Zwischenbilanz

Ich weiß gar nicht, warum plötzlich alle von einem angeblich so sensationellen Auftakt der Fußball-WM reden (also, was das Spielerische mancher Mannschaften angeht). Und was das Gerede soll mit dem aus deutscher Sicht so guten Einstand im Turnier. Beim redaktionsinternen Tipp-Spiel habe ich nach drei Tagen immer noch keinen einzigen Punkt erzielt. Man höhnt mir deshalb am Telefon entgegen: “Willst Du Kohlhof oben seh’n, musst Du die Tabelle dreh’n”. Auf dem Flur musste ich mich geradezu beschimpfen lassen: “Was hast Du denn für einen Quatsch getippt, ey?!”

Nun ja, wenn ich geahnt hätte, was die Engländer für einen Torwart aufstellen, wie wenig Lust die Franzosen haben, wie seltsam die Griechen auftreten, was die Südkoreaner können und was für schlechte Tage die Australier haben können (und was für gute Tage die deutsche Nationalelf), wenn ich also nur einen Hauch Ahnung von Fußball hätte, dann, ja dann hätte es sich vielleicht gelohnt, mit zehn Euro Wetteinsatz den großen Reichtum anzustreben. Aber so… ich weiß auch nicht. Und dann habe ich auch noch getippt, dass Spanien Weltmeister wird…

Also wirklich, ein Auftakt nach Maß sieht wirklich anders aus…

Mahlzeit

Also, wenn man einfach nur mal Mittag machen will, also essen, aber man nennt das ja gern mal sprachlich verwahrlosend “Machen” …. Wenn man also Mittag zu sich nehmen will, dann wird man manchmal mit vollkommen unvorhersehbaren Ereignissen konfrontiert. So ist es uns heute passiert. Ich habe das nach der Mittagspause nebenan beim Kollegen Ralf Markert verarbeitet.

Nummer 7 lebt

Windows 7 und ich – wie ich mich mit einem neuen Betriebssystem anzufreunden versuche – nach einem holperigen Start.

Wohlan, die digitale Abstinenz hat ein Ende. Nachdem sich nun also auch der Frachtflugverkehr zwischen Asien und Europa Ende vergangener Woche normalisiert hat, wurde wenig später tatsächlich das neue Laptop geliefert – nun kann ich also auch wieder ohne störende Karos erkennen, was mir “das Internet” gerade so anzeigt. Bei dieser Gelegenheit habe ich festgestellt, dass dies bereits der siebente Computer ist, den ich mein Eigen nenne.

Mit einem schicken Atari 1040 STFM samt Monochrom-Monitor fing alles an, es folgte 1994 ein 486er-PC aus der Lübecker Escom-Filiale. Er hat ein paar Jahre später mal ein neues Motherboard, einen neuen Prozessor und eine neue Grafikkarte bekommen (übrigens die ersten Bauteile, die ich im Internet geordert habe). Mit Windows 95 gings durchs Grundstudium, später ebenfalls begleitet von einem 13-Zoll-Notebook vom Elektrogroßmarkt. 2003 hat ein Medion-PC den selbst zusammengeschraubten Rechner am Schreibtisch ersetzt, 2004 kam ein Acer Travelmate dazu, der mir besonders bei der Magisterarbeit in diversen Bibiotheken und als Audioworkstation bei zahlreichen Reportereinsätzen klaglos diente. Ein kleiner Nettop-PC brachte später das Internet auf den Fernseher, ist inzwischen aber im Westen und hilft beim Digitalisieren von tausenden Familien-Dias…

Nun also MoDell Nummer 7 mit Windows 7. Eine neue Betriebssystem-Generation, bei der doch einiges ungewohnt ist im Vergleich zum etablierten und antrainierten Windows-XP. Das erste Kennenlernen mit Nummer 7 war wenig erfreulich, inzwischen haben wir uns aber angenährt. Jedenfalls hat mich das zu dieser kleinen Serie inspiriert, mal sehen wie lange sie dauert. „Nummer 7 lebt“ weiterlesen

Tauben-Fütter-Guerilla

Vielleicht war sie etwas unvorsichtig, vielleicht wollte sie entdeckt werden. Jedenfalls habe ich heute Nachmittag eine Untergrundkämpferin mitten in Rostock gesehen. Sie schien sich ihres frevelhaften Tuns genau bewusst zu sein – und hat trotzdem eiskalt … Tauben gefüttert.

Sie tut so, als ob sie schlendert. In ihrer bronzefarbenen Steppjacke, der beigen Hose, die Augen hinter einer großen dunklen Sonnebrille verborgen, die kastanienbraun gefärbten Haare unter einem eierschalen-weißen Hut verborgen. Alles Ton in Ton. Damen wie sie lustwandeln üblicherweise an der Promenade in Warnemünde… aber da gibts ja keine Tauben.

Deshalb spaziert sie heute nun also über den Rostocker Universitätsplatz, laviert sich zwischen den vielen anderen Spaziergängern und Shoppern hindurch, macht ein unbeteiligtes Gesicht und lässt ihre Hand wie zufällig in der quer umgehängten beigen Handtasche ruhen. Hier ist Gewusel und Hektik, Straßenmusikanten musizieren, Touristen flanieren. … Dann plötzlich zuckt die rechte Hand hervor und lässt ein, zwei Meter entfernt Brotkrumen aufs Plfaster purzeln. Noch während die Krümel in einer flachen Kurve zu Boden rieseln, hat sie sich schon geschwind auf dem Absatz umgedreht, geht langsam Schritt für Schritt in die entgegengesetzte Richtung und tut so, als habe sie all das, was nun hinter ihr passiert, gar nicht bemerkt. „Tauben-Fütter-Guerilla“ weiterlesen

Digitaler Kassenpatient

Hallo? Können Sie das hier ekennen? Wie schön. Ich kann das nämlich nicht. Seit geraumer Zeit hat die Grafikkarte meines Laptops eine Macke. Alles auf dem Bildschirm ist deshalb hinter einem bunten Mosaik verborgen. So in etwa:

Dsplayfehler

Aber für Abwechslung ist gesorgt, die bunten Kästchen verändern in ebenso schneller wie zufälliger Abfolge ihre Anordnung – stellen Sie sich ein Kaleidoskop vor, durch das Sie blicken müssen, um Zeitung zu lesen.

Sie finden, dass das schrecklich ist, eine Zumutung sowie bewundernswert, wie ich das ertrage? Ich ertrage es ja gar nicht, ich erdulde es einfach nur. Warum nur? Weil der neue Rechner noch nicht da ist. Es scheint ein ganz spezielles MoDell zu sein, das ich mir da Ende März zusammengestellt habe – und das nun laut Hersteller-Internetseite “am oder vor dem 4. 5. 2010” zugestellt werden wird. Da verbringt man also Wochen damit, den bestmöglichen Computer zu finden – und wenn die Suche dann endlich ein Ende hat, sitzt man wie ein Kassenpatient im digitalen Wartezimmer.

Die Verzweiflung hat natürlich Nebenwirkungen: So ist es derzeit nicht besonders leicht zu bloggen. Zwar sind Tippfehler auf kohlhof.de Feature und keine Bugs, aber man möchte doch beim Schreiben wenigstens erahnen können, ob man den Text ins Artikelfeld hackt oder doch aus Versehen in die Tags-Liste. Aktuell ist der Text, den Sie hier gerade lesen, auf meinem Laptopmonitor hinter einem goldgelben Gitter verborgen.

Weil diese Störmuster auf einen Fehler im Grafikkartenspeicher hindeuten, gibt es auch keinen vernünftigen Weg, dieses Hardwareproblem zu beheben. Natürlich kann man seine Altervorsorge opfern und einen neuen Onboard-Chip in ein sechs Jahre altes Notebook einbauen lassen. Dann würde allerdings am nächsten Tag garantiert die Festplatte dampfend den Geist aufgeben.

Inzwischen hatte ich schon die verrückte Idee, die 64 MB Grafik-Ram irgendwie abzuschalten und meine ATI-Grafikkarte ein bisschen was vom Hauptspeicher nutzen zu lassen. Keine Ahnung, ob das funktioniert oder überhaupt möglich ist. Ich habe dazu jedenfalls weder im Treiber, noch in den XP-Systemeinstellngen, noch im BIOS geschweige denn mit Hilfe von Onkel Google irgendetwas dazu gefunden.

Nun denn: noch 22 Tage bis zur Auslieferung- bis dahin bin ich wohl ausgeliefert und habe genug Zeit, mich von meinem alten Laptop zu verabschieden.

Tel?

telc
Ein kurzer Ausflug nach Tschechien brachte viele neue Erkenntnisse: Unter anderem, dass auch anderswo derzeit viel Schnee liegt - und dass in Telc im Süden des Landes die Fassaden am Markt besonders bunt und die Brunnenfiguren im Winter in Plastikfolie eingeschlagen sind. Foto: Christian Kohlhof

Prominente Erlebnisse

Wenn einem der Bundespräsident auf dem Weg zum WC begegnet – und ein Zusammenstoß mit Hans-Olaf Henkel droht.

Begegnungen mit Prominenten, vielleicht sogar gemeinsame Erlebnisse mit berühmten und bekannten Herrschaften, zählen für manche Menschen ja zu den herausragenden und besonders erwähnenswerten Ereignissen in ihrer Biographie. Derartige Bedeutungen maßen die Teilnehmer der abendlichen Runde ihren ganz persönlichen Erlebnissen zwar nicht bei, trotzdem gab es gestern viel zu erzählen.

AL berichtete, dass er vor ein paar Tagen in der Buchhandlung beinahe Hans-Olaf Henkel über den Haufen gerannt hätte, immerhin auch ein “Commandeur” der Französischen Ehrenlegion. Herr Henkel sei wohl spät dran gewesen auf dem Weg zur Lesung, AL wiederum hatte es eilig, noch rechtzeitig aus dem Laden herauszukommen  – und so hörte man kurz darauf an der Eingangstür Schuhsohlen quietschen. Wenns ganz blöd gelaufen wäre, hätte a) die Lesung wohl nicht mehr stattfinden und b) AL nur vom Krankenlager aus über dieses Missgeschick berichten können. Aber es ist ja nichts passiert.

Mir fiel daraufhin ein, dass ich mal den Bundespräsidenten getroffen habe , als ich in der Hochschule für Musik und Theater in Rostock auf dem Weg zu den Sanitäranlagen war. Ich wollte gerade die Tür aufdrücken, als von innen jemand den Griff herunterdrückte und die Tür aufstieß. Dort stand Horst Köhler, der gerade da her kam, wo auch Bundespräsidenten und Reporter zu Fuß hingehen. Wir wussten beide nicht, was wir sagen sollten, sahen uns für den Bruchteil einer Sekunde an, lächelten scheu und gingen dann unserer Wege.

AL erinnerte sich daraufhin, dass ihm Walter Momper mal auf den Fuß getreten sei. Wie schmerzhaft das war, darüber haben wir nicht mehr gesprochen.

Über welche Begegnungen können Sie berichten?

Tröten am Herbst-Himmel

Höhepunkt des Tages – das steht auch jetzt zur Mittagszeit schon fest – war heute der Schwarm Kraniche, der ganz hoch am am wolkig-weißen Schweriner Herbst-Himmel über der Stadt kreiste. Das wäre unbemerkt geblieben, wenn es a) nicht so unglaublich ruhig in der Schelfstadt gewesen wäre und b) die Vögel nicht so nachdrücklich getrötet hätten. Was für ein Schauspiel.

Besen als Löffel

In einigen Büros sind Löffel out und kleine Schneebesen absolut in. Und die haben sogar einen Vorteil.

“So rührt man jetzt um”, sagte man mir, weil ich wohl eindeutig verdutzt dreinblickte. Für die Besprechung am Mittag lag neben der Kaffeetasse nämlich kein handelsüblicher Löffel, sondern vielmehr ein kleiner Schneebesen wie aus der Puppenküche. Jeder bekam einen. Die metallenen Utensilien gehören angesichts der Gebrauchsspuren an Griff und Besen ganz offensichtlich zur Standardausrüstung im Büro.

Nun gut, so nahm ich denn ergeben den kleinen Besen und verwirbelte das Milchpulver in der Tasse. Einen Zeit-, Aromen- oder Coolness-Vorteil konnte ich nicht feststellen. Allerdings auch keine Nachteile. Vielleicht war der Besen auch nötig, weil der Kaffee “ganz schön nördlich” war (um hier mal meine Oma zu zitieren, die kräftig angerührten, starken Kaffee gern mit den grimmigen klimatischen Bedingungen des Nordens assoziierte. Mit fortschreitendem Alter und damit verbundener gesundheitlicher pedantischer Sensibilität, was möglicherweise schädliche Einflüsse auf denen eigenen Körper anging,  war es schließlich soweit, dass meine Großmutter selbst entkoffeinierten, hellbraunen Kaffee, durch den man den Boden der Tasse erkennen konnte, für zu nördlich befand… aber das ist eine andere Geschichte. Der Begriff “nördlich” im Zusammenhang mit Kaffee ist in der Familie jedenfalls verbraucht).

Aber halt! Einen Vorteil gibt es doch. Mit diesem Ding wird auch der letzte Stoffel gar nicht erst versuchen, Zucker aus dem Topf zu schaufeln. Es gibt schließlich wenig Abstoßenderes, als sein Gegenüber dabei zu beobachten, wie es erst den eigenen Kaffeelöffel ableckt, um dann genau damit eine weitere Schippe Zucker aus der Dose zu schaufeln.

Wie auch immer. Es ist mir gelungen, den Kaffee fehlerfrei auch mit einem Schneebesen umzurühren. Außerdem erwarte ich nun die nächste Eskalationsstufe: Handrührgeräte, Innenbordmotoren am Becherrand oder ein Kaffeetassen-Jacuzzi…