Eiertanne

ostertanne
Eben noch alles winterlich weiß, jetzt ist plötzlich Frühling und in ein paar Tagen ist Ostern... da kann man ja schon mal zwei Dekorationsideen kombinieren - so wie bei dieser Werbetanne vor einem Geschäft in der Puschkinstraße in Schwerin. Foto: Christian Kohlhof

Echt dufte

Ich war auf der Suche nach etwas ganz anderem – und las plötzlich einen Testbericht über Klopapier mit Spekulatiusduft. Das hat man nun davon, wenn man seine Fragen an Onkel google derart unpräzise formuliert – immerhin stößt man durch die Liste der so erzielten Suchergebnisse manchmal ja Türen zu vollkommen neuen Welten auf. Für mich waren in diesem Fall zwei Dinge vollkommen neu:

1.) Es gibt Klopapier mit saisonal bedingten Parfümierungen

2.) Menschen machen sich die Mühe, ausführliche Testberichte über Klopapier mit saisonal bedingten Parfümierungen zu schreiben

So stieß ich also auf den Erfahrungsbericht der Nutzerin Tweety30 im Kundenportal “ciao!”. Sie hat ihn vor knapp drei Jahren verfasst  und in die Rubrik “Home > Beauty > Hygieneartikel > Toilettenpapier > Touching Toilettenpapier mit Spekulatius-Duft und Rentier Motiven > Erfahrungsberichte” eingeordnet. Überschrift: “Ich schnüffel am Klopapier … ;o)” – das ist natürlich schon mal witzig gemeint.

Was folgt, ist eine ausführliche Abhandlung über Kaufmotiv, Beschaffenheit und Anwendung des erwähnten Produkts. So erfährt der Leser im Abschnitt “Der Inhalt” unter anderem: “Die einzelnen Blätter haben eine Größe von 9,8 x 13,6 cm und 20,4 m sind auf einer Rolle drauf.” Der Verweis auf ins Papier geprägte Rentier-Bildchen fehlt selbstverständlich nicht, und so heißt es in der gebotenen Ausführlichkeit unter “Mein Gesamteindruck”: “Niedlich sieht es aus mit den Rentier-Motiven drauf! Die Rentiere lächeln freundlich, schauen mal nach rechts oder nach links oder stehen mal mit dem Hintern zu uns und blicken sich verschmitzt zu uns um. Dazwischen ist immer mal ein Stern abgebildet und es steht “Merry Christmas” oder “Happy New Year” drauf. Die Prägungen sind in einem gold-braun gehalten.” Und ein paar Zeilen weiter: “Ja, jedes Mal wenn ich jetzt auf der Toilette bin, muss ich am Klopapier schnuppern. Und ja, es riecht. Nach Spekulatius und nach Klopapier. So eine Mischung davon. Etwas seltsam.” Ach?!

Dies alles führt dann zu folgendem Fazit: “Ich halte das Weihnachts-Toilettenpapier für eine tolle und witzige Idee. […] Und es wäre doch wirklich toll, wenn das Klopapier so blumige Düfte hätte, dass man auf zusätzliche Raumsprays verzichten könnte. Allerdings könnte zu sehr parfümiertes Klopapier bei manchen empfindlichen Popos Allergien auslösen…” Ja, muss man alles bedenken. Man liest ja so viel.

Nun zum wirklich Erstaunlichen: Besagter Testbericht wurde bislang 2395 mal gelesen, so steht es in der Beitragsstatistik zum Artikel. Dort erfährt man auch: “Dieser Erfahrungsbericht wurde von 203 Ciao Mitgliedern durchschnittlich als sehr hilfreich bewertet.”

Da denkt man, einen könnte so schnell nichts mehr überraschen…

Blinkenase

blinknase
Wer greift da nicht zu? Repro: Christian Kohlhof

Wer noch die passende Ausstattung für den nächsten Weihnachtsmarktbummel sucht, der wird gewiss beim Billigheimer fündig. Unlängst ist ein Container Blinke-Nasen mit Elchgeweih und Ohren im Restpostenmarkt eingetroffen. Beachten Sie in diesem Zusammenhang bitte auch die ebenso billige wie lausige Fotomontage, was die Blinkenase angeht. Wer greift da nicht gern zu?

Werbeanruf: Weniger Anrufe

Klingeling. 0800er-Nummer.

Ich: “Hier ist Christian Kohlhof.”

Telefon: “Schönen guten Tag, mein Name ist C.Z. Ich rufe im Auftrag der Deutschen Telekom an. Ich möchte bitte Christian Kohlhof sprechen.”

Ich: “Das bin ich.”

Telefon: “Schön, dass ich Sie direkt erreiche. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Deutsche Telekom und T-Mobile nun in der Kundenbetreuung zusammenarbeiten – und dass Sie nun keine unnötigen Werbeanrufe mehr von uns erhalten.”

Ich: “?!?!???”

Telefon: “Das finden Sie doch sicherlich in Ordnung?”

Ich: “Jaa?”

Telefon: “Gut, dann würde ich das jetzt gern noch mal auf Band aufnehmen. Sind Sie damit einverstanden?”

Ich: “Bitte was?”

Telefon: “Um das zu protokollieren.”

Ich: “Ums mal zusammenzufassen: Sie wollen künftig keine unnötigen Anrufe mehr bei ihren Kunden machen… und ausgerechnet deshalb rufen Sie nun an?!?! Wäre es als erster Schritt nicht passender gewesen, einen Brief zu schicken? … Oder es einfach zu tun bzw. sein zu lassen?!?”

Telefon: “Ja, äh. Das hat Kostengründe… und Umweltschutzgründe. Es geht einfach schneller. Das Telefonieren.”

Ich: “Und was wollen Sie jetzt auf Band aufnehmen?”

Telefon: “Ich lese Ihnen die Fragen schon mal vor: 1.) – Ich bin mit der Aufzeichnung einverstanden… da sollten Sie dann ja sagen. Und dann: Ich bin damit einverstanden, dass die Deutsche Telekom und T-Mobile Kundendaten austauschen und mich über Aktionen und Angebote informieren.”

Ich: “?!?!??”

Telefon: “Das machen wir, um uns abzusichern. Aber verstehen Sie, ich handele auch nur nach Vorschrift.”

Ich: “Mit der Aufnahme bin ich nicht einverstanden.”

Telefon: “Dann bedanke ich mich und wünsche Ihnen schon mal einen schönen Feiertag.”

Ich: “Ihnen auch.”

Telefon: Klick.

Ich: “?!!???????????”

Das ist die sinngemäße Wiedergabe eines Anrufs von gerade eben. Werde jetzt mal beim Kundenservice nachfragen, was es damit auf sich hat. Im Pressebereich bei T-Home jedenfalls findet man alles Mögliche – bloß keinen Hinweis auf diese ach so segensreiche Aktion, dass man Kunden anruft um ihnen mitzuteilen, dass man sie künftig nicht mehr anruft – und um sich dann die Bestätigung zu holen, künftig ganz gezielt über Produkte  informieren zu dürfen …

Das erinnert mich überdies an einen Anruf am Sonntag vor wohl zwei Wochen. Gegen 10 Uhr morgens. Man ahnt ja nichts Böses, wenn man da aus dem Bett wankt und ans Telefon geht. “Ja, hier Frau Dingsbums vom Warnowkurier-Vertrieb (Warnowkurier – ein kostenloses Anzeigenblättchen, mit dem Mittwochs und Sonntags Rostocker Briefkästen ungefragt überschwemmt werden – als Hinweis für Leser von Auswärts). Ich wollte mal nachfragen, auch um unsere Zusteller zu kontrollieren, ob bei Ihnen heute schon der aktuelle Warnowkurier steckt.” Mal abgesehen davon, dass man Fachjargon vermeiden sollte, wenn man in Kontakt mit möglichen Kunden tritt, war mir das persönlich um diese Uhrzeit vollkommen egal. “Und deshalb rufen Sie also am frühen Sonntag hier an, ja?” – “Ja, äh, das dient unserer Qualitätskontrolle…” – “Wissen Sie was, ich weiß es nicht. Wo Ihr Warnowkurier steckt. Und ich kann Ihnen da auch nicht helfen.” – Zum Abschluss gabs das übliche Service-und-schönen-Tag-noch-Geschwafel.

Aber die besten Antworten fallen einem ja immer erst ein, wenn das Gespräch schon beendet ist. “Wissen Sie, wo sie sich ihren Warnowkurier und diesen Anruf hinstecken können?” wäre bestimmt lustig gewesen. Aber leider… bin ich für solche Dinge viel zu höflich… Noch jedenfalls. Mit jedem weiteren Aurf dieser Art schrumpft die Hürde, bis sie einfach überrannt wird.

Anlagetipp

anlagetipp
Moderne Gärtnerei-Werbung. Foto: Christian Kohlhof

Wohin mit dem eigenen Reichtum, wohin mit der eigenen Altersvorsorge, wenn die hochriskanten Wertpapiere in den Keller und deren Jongleure vor die Hunde gehen? Die Antwort auf die drängendste Frage in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise gibt eine Gärtnerei in Groß Grönau bei Lübeck. Der Anlagetipp: Am besten in Stauden, Sträucher, Büsche und Blumen investieren. Das Unternehmen verspricht eine geradezu sagenhafte Rendite auf diesem gar nicht mehr so neuen Markt: Bis zu 30 Prozent. Donnerwetter. Wie sicher diese Anlageform ist, ließ sich im Vorbeifahren allerdings nicht ermitteln. Was ist zum Beispiel, wenn irgendeine Schädlingsplage über das gerade eingebuddelte immergrüne Depot hereinfällt und alles kurz und klein knabbert – wie die Heuschrecken… oder wenn es in ein paar Jahren eine Kirschlorbeerschwämme gibt und die Preise fallen? Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis es eine Broschüre der Verbraucherschutzzentralen zu dieser “Anlageform” gibt…  Aber einen Punkt für Witz haben sich die Gärtner auf jeden Fall schon mal verdient.

Halten und greifen

Werbefilm für Winterreifen, wohl aus den 50er Jahren

Altes Werbefilmchen mit Matsch, Schnee und Frost in den Hauptrollen bei ihrem schandhaften Treiben (und wie man angeblich trotzdem auch bei widrigsten Straßenverhältnissen schwungvoll um jede Kurven fahren können soll):

[via]

Pizza Fictionale

Du weißt, Du bist auf billige Werbefotografie hereingefallen, wenn Dir beim Anblick dieser Verpackung

Schinken und Ananas-Stücke drängeln sich auf einer knackigen Pizza unter wie zufällig hingeworfenen Kräuterblättern. Das verspricht der Packungsaufdruck der "Ofenfrischen".

das Wasser im Munde zusammenläuft – und dir dann beim Anblick dieses Packungsinhalts ganz unwillkürlich die Spucke wegbleibt:

Schinken- und Ananasstücke verlieren sich auf der "reichhaltig mit ausgewählten Zutaten" belegten Pizza. Fotos: Christian Kohlhof

“Genießen Sie eine Pizza, deren lockerer Hefeteig reichhaltig mit ausgewählten Zutaten belegt ist”, schlägt der Hersteller auf der Packungsrückseite stolz vor und verspricht “köstlichen Duft” und “herrlich frischen Geschmack”. Diese tiefgefrorene Sensation wiegt laut Aufdruck 380 Gramm und soll zu zwölf Prozent aus Ananasstücken bestehen. Das wären etwas über 45 Gramm. Ich hab nicht abgewogen (denn ganz bestimmt sind die einzelnen Zutaten aufs Gramm genau verteilt), ich habe einfach nachgezählt: Das Bild auf der Packung zeigt 18 Ananasstücke und 23 Schinkenscheibchen.

Das reale Pendant bringt es auf 20 Ananasecken und gerundet 23 Schinkensplitter. Damit ist man als Kunde genau genommen doch auf der Gewinnerseite, oder etwa nicht. Schließlich hat man ja sogar mehr Ananas bekommen als man nach einem flüchtigen Blick auf die Verpackung erhoffen dürfte. Nun gut, dafür verteilen sich die entscheidenden Zutaten auf der Pizza auf einer viel größeren Fläche. Man beachte in diesem Zusammenhang allerdings in etwa das untere Drittel der Fläche des Produkts…. Donnerwetter: 3 Schinken, 2 Ananas. Wem fällt da nicht sofort das Pizzafoto auf dem Karton ein? (Die dunklen Flecken im oberen rechten Viertel sind übrigens die Kräuter).

Und tatsächlich schmeckt die Pizza ja nicht schlecht – in weiten Teilen allerdings auch bloß ausschließlich nach Pizzateig und der roten Soße und dem Käse. Man darf eben nicht erwarten, dass man mit jedem Bissen, den man sich von einer “Pizza Schinken-Ananas” abschneidet, auch ein Stück Ananas und/oder Schinken erwischt. Wahrscheinlich liegt das alles daran, dass die Menge “ausgewählter, hochwertiger Zutaten” derzeit akut begrenzt ist, weil es so schwierig ist Hochwertiges auszuwählen. Ja, so wird es sein.

Jedenfalls hat die Pizza immerhin dazu geführt, dass ich mir einen neuen Produktnamen ausgedacht habe: “Pizza Schinken-Ananas” ist ja nur teilweise richtig. Wie wäre es stattdessen mit “Pizza Fictionale”? Da weiß man dann wenigstens, was man bekommt: “Pizza fattaccio” (oder so ähnlich).

Gnatzig

Die wohl nervigste Radiowerbung derzeit leistet sich Bauhaus auf diversen Kanälen. Dort jubiliert schon der Weihnachtsmann zu den Klängen von “Lasst und froh und munter sein” über die Angebote aus dem Baumarkt. Es geht dabei wohl um Lichterketten. Das ist zu früh. Viel zu früh. Viel zu nervig, viel zu einfallslos. Und überhaupt: Advent-ist-im-Dezember.de. Und bis der Weihnachtsmann kommt, dauert es noch 54 Tage.

Es ist allerdings zu befürchten, dass dieser Baumarkt-Weihnachtsmann nur der geifernde Vorbote einer jährlich wiederkehrenden Werbewelle zur Unzeit ist, und dass diese Welle spätestens ab morgen über uns herreinbricht. Ja, so etwas kann mich gnatzig machen. Ich bin gnatzig. Sehr gnatzig.

Wahlwerbung

“US-Präsidentschaftswahl 2008 – Sie sehen einen Wahlwerbespot des Bewerbers der Demokratischen Partei der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama. Für den Inhalt der Werbespots sind allein die Parteien verantwortlich. In den USA sind die TV-Stationen nicht zur Ausstrahlung solcher Filme verpflichtet, weshalb die Demokraten vier Millionen Dollar für die Rechte zur gleichzeitigen Ausstrahlung auf sieben Kanälen bezahlt haben. Und ja, dieser Film dauert fast eine halbe Stunde.”

Das Video zeigt fast eine halbe Stunde lang eine Art „Wahlwerbung“ weiterlesen