Der richtig knackige Frost kommt wohl noch in der nächsten Woche. In der Zwischenzeit schiebt der Wind auf dem Schweriner See die Eisschollenreste haufenweise ans Ufer: Dünne, teilweise glasklar wirkende Splitter und Platten, die geräuschvoll aneinanderschubbern.
Es hat geschneit. Die ganze Nacht. Nicht wenig, und das bei Temperaturen um null Grad. Gute Gründe also, heute morgen nicht aufs Fahrrad zu steigen. Eisigfeuchter Pappschnee, von den ersten Autoreifen zu glitschigen Buckelpisten verpresst, da legen manche sich schon beim Gedanken daran lang hin, brechen sich im Ernstfall liebgewonnene Extremitäten und jammern rum. Das wäre mir sicherlich auch passiert – aber ich habe jetzt Noppen. Genauer genommen Reifen mit Noppen. Winterreifen fürs Rad, mit jeweils gut 120 kleinen Metall-Spikes.
Allein auf der Fahrt hin zur Arbeit haben mir die kleinen Dinger bestimmt zehn Mal den Hintern gerettet. Jedes Mal, wenn das schneematschenasse Reifengummi ausbrechen wollte, griffen die Metallspitzen ein. Tatsächlich reichen die kleinen Stahlnupsies aus, das Fahrrad in der Waagerechten zu halten. Der Grip, den die Spikes bieten, ist erstaunlich. Zwar sind die Metallnägel auch keine Garantie fürs Überleben, wenn man hasenartig Haken schlagend über vereiste Winterwege brettern wollte, aber sie halten einen aufrecht und in der Spur. Man muss aber erst mal Vertrauen schöpfen, dass die Spikes tatsächlich mehr Sicherheit bieten.
Laut Hersteller ist es übrigens nicht nötig, die Reifen zu demontieren, sobald Tauwetter die letzte Schneeflocke hinweggerafft hat. Die Winterreifen mit Spikes sollen mehrere tausend Kilometer auch auf normalem Untergrund aushalten. Einzig das säuselnde Fahrgeräusch deutet dann noch darauf hin, dass diese Räder Noppen haben.
Das geht nur bei Tauwetter und nach knackigem Frost. Schmelzwasser muss auf der noch geschlossenen Eisdecke ruhen. Dann muss noch die Sonne scheinen. Es muss windstill sein. Und man muss dran vorbeikommen. Und ein Foto machen. Mehr ist eigentlich nicht nötig, um Schwerins Spiegelbild zu fotografieren. Man könnte fast meinen, in Mecklenburg-Vorpommerns Hauptstadt gehe es drunter und drüber – aber das ist sicherlich bloß eine optische Täuschung.
Pendlerprofitipp #18: Es kann nie schaden, eine Thermoskanne mit heißem Tee mit sich zu führen. So kann man schnell und sicher das Fahrradschloss am Bahnhof auftauen, wenn es über Nacht unter einem dicken Panzer aus Eisregen verschwunden ist. Nach meinem Eindruck wirkt Schwarzer Tee besonders gut, Roibusch hingegen ist eher nicht zu gerbauchen.
Die neue kohlhof.de-Ostereier-Kollektion ist fertig. Wieder einmal hat die Designschmiede einen aktuellen Trend aufgegriffen. Dies sind die Sammlermotive 2013: