Jetzt gleich im Deutschlandfunk (bis 15 Uhr): Campus und Karriere mit einem Bericht aus Rostock über den angekündigten Rücktritt des Rektors der Universität.
Schlagwort: Universität
Juristisches Weihnachten
Wer in diesen Tagen der Juristischen Fakultät der Universität Rostock einen Besuch abstattet, dem wird der aufwändige Schmuck im Eingangsbereich auffallen.
Christbaum in vollem Ornat in der Jura-Fakultät in Rostock
Dort steht – zwischen Bistrotischen, Getränkeautomat und Sofa aus grauer Vorzeit – ein Weihnachtsbaum in vollem Ornat. Jetzt, im Februar, über 5 Wochen nach dem Heiligen Abend. Warum? Vielleicht ist ja der Dekorationsbeauftragte der Fakultät seit langer Zeit krank, und niemand fühlt sich zuständig, das inzwischen leicht verdörrte Gestrüpp mit den viel zu großen Christbaumkugeln seinem erlösenden Ende im Häcksler hinterm Haus zuzuführen.
Vielleicht fällt das Bäumchen den hunderten Studenten und Dozenten, die dort täglich vorbeihasten auch gar nicht mehr auf. Oder – und das ist am wahrscheinlichsten – niemand hält es mehr für nötig, noch mal in der Fakultät in Lichtenhagen aufzuräumen. Das Land hat schließlich nach langem Streit mit der Universität im vergangenen Jahr durchgesetzt, dass die juristische Ausbildung mit dem Abschluss Staatsexamen künftig nicht mehr angeboten wird. Von 15 Professoren bleiben maximal 6 übrig. Einschreibungen sind jetzt nicht mehr möglich. In etwa drei Jahren wird in weiten Teilen der Fakultät, die 1419 zu den drei Gründungsfakultäten der ältesten Universität im Ostseeraum gehörte, das Licht ausgehen.
Jahrelang hatten Uni und Land gestritten, über 15.000 Unterschriften gegen die Schließung hat eine Volksinitiative gesammelt, ein Verein hängte bitterböse Plakate am Uniplatz auf und prangerte die Landesregierung an, Studenten fuhren im hupenden Autokorso durch die Stadt, ein Rektor musste gehen, und viele Leserbriefe erschienen in den Tageszeitungen. Am Ende gab es ein offizielles Mediationsverfahren, bei dem sich der neue Rektor mit dem Land einigte. Jura wird es in Rostock künftig nur noch als Teil anderer Studiengänge geben, als Ausgleich bleibt der Studiengang Zahnmedizin erhalten.
Natürlich ging es dabei vor allem ums Geld. Zwei juristische Fakultäten, das sei einfach zu viel, hieß es im Bildungsministerium. Schließlich habe auch Greifswald eine rechtswissenschaftliche Fakultät. Die haben aber bestimmt nicht so einen standhaften Weihnachtsbaum.