anderen Eltern um Hut-Eigentumsverhältnisse oder eben Situationen wie meine jetzige.
Ich kenne ein paar dufte Dreijährige, allesamt super Typen. Aber soll ich die jetzt alle abtelefonieren? Die sind ja auch dauernd unterwegs.
Falls also aus dem näheren Umfeld jemand jemanden kennt, der eine dunkelblaue Mütze vermisst, bin ich für einen entsprechenden Hinweis dankbar.

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Fußball-Diskussion

Gerade eben das erste Frühstück mit dem Besucher, dem Visitor. Er hat gestern Abend sein allererstes Fußballspiel gesehen. Im Fernsehen. Er war höflich interessiert, hat aber auch gefragt, warum so eine Fußballpartie denn so elendig lange dauert. Sehr gute Frage. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass das nur jemand beantworten kann, der sich für diesen Sport begeistern kann.

Im Regionalexpress nicht auffallen

Sie merken es beim Studieren dieser Zeilen möglicherweise nicht sofort, aber ich tippe diesen Text bei einer Geschwindigkeit von gut und gern 100 Kilometern in der Stunde. Dieser Eintrag entsteht also während einer wilden Fahrt durch die norddeutsche Nacht. Man muss das jetzt wohl so machen – jedenfalls hat hier oben im RegionalExpress eigentlich jeder einen von diesen Leuchtkästen, von diesen Streichelhandys in der Hand – da hinten sitzt sogar einer und telefoniert mit dem Ding… absolut verrückt.
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The Sixt sense

Man kann mit der Autovermietung telefonieren… nützt aber manchmal gar nichts.

Und dann waren da noch diese Spaßvögel von der Autovermietung. Der Automobilclub hatte mich an sie verwiesen, eben weil es nötig war. Ort der Handlung. Der Gehweg vor der Autovermietungsfiliale in Rostock Lütten-Klein, später auch der Innenraum. Im Gebäude der Autovermietung befindet sich auch deren Callcenter. Der Anlass für meinen Besuch: kürzlich erwähnte Panne mit anschließendem Werkstattbesuch und die daraus resultierende Notwendigkeit einen Mietwagen zu nutzen. Der Hintergrund: Der ADAC bestellt den Wagen und kündigt an, dass in einer Viertelstunde die Filiale von Sixt anrufen wird, um mit mir alles weitere zu besprechen.

Die Viertelstunde war genau rum, da klingelte auch schon das Handy…

Telefon: „Guten Morgen, Herr Kohlhof. Mein Name ist Frau Schmerg* von der Autovermietung. Unsere nächste Filiale in Ihrer Nähe ist die am Rostocker Hauptbahnhof.“

Ich: „Nein, nein. Ich stehe ja gerade in Lütten-Klein bei Ihnen sozusagen vor der Tür.“

Telefon: „Ach so?! Hihi, na dann schicke ich den Kollegen die Unterlagen gleich mal runter.“

Ich: „Vielen Dank, schönen Tag noch!“

Telefon: „Ihnen auch. Tschüß!“ – Klick – Klingeling, klingeling – „Morgen, Herr Kohlhof. Ich bin Herr Schlönz* von der Autovermietung. Sie brauchen einen Wagen? Wir haben einen für Sie in unserer Filiale am Hauptbahnhof.“

Ich: „Ach ja? Aber eben gerade hat doch schon Frau Schmerg angerufen. Und ich habe ihr gesagt, dass ich ja nun in Lütten-Klein bin und gerne hier ein Auto abholen möchte…?!?!“

Telefon: „Ach so?! Hihi, na kein Problem. Dann schicke ich den Kollegen die Unterlagen gleich mal runter.“

Ich: „Vielen Dank, schönen Tag noch!“

Telefon: „Ihnen auch. Tschüß!“ – Klick

Ich (durch die Schwingtür zum Tresen im Sixt-Büro schreitend): „Guten Morgen!“

Frau am Service-Tresen: „Guten Morgen!“

Ich: „Der ADAC hat einen Wagen für mich reserviert. Und den möchte ich jetzt gern abholen.“

Frau am Service-Tresen: „Sehr gern. Ihr Name?“

Ich: „Kohlhof“

Frau am Service-Tresen (tippt und klickt): „Da… äh… kann ich …. Nichts… also wie ist Ihr Name?“

Ich: „Kohl und hof – in einem Wort“

Frau am Service-Tresen: „Tja, da habe ich hier gar nichts….“

Ich: „Das Gemüse und der Hof….“

Frau am Service-Tresen: „Ich schauen noch mal auf anderem Wege…“

Ich: (geduldig abwartend, milde lächelnd)

Frau am Service-Tresen: „Ach, Ihr Wagen steht am Hauptbahnhof!“

Ich (mit kurzzeitig entgleisten Gesichtszügen): „Im Ernst?“

Frau am Service-Tresen: „Aber kein Problem, ich buche das um!“

Ich: „Na gut. Wo soll ich denn morgen den Wagen wieder abgeben?“

Frau am Service-Tresen: „Wenn Sie wollen können Sie ihn wieder hierher bringen.“

Ich: „Alles klar, also zum Hauptbahnhof…“

* = Name geändert

Minus 103 Euro

Total clever: Auf dem Weg zur Arbeit noch schnell einen kleinen Umweg machen, um bei der preiswerten Tanke noch schnell den Tank wieder aufzufüllen. Ersparnis bei dieser halben Tankfüllung im Vergleich zu den Wegelagerern an der Hauptstraße: 2,90 Euro.

Total beschissen: Auf dem Weg zur Tanke in dieses verdammte Schlagloch reinzurasseln, um sich dann wenig später in der Werkstatt für 105,90 Euro den Unterbodenschutz erneuern zu lassen.

Ersparnis: Minus 103,00 Euro.

Punktabzug für Schwerin